Progesteron ist ein wichtiges Steroidhormon aus der Gruppe der Gestagene, das eine zentrale Rolle im weiblichen Fortpflanzungssystem spielt. Es wird hauptsächlich im Gelbkörper (Corpus luteum) des Eierstocks nach dem Eisprung produziert. Während einer Schwangerschaft übernimmt die Plazenta ab der etwa zehnten Woche die Hauptproduktion, was für den Erhalt der Gravidität entscheidend ist. Kleinere Mengen werden auch in der Nebennierenrinde, bei Männern in den Hoden und im Gehirn gebildet, wo es als Neurosteroid fungiert. Chemisch gehört Progesteron zu den C21-Steroiden und ist ein Vorläufer vieler anderer Steroidhormone, darunter Östrogene, Androgene und Kortikosteroide.
Im Menstruationszyklus ist Progesteron maßgeblich für die Vorbereitung der Gebärmutterschleimhaut (Endometrium) auf eine mögliche Einnistung einer befruchteten Eizelle verantwortlich. Nach dem Eisprung, in der sogenannten Lutealphase, steigt der Progesteronspiegel stark an. Progesteron bewirkt eine Verdickung und Sekretion des Endometriums, wodurch eine nahrhafte Umgebung für den Embryo geschaffen wird. Gleichzeitig hemmt es die Freisetzung von Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) aus dem Hypothalamus und damit die Freisetzung von Luteinisierendem Hormon (LH) und Follikel-stimulierendem Hormon (FSH) aus der Hypophyse. Dies verhindert die Reifung weiterer Follikel und einen erneuten Eisprung während der Lutealphase.
Findet eine Befruchtung und Einnistung statt, bleibt der Gelbkörper zunächst aktiv und produziert weiterhin Progesteron, unterstützt durch das humane Choriongonadotropin (hCG), das vom frühen Embryo ausgeschüttet wird. Diese anhaltende Progesteronproduktion ist essenziell, um die Schwangerschaft aufrechtzuerhalten. Progesteron wirkt muskelentspannend auf die Gebärmutter und verhindert so vorzeitige Kontraktionen, die zu einer Fehlgeburt führen könnten. Es stärkt auch den Zervixschleim, wodurch dieser undurchdringlicher für Spermien und Bakterien wird. Darüber hinaus spielt Progesteron eine Rolle bei der Entwicklung der Brustdrüsen während der Schwangerschaft, um sie auf die Milchproduktion vorzubereiten.
Progesteron entfaltet seine Wirkung, indem es an spezifische Progesteronrezeptoren in den Zielzellen bindet. Diese Rezeptoren sind intrazelluläre Proteine, die nach Bindung des Hormons in den Zellkern translozieren und dort die Genexpression beeinflussen. Dies führt zur Synthese spezifischer Proteine, die die zellulären Funktionen modulieren. In der klinischen Praxis wird Progesteron oder synthetische Derivate, sogenannte Gestagene, in verschiedenen Kontexten eingesetzt. Dazu gehören die Empfängnisverhütung (z.B. in der Pille oder Hormonspiralen), die Hormonersatztherapie bei Frauen in den Wechseljahren, die Behandlung von Zyklusstörungen, Endometriose und prämenstruellem Syndrom. Es wird auch in der assistierten Reproduktion eingesetzt, um die Einnistung zu unterstützen und frühe Schwangerschaften zu sichern.
Ein Mangel an Progesteron kann verschiedene Auswirkungen haben, darunter Zyklusstörungen, Unfruchtbarkeit, wiederholte Fehlgeburten oder prämenstruelle Symptome. Im Gegensatz dazu können erhöhte Progesteronsspiegel während der Schwangerschaft physiologisch sein, außerhalb der Schwangerschaft jedoch auf bestimmte Erkrankungen hinweisen. Nebenwirkungen einer Progesterontherapie können Müdigkeit, Schwindel, Brustspannen, Stimmungsschwankungen oder Kopfschmerzen sein, sind aber meist mild und vorübergehend. Die genaue Dosierung und Anwendungsform hängen stark von der individuellen Indikation und dem Patientenprofil ab.