Du sperrst eine Katze in eine Kiste. (Ja, klingt schon nach einem schlechten Start.) Dazu packst du noch ein radioaktives Atom, einen Geigerzähler, ein Giftfläschchen und einen hammerartigen Auslösemechanismus in die Box. Und jetzt kommt’s: Wenn das Atom zerfällt, schlägt der Mechanismus zu, das Gift wird freigesetzt – und die Katze stirbt. Wenn das Atom nicht zerfällt – bleibt Miezi quicklebendig.
So weit, so makaber. Aber was wollte der Physiker Erwin Schrödinger mit diesem morbiden Szenario zeigen? Ganz einfach: Er wollte deutlich machen, wie verrückt (also wirklich ver-rückt) die Quantenmechanik ist.
Im mikroskopischen Maßstab – bei Teilchen wie Atomen und Elektronen – gelten andere Regeln als in unserer Alltagswelt. Ein radioaktives Atom kann sich in einem sogenannten Superpositionszustand befinden – also gleichzeitig zerfallen und nicht zerfallen. Und wenn wir diese Idee auf die Box anwenden, heißt das: Solange niemand nachschaut, ist die Katze gleichzeitig lebendig und tot. Ja, wirklich.
Das ist natürlich keine Einladung zur Tierquälerei, sondern ein gedankliches Störfeuer gegen eine bestimmte Interpretation der Quantenphysik. Schrödinger fand es nämlich selbst absurd, was aus der sogenannten Kopenhagener Deutung folgt: dass erst der Akt der Beobachtung die Realität „festlegt“. Vorher ist alles in einem verschwommenen „sowohl als auch“.
Heute wird Schrödingers Katze oft zitiert, wenn es um Quantencomputer, Verschränkung oder das berühmte „Messproblem“ geht. Und obwohl keine echte Katze je leiden musste, hat diese fiktive Mieze eine ganze Physikgeneration zum Grübeln gebracht.
In der Quantenwelt kann etwas zwei Zustände gleichzeitig haben – aber sobald wir hinschauen, entscheidet sich das System für einen. Wie ein Würfelwurf, bei dem die Zahl erst beim Blick auf den Würfel „real“ wird. Klingt nach Zauberei? Willkommen in der Quantenmechanik.