Blogverzeichnis Bloggerei.de
top of page

Die schmelzende Zeitkapsel: Uralte Mikroben aus dem Permafrost und was sie für uns bedeuten.

Eine stilisierte Grafik zeigt im oberen Teil den Schriftzug "Permafrost taut – und setzt längst vergessene Mikroben frei" auf dunkelblauem Grund. Darunter ist ein Querschnitt eines Permafrostbodens dargestellt: Oben eine weiße Eisschicht mit angedeuteten Bergen, darunter eine hellblaue Schicht (vermutlich Auftauschicht) und dann eine dicke, braune Erdschicht. In dieser Erdschicht sind schematisch drei Mikroorganismen zu sehen: links ein gelbes, längliches Bakterium mit Geißeln, mittig ein größeres, blaues Virus mit Spikes, und rechts ein angedeuteter gelber Wurm oder eine Spirale. Die Grafik visualisiert das Freisetzen von Mikroben aus tauendem Permafrost.

Stell dir vor, tief unter der eisigen Oberfläche der Arktis und in den kältesten Winkeln unserer Hochgebirge schlummert ein Gigant – ein gefrorener Riese, der seit Jahrtausenden, ja sogar Jahrmillionen, Geheimnisse hütet. Dieser Riese ist der Permafrost, ein dauerhaft gefrorener Boden, der nun, im Zuge des globalen Klimawandels, langsam aber sicher erwacht. Und mit seinem Erwachen, seinem Tauen, gibt er nicht nur gewaltige Mengen an Kohlenstoff frei, die unser Klima weiter anheizen könnten, sondern auch eine verborgene Welt mikroskopisch kleiner Lebewesen. Bakterien, Viren, Pilze – eine unsichtbare Armee, die seit Äonen im Eis gefangen war und nun zurück in die moderne Welt drängt. Es ist eine Vorstellung, die zugleich fasziniert und beunruhigt, eine echte Entdeckungsreise in die Vergangenheit mit potenziell weitreichenden Folgen für unsere Zukunft. Bist du bereit, mit mir in diese eisige Tiefe hinabzusteigen und zu ergründen, was da auf uns zukommen könnte?


Permafrost, dieser Begriff klingt erst einmal nach ewiger, unveränderlicher Kälte. Und tatsächlich ist er definiert als Boden, Schutt oder Fels, dessen Temperatur für mindestens zwei aufeinanderfolgende Jahre bei oder unter dem Gefrierpunkt liegt. Er bedeckt rund ein Viertel der Landoberfläche der Nordhalbkugel – riesige Flächen in Sibirien, Kanada und Alaska, aber auch in den Hochlagen der Alpen, ja sogar an unserer Zugspitze. Stell dir das mal vor: Bereiche, die flächenmäßig die Gletscher übertreffen! Typischerweise finden wir an der Oberfläche eine Auftauschicht, die im Sommer taut und im Winter wieder gefriert. Darunter aber erstreckt sich der eigentliche Permafrostkörper, der Hunderte, in Sibirien sogar über 1500 Meter tief in die Erde reichen kann! Dieser gefrorene Boden ist nicht nur kalt, er ist auch ein gigantischer Speicher. Über Jahrtausende haben sich dort abgestorbene Pflanzen- und Tierresten angesammelt und wurden konserviert. Schätzungen gehen davon aus, dass im Permafrost etwa doppelt so viel Kohlenstoff gebunden ist wie derzeit in unserer gesamten Atmosphäre. Ein wahrhaft schlafender Kohlenstoff-Riese! Doch dieser Riese ist empfindlich, denn seine Existenz hängt direkt von den kalten Temperaturen ab. Und genau hier liegt das Problem: Unser Planet erwärmt sich, und die Arktis sogar überproportional schnell.


Ein atemberaubendes Landschaftsbild zeigt die arktische Tundra im Licht eines dramatischen Sonnenuntergangs. Zahlreiche Thermokarst-Vertiefungen formen eine hügelige, zerrissene Oberfläche, gefüllt mit dunklen, neu entstandenen Seen. Im Hintergrund ragen schmelzende Gletscher zwischen schroffen Berghängen auf. Sonnenstrahlen brechen durch schwere Wolken und tauchen die Szene in ein goldbraunes, fast mystisches Licht. Die Aufnahme wirkt hochrealistisch und fängt den brüchigen Zustand des Permafrostbodens auf eindrucksvolle Weise ein.

