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Lokalisierung (l10n)

Informatik

Lokalisierung, oft als „l10n“ abgekürzt (wobei die „10“ für die zehn Buchstaben zwischen dem „L“ und dem „n“ steht), ist der umfassende Prozess der Anpassung eines Produktes, einer Software, einer Website oder anderer Inhalte an die sprachlichen, kulturellen und technischen Anforderungen eines bestimmten Zielmarktes oder einer Region. Es geht weit über die reine Sprachübersetzung hinaus und berücksichtigt eine Vielzahl von Faktoren, die für die Akzeptanz und Benutzerfreundlichkeit im jeweiligen lokalen Kontext entscheidend sind. Das Ziel der Lokalisierung ist es, dass sich ein Produkt für den Endnutzer im Zielmarkt so anfühlt, als wäre es ursprünglich für ihn entwickelt worden.


Die Lokalisierung ist eng mit der Internationalisierung (i18n) verbunden, die ihr typischerweise vorausgeht. Während die Internationalisierung den Design- und Entwicklungsprozess eines Produktes so gestaltet, dass es überhaupt erst für verschiedene Sprachen und Regionen anpassbar ist (z.B. durch die Trennung von Benutzeroberflächentexten vom Code, die Unterstützung von Unicode), ist die Lokalisierung die eigentliche Umsetzung dieser Anpassung für spezifische Märkte. Ohne eine solide Internationalisierungsbasis kann die Lokalisierung extrem aufwendig, fehleranfällig oder sogar unmöglich sein. Es ist ein iterativer Prozess, der oft kontinuierliche Pflege erfordert, insbesondere bei Produktaktualisierungen.


Zu den Kernelementen der Lokalisierung gehören neben der reinen Sprachübersetzung – die nicht nur die korrekte Übertragung von Wörtern, sondern auch von Idiomen, Sprichwörtern, Tonalität und kulturellem Kontext umfasst – auch die umfassende Anpassung kultureller Aspekte. Dies beinhaltet die Berücksichtigung von Datums- und Zeitformaten (z.B. MM/TT/JJJJ in den USA gegenüber TT.MM.JJJJ in Deutschland), Währungsformaten und Symbolen (z.B. $ vor dem Betrag in den USA, € nach dem Betrag in einigen EU-Ländern), Maßeinheiten (metrisch vs. imperial), Nummernformaten (Tausendertrenner, Dezimaltrennzeichen), aber auch von Farbsymbolik, Bildern, Grafiken und sogar des Humors, der in verschiedenen Kulturen unterschiedlich interpretiert werden kann und oft Anpassungen erfordert, um nicht beleidigend zu wirken. Rechtliche und regulatorische Anforderungen des Zielmarktes spielen ebenfalls eine wichtige Rolle und müssen gegebenenfalls in Texten, Nutzungsbedingungen oder Funktionalitäten reflektiert werden, um Compliance zu gewährleisten.


Auf technischer Ebene erfordert die Lokalisierung die korrekte Handhabung von Zeichenkodierungen, um die Darstellung aller benötigten Schriftzeichen und Symbole zu gewährleisten, insbesondere bei Sprachen mit nicht-lateinischen Alphabeten wie Kyrillisch, Arabisch oder asiatischen Zeichensätzen. Auch die Unterstützung von Schreibrichtungen von rechts nach links (RTL) für Sprachen wie Arabisch oder Hebräisch muss im Layout und der Benutzeroberfläche berücksichtigt werden, was oft eine Spiegelung des gesamten UI-Designs nach sich zieht. Die Anpassung von Sortierreihenfolgen, die Korrektur des Layouts bei variierenden Textlängen nach der Übersetzung (sogenanntes "Text-Expansion" oder "Text-Contraction") und die Integration von lokalen Suchmaschinen, Zahlungsanbietern oder Kartenmaterial sind weitere technische Herausforderungen, die spezifisches Fachwissen erfordern. Die Verwendung von Translation Memorys, die bereits übersetzte Segmente speichern, und Terminologiedatenbanken, die eine konsistente Verwendung von Fachbegriffen sicherstellen, ist entscheidend, um Konsistenz und Effizienz im gesamten Lokalisierungsprozess zu gewährleisten und Kosten zu senken.


Die Vorteile einer erfolgreichen Lokalisierung sind immens: Sie ermöglicht es Unternehmen, neue Märkte zu erschließen, die Benutzerzufriedenheit und -bindung zu erhöhen, die Markenwahrnehmung positiv zu beeinflussen und letztlich den Umsatz zu steigern. Ein lokalisiertes Produkt wird von den Zielgruppen als relevanter und vertrauenswürdiger wahrgenommen. Die Herausforderungen liegen in der Komplexität des Prozesses, den hohen Kosten, die durch qualifizierte Übersetzer und Lokalisierungsspezialisten sowie spezielle Tools entstehen können, und der Notwendigkeit einer kontinuierlichen Pflege. Eine unzureichende Lokalisierung kann hingegen zu Missverständnissen, negativen Nutzererfahrungen und Reputationsschäden führen. Daher ist eine sorgfältige Planung und Ausführung unerlässlich.

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