Laissez-faire ist ein aus dem Französischen stammender Begriff, der wörtlich „lasst machen“ oder „gewähren lassen“ bedeutet und eine politische und wirtschaftliche Philosophie beschreibt, die für ein Minimum an staatlicher Einmischung in die Wirtschaft und in die Angelegenheiten des Einzelnen plädiert. Seine Ursprünge reichen bis ins 18. Jahrhundert zurück, wo er erstmals von den französischen Physiokraten, einer Gruppe von Ökonomen, die sich gegen den Merkantilismus und dessen staatliche Regulierungen aussprachen, populär gemacht wurde. Figuren wie Vincent de Gournay und Anne Robert Jacques Turgot prägten diesen Gedanken, indem sie argumentierten, dass die Wirtschaft am besten funktioniere, wenn sie von staatlichen Beschränkungen befreit sei und sich nach natürlichen Gesetzen entfalten könne.
Im Kontext der klassischen Nationalökonomie, insbesondere durch die Arbeiten von Adam Smith und sein Konzept der „unsichtbaren Hand“, wurde Laissez-faire zu einem zentralen Prinzip. Smith argumentierte in seinem Werk „Der Wohlstand der Nationen“, dass, wenn Individuen frei ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen verfolgen, dies paradoxerweise zum größten Nutzen für die gesamte Gesellschaft führt. Der Markt reguliere sich selbst durch Angebot und Nachfrage sowie den Wettbewerb, ohne dass eine zentrale Lenkung durch den Staat notwendig sei. Die Rolle des Staates sollte sich demnach auf den Schutz von Eigentumsrechten, die Durchsetzung von Verträgen und die Bereitstellung bestimmter öffentlicher Güter beschränken, die der private Sektor nicht effizient bereitstellen kann, wie etwa Landesverteidigung oder Justiz.
Über die reine Wirtschaft hinaus erstreckt sich das Laissez-faire-Prinzip auch auf andere Bereiche des sozialen und politischen Lebens. Es impliziert eine starke Betonung der individuellen Freiheit und Autonomie und lehnt paternalistische staatliche Eingriffe ab, die das Verhalten oder die Entscheidungen der Bürger regulieren wollen. Anhänger dieser Philosophie glauben, dass die Gesellschaft am besten gedeiht, wenn Einzelpersonen die Freiheit haben, ihre eigenen Wege zu wählen, solange sie dabei nicht die Rechte anderer verletzen. Dies führt zu einer generellen Skepsis gegenüber staatlichen Programmen, Subventionen oder Regulierungen, die als Hindernisse für Innovation und Wohlstand angesehen werden.
Historisch gesehen erlebte Laissez-faire seine Blütezeit im 19. Jahrhundert, insbesondere in Großbritannien und den Vereinigten Staaten, wo es die Industrielle Revolution und das rasante Wirtschaftswachstum begleitete. Die Befürworter sahen darin den Motor für Wohlstand, technologischen Fortschritt und die Ausweitung des Handels. Allerdings führte die weitgehende Abwesenheit staatlicher Regulierung auch zu sozialen Missständen, wie Kinderarbeit, gefährlichen Arbeitsbedingungen, extremen Einkommensunterschieden und der Bildung von Monopolen, die den Wettbewerb einschränkten. Diese negativen Auswirkungen führten zu wachsender Kritik und Forderungen nach staatlicher Intervention.
Die Große Depression in den 1930er Jahren gilt oft als ein Wendepunkt in der Akzeptanz des reinen Laissez-faire-Ansatzes. Die Unfähigkeit des Marktes, sich selbst zu korrigieren und die massiven sozialen Verwerfungen, die sie verursachte, führten zu einer Abkehr von dieser Doktrin und zur Entstehung neuer Wirtschaftstheorien, wie dem Keynesianismus. Diese neuen Ansätze sprachen sich für eine aktive Rolle des Staates bei der Stabilisierung der Wirtschaft, der Bekämpfung von Arbeitslosigkeit und der Bereitstellung sozialer Sicherungssysteme aus. Auch sozialistische und interventionistische Strömungen kritisierten Laissez-faire scharf für seine Ignoranz gegenüber sozialer Gerechtigkeit und seine Tendenz zur Konzentration von Macht und Reichtum.
Obwohl ein reines Laissez-faire-System heute kaum noch in Reinform existiert, bleiben seine Grundgedanken relevant und werden in verschiedenen politischen und wirtschaftlichen Debatten weiterhin diskutiert. Konzepte wie Deregulierung, Privatisierung und die Betonung von Freihandelsabkommen spiegeln Elemente des Laissez-faire-Denkens wider. Der Neoliberalismus, eine im späten 20. Jahrhundert entstandene Strömung, greift viele dieser Ideen auf, betont jedoch oft auch die Notwendigkeit eines starken Staates, der die Rahmenbedingungen für freie Märkte sichert und durchsetzt. Die Herausforderung besteht darin, ein Gleichgewicht zwischen individueller Freiheit, Markteffizienz und der Notwendigkeit staatlicher Eingriffe zur Korrektur von Marktversagen und zur Sicherung sozialer Gerechtigkeit zu finden.