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Absurdismus

Philosophie

Der Absurdismus ist eine philosophische Strömung, die sich mit dem fundamentalen Konflikt zwischen dem menschlichen Streben nach Sinn, Wert und Klarheit und der gleichgültigen, sinnleeren oder stummen Natur des Universums auseinandersetzt. Er ist keine rein pessimistische Lehre, sondern vielmehr eine Analyse der menschlichen Existenz angesichts dieser unauflöslichen Dissonanz. Im Kern steht die Erkenntnis, dass der Mensch ein Bedürfnis nach Kohärenz und Bedeutung hat, das die Welt ihm nicht erfüllen kann. Dies führt zu einem Gefühl der Entfremdung und des "Absurden".


Die bekannteste Figur des Absurdismus ist Albert Camus, dessen Essays wie "Der Mythos des Sisyphos" und Romane wie "Der Fremde" die Kerngedanken prägen. Camus argumentierte, dass der Mensch, einmal mit der Absurdität konfrontiert, drei Wege einschlagen kann: den physischen Selbstmord (den er ablehnt), den philosophischen Selbstmord durch einen Sprung in religiösen Glauben oder eine metaphysische Doktrin (den er ebenfalls ablehnt, da er die Absurdität leugnet), oder die Revolte. Die Revolte bedeutet, die Absurdität anzuerkennen und dennoch ein erfülltes Leben in vollem Bewusstsein dieser Sinnlosigkeit zu führen, ohne sich ihr zu unterwerfen.


Obwohl Camus der prominenteste Vertreter ist, finden sich Vorläufer und verwandte Ideen auch bei anderen Denkern. Søren Kierkegaard, ein dänischer Philosoph des 19. Jahrhunderts, beschrieb in seinen Werken die "Angst" und die "Verzweiflung" des Menschen, der mit der Unendlichkeit und der Notwendigkeit der Wahl konfrontiert ist. Seine Konzepte des "Sprungs in den Glauben" können als Versuch interpretiert werden, die Absurdität zu überwinden, auch wenn Camus diesen Weg ablehnt. Auch Franz Kafka thematisierte in seinen Romanen und Erzählungen die absurde Bürokratie und die Entfremdung des Individuums in einer unverständlichen Welt, wodurch er das Gefühl des Absurden literarisch verarbeitete.


Der Absurdismus unterscheidet sich vom Nihilismus. Während der Nihilismus oft die Schlussfolgerung zieht, dass, da nichts einen intrinsischen Sinn hat, auch nichts von Wert ist und alle Handlungen bedeutungslos sind, führt der Absurdismus zu einer anderen Konsequenz. Die Erkenntnis des Absurden muss nicht zur Passivität oder Verzweiflung führen. Stattdessen kann sie eine Befreiung von den Illusionen des Sinns sein und zu einer intensiveren, bewussteren Wertschätzung des Lebens im Hier und Jetzt führen. Der absurde Mensch lebt in ständiger Konfrontation mit der Sinnlosigkeit, aber er findet seine Würde und Freiheit gerade in dieser Rebellion gegen das Schicksal.


In der Kunst fand der Absurdismus seinen Ausdruck im "Theater des Absurden", mit Dramatikern wie Samuel Beckett ("Warten auf Godot") und Eugène Ionesco. Diese Stücke zeichnen sich durch fragmentierte Dialoge, repetitive Handlungen, fehlende logische Kausalität und Charaktere aus, die oft ziellos und entfremdet wirken. Sie spiegeln die menschliche Situation wider, in der Kommunikation zusammenbricht und die Suche nach Sinn vergeblich ist. Das Absurde wird hier nicht nur thematisiert, sondern in der Form selbst erlebbar gemacht, indem es die Erwartungen des Publikums an Logik und Kohärenz unterläuft.


Die Lehre des Absurdismus bietet keine einfachen Antworten oder Trost, sondern fordert den Einzelnen auf, seine Existenz in ihrer ganzen Widersprüchlichkeit zu akzeptieren. Sie ist eine Einladung, die Freiheit zu nutzen, die aus der Erkenntnis der Sinnlosigkeit erwächst, und das Leben mit Leidenschaft und Rebellion zu gestalten, selbst wenn der Kampf gegen die sinnlose Welt ein ewiger ist, wie Sisyphos' Steinrollen den Berg hinauf. Der Absurdismus ermutigt dazu, die Schönheit und Intensität des Moments zu erkennen und zu leben, auch wenn kein höheres Ziel oder transzendenter Sinn existiert, der das Ganze rechtfertigt.

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