Das Perigäum bezeichnet den Punkt auf der elliptischen Umlaufbahn eines Himmelskörpers oder eines künstlichen Satelliten, an dem dieser der Erde am nächsten ist. Der Begriff leitet sich von den griechischen Wörtern „peri“ (nahe) und „ge“ (Erde) ab. Es ist ein fundamentales Konzept in der Himmelsmechanik und beschreibt eine spezifische Position innerhalb einer Keplerschen Umlaufbahn, die durch die Anziehungskraft der Erde dominiert wird.
Im Gegensatz dazu steht das Apogäum, der Punkt auf der Umlaufbahn, an dem der Himmelskörper die größte Entfernung zur Erde aufweist. Da die Bahnen der meisten natürlichen und künstlichen Himmelskörper um die Erde keine exakten Kreise, sondern Ellipsen sind, variiert der Abstand zur Erde ständig. Das Perigäum und das Apogäum sind die beiden Apsidenpunkte dieser elliptischen Bahn, die auf der sogenannten Apsidenlinie liegen, welche durch den Massenmittelpunkt der Erde verläuft.
Die Auswirkungen des Perigäums sind vielfältig und oft beobachtbar. Für den Mond beispielsweise führt das Erreichen des Perigäums zu einem geringeren Abstand zur Erde, was seine scheinbare Größe am Himmel leicht vergrößert. Dieses Phänomen wird populärwissenschaftlich manchmal als „Supermond“ bezeichnet, wenn ein Vollmond mit einem Perigäum zusammenfällt. Die Gravitationswirkung des Mondes auf die Erde ist im Perigäum ebenfalls stärker, was sich auf die Gezeiten auswirkt.
Die Gezeitenkräfte werden im Perigäum verstärkt, insbesondere wenn das Perigäum mit einer Neumond- oder Vollmondphase zusammenfällt (was zu einer sogenannten Springtide führt). Dann addieren sich die Anziehungskräfte von Sonne und Mond, und der geringere Abstand des Mondes im Perigäum führt zu besonders ausgeprägten Gezeiten, den sogenannten Perigäums-Springtiden. Diese können zu höheren Flutständen und niedrigeren Ebbeständen führen als gewöhnlich.
Für künstliche Satelliten und Raumfahrzeuge ist das Perigäum von entscheidender Bedeutung für die Missionsplanung und die Bahnerhaltung. Bei einem niedrigen Perigäum kann ein Satellit in dichtere Schichten der Erdatmosphäre eintauchen, was zu einem erhöhten Luftwiderstand und damit zu einem schnelleren Absinken der Umlaufbahn führt. Um dies zu verhindern, müssen in regelmäßigen Abständen Bahnmanöver durchgeführt werden, um das Perigäum anzuheben und die Lebensdauer des Satelliten zu verlängern. Umgekehrt kann ein niedriges Perigäum für Wiedereintrittsmissionen gezielt genutzt werden.
Die Position des Perigäums im Raum ist nicht fest, sondern verschiebt sich langsam über die Zeit, ein Phänomen, das als Apsidenpräzession bezeichnet wird. Diese Verschiebung wird durch gravitative Störungen anderer Himmelskörper, wie der Sonne, sowie durch die Abplattung der Erde verursacht. Für den Mond beträgt die Präzessionsperiode des Perigäums etwa 8,85 Jahre, was bedeutet, dass der erdnächste Punkt seiner Umlaufbahn sich in diesem Zeitraum einmal um die Erde dreht.
Der Begriff Perigäum ist eine spezifische Form des allgemeineren Begriffs Periapsis, der den erdnächsten Punkt einer Umlaufbahn um jeden beliebigen Zentralkörper beschreibt. Wenn der Zentralkörper die Sonne ist, spricht man von Perihel. Für andere Planeten oder Sterne werden entsprechende Bezeichnungen verwendet, wie beispielsweise Periastron für einen Stern oder Perijovium für den Gasriesen Jupiter, was die universelle Anwendbarkeit dieses Prinzips in der Himmelsmechanik unterstreicht.