Eine Moräne ist eine geologische Landform, die durch die Ablagerung von Geschiebematerial (Till) durch Gletscher entsteht. Dieses Material, das von Gletschern während ihrer Bewegung transportiert und bei ihrem Abschmelzen oder Rückzug abgelagert wird, besteht aus einer unsortierten Mischung von Gesteinsfragmenten unterschiedlichster Größe – von feinem Ton und Schluff über Sand und Kies bis hin zu großen Blöcken. Die Bezeichnung "Moräne" leitet sich vom savoyischen Dialektwort "morêna" ab, das einen Schutthaufen bezeichnet und bereits im 18. Jahrhundert in der geologischen Fachsprache etabliert wurde. Moränen sind somit direkte Zeugen vergangener oder aktueller Gletscheraktivität und spielen eine entscheidende Rolle im Verständnis der quartären Klimageschichte und der Landschaftsgenese.
Die Entstehung einer Moräne ist ein komplexer Prozess, der eng mit der Dynamik des Gletschers verbunden ist. Gletscher erodieren das Untergrundgestein durch Prozesse wie Abrieb (Abrasion) und Herausbrechen (Detraktion). Das dabei aufgenommene Material wird im Eis transportiert, entweder an der Gletschersohle (Basalgeschiebe), im Inneren des Eises (Internalgeschiebe) oder auf der Oberfläche (Supraglazialgeschiebe). Wenn der Gletscher vorrückt, schiebt er Material vor sich her oder lagert es unter sich ab. Beim Rückzug des Gletschers, sei es durch Abschmelzen oder Sublimation, wird das gesamte transportierte Material unsortiert freigegeben und bildet die charakteristischen Moränenwälle oder -flächen. Die Form und Größe einer Moräne hängen stark von der Menge des transportierten Materials, der Geschwindigkeit und Dauer des Gletschervorstoßes sowie den topographischen Gegebenheiten ab.
Es werden verschiedene Typen von Moränen unterschieden, basierend auf ihrer Lage zum Gletscher und ihrer Entstehungsweise. Die Grundmoräne ist eine ausgedehnte, oft wellige Ablagerung unter dem Gletschereis, die nach dem Abschmelzen des Gletschers eine sanft hügelige Landschaft bildet. Endmoränen, auch Stirnmoränen genannt, entstehen am Gletschertor, der Front des Gletschers, wenn das Eis über längere Zeit an einer Stelle verharrt und ständig Material ablagert; sie bilden oft bogenförmige Wälle. Seitenmoränen bilden sich entlang der Ränder des Gletschers, wo Material vom Gletscher an den Talhängen abgelagert wird und parallel zur Fließrichtung verläuft. Wenn zwei Gletscher zusammenfließen, können ihre Seitenmoränen zu einer Mittelmoräne verschmelzen, die dann als dunkler Streifen auf der Eisoberfläche sichtbar ist. Eine spezielle Form ist die Stauchendmoräne, die entsteht, wenn ein vorstoßender Gletscher ältere Ablagerungen oder den Untergrund staucht und aufschiebt, wodurch oft sehr unregelmäßige und hohe Wälle entstehen. Ablationsmoränen sind dagegen unregelmäßige Schutthalden, die durch das Abschmelzen von Eis mit hohem Schuttanteil entstehen.
Das Material, aus dem Moränen bestehen, wird als Geschiebemergel oder Till bezeichnet. Es ist typischerweise unsortiert und ungeschichtet, da es direkt aus dem Eis abgelagert wird, ohne dass Wasser eine Sortierwirkung entfalten konnte. Die Gesteinsfragmente können scharfkantig bis gerundet sein, abhängig von der Transportdistanz und der Intensität der Schleifprozesse unter dem Eis. Die Korngrößen reichen von Tonpartikeln bis zu riesigen Findlingen. Diese heterogene Zusammensetzung macht Moränenböden oft fruchtbar, da sie eine breite Palette an Mineralien enthalten, kann aber auch Herausforderungen für die Landwirtschaft oder den Bau darstellen. Die Zusammensetzung des Geschiebemergels gibt Aufschluss über die Herkunftsgebiete des Gletschers, da charakteristische Leitgeschiebe oft über weite Strecken transportiert wurden.
Moränen sind nicht nur geologische Besonderheiten, sondern prägen ganze Landschaften und Ökosysteme. Viele der heutigen Seen in Nordeuropa, Nordamerika und den Alpen sind in den Hohlformen von Grundmoränen oder hinter Endmoränenwällen entstanden. Sie beeinflussen die Hydrologie von Regionen, indem sie den Abfluss von Schmelzwasser kanalisieren oder Stauseen bilden. Auch für die Landwirtschaft sind moränische Böden von Bedeutung, da sie oft nährstoffreich sind, wenngleich ihre Textur von lehmig bis sandig variieren kann. In der Klimaforschung dienen Moränen als wichtige Archive, da ihre Ablagerungen und ihre Positionen Aufschluss über die Ausdehnung und das Alter vergangener Eiszeiten und Gletschervorstöße geben können. Die Untersuchung von Moränen ermöglicht es Wissenschaftlern, die Dynamik von Gletschern und die Reaktion des Klimasystems auf natürliche und anthropogene Einflüsse besser zu verstehen.
Die Verteilung von Moränen ist weltweit auf jene Regionen beschränkt, die einst von Gletschern bedeckt waren oder noch immer sind. Dazu gehören weite Teile Norddeutschlands, Skandinaviens, der Alpen, Nordamerikas (insbesondere Kanada und der Norden der USA), Patagoniens und Neuseelands. In diesen Gebieten sind Moränen oft die dominierenden Landschaftselemente und zeugen von der gewaltigen formenden Kraft des Eises während der Eiszeiten. Ihre Erhaltung und Analyse sind entscheidend für die Rekonstruktion paläoklimatischer Bedingungen und die Vorhersage zukünftiger Landschaftsveränderungen unter dem Einfluss des Klimawandels, der das Abschmelzen vieler heutiger Gletscher beschleunigt und somit neue Moränen freilegt oder bestehende verändert.