Die Folgen dieses "großen Tauens" sind bereits jetzt dramatisch sichtbar. Die Temperaturen in den oberen Permafrostschichten sind in den letzten Jahrzehnten um bis zu 2°C gestiegen. Die südliche Grenze des Permafrosts verschiebt sich nach Norden, in den Alpen steigt sie höher hinauf. Was passiert, wenn das Eis im Boden schmilzt? Die Landschaft verändert sich radikal. Es entstehen sogenannte Thermokarst-Landschaften – unregelmäßige Senken und Hügel, wo sich neue Seen bilden oder alte verschwinden. Küstenlinien, die von Permafrost stabilisiert wurden, erodieren mit erschreckender Geschwindigkeit, manchmal Dutzende Meter pro Jahr! In den Bergen verlieren Hänge ihre Stabilität, Fels- und Bergstürze nehmen zu, weil das Eis, der "Klebstoff" der Berge, schwindet. Und all das hat massive Auswirkungen auf die Menschen und die Infrastruktur in diesen Regionen. Straßen sacken ab, Gebäude werden instabil, Pipelines brechen. Millionen Menschen leben in Gebieten, die durch das Tauen des Permafrosts hochgradig gefährdet sind. Doch die vielleicht beunruhigendste Folge ist die sogenannte Permafrost-Kohlenstoff-Rückkopplung: Taut der Boden, beginnen Mikroorganismen, den gespeicherten organischen Kohlenstoff abzubauen. Dabei setzen sie Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) frei – Treibhausgase, die die Erderwärmung weiter antreiben, was wiederum zu mehr Permafrosttauen führt. Ein Teufelskreis, der das Potenzial hat, unsere Klimaziele ernsthaft zu gefährden.


Aber der Permafrost ist mehr als nur gefrorener Boden und ein Kohlenstoffspeicher. Er ist ein einzigartiges Ökosystem, eine Art evolutionäre Zeitkapsel, die eine unglaubliche Vielfalt an Mikroorganismen konserviert hat. Wir sprechen hier von Bakterien, Archaeen, einer ganzen Palette von Viren, Pilzen und sogar mikroskopisch kleinen Mehrzellern wie Fadenwürmern. Diese Winzlinge haben sich an extreme Bedingungen angepasst: Kälte, Nährstoffarmut, Dunkelheit. Und ihre Überlebensfähigkeit ist schlichtweg atemberaubend! Es gibt wissenschaftliche Belege für Bakterien, die nach 500.000 Jahren im Permafrost noch lebensfähig waren; ein Stamm der Gattung Bacillus wurde sogar aus 3,5 Millionen Jahre altem Eis isoliert! Fadenwürmer wurden nach 46.000 Jahren im sibirischen Permafrost erfolgreich wiederbelebt. Und dann sind da die Viren, oft reißerisch als "Zombie-Viren" bezeichnet. Riesenviren wie Pithovirus sibericum oder das kürzlich entdeckte Pandoravirus yedoma konnten nach 30.000 bzw. sogar 48.500 Jahren im gefrorenen Zustand im Labor reaktiviert werden. Das ist wirklich unglaublich, oder? Diese Mikroben nutzen ausgeklügelte Überlebensstrategien: Sporenbildung, Frostschutzproteine, Anpassungen ihrer Zellmembranen und eine drastische Reduktion ihres Stoffwechsels. Die Bedingungen im Permafrost – Kälte, Dunkelheit, Sauerstoffarmut – sind paradoxerweise ideal, um diese Lebensformen über geologische Zeiträume zu erhalten.


Die folgende Tabelle gibt einen kleinen Einblick in die Vielfalt der im Eis schlummernden Mikroorganismen:

Mikrobentyp

Beispiele (Gattung/Spezies)

Gemeldetes Überleben/Alter

Bakterien

Bacillus anthracis

Jahrzehnte (Kadaver), Sporen >100 J.


Bacillus sp. (Jakutien)

ca. 3,5 Millionen Jahre

Viren (Riesenviren)

Pithovirus sibericum

30.000 Jahre


Pandoravirus yedoma

48.500 Jahre

Archaeen

Methanogene Archaeen

Nachweis in tiefem Permafrost

Pilze

Aspergillus sp., Penicillium sp.

Aus Permafrost isoliert

Nematoden

Panagrolaimus kolymaensis

42.000 - 46.000 Jahre

Was bedeutet es nun, wenn diese uralten Mikroben durch das Tauen des Permafrosts freigesetzt werden? Hier beginnt der wirklich beunruhigende Teil der Geschichte. Wir müssen uns vor Augen führen, dass diese Organismen seit Jahrtausenden, manchmal Jahrmillionen, von der modernen Welt isoliert waren. Währenddessen haben sich die Ökosysteme an der Oberfläche und die darin lebenden Organismen, einschließlich uns Menschen, weiterentwickelt, neue Immunantworten ausgebildet und waren anderen evolutionären Drücken ausgesetzt. Die Mikroben aus dem Eis waren davon abgeschnitten. Es könnten also Organismen mit heute unbekannten oder längst vergessenen krankmachenden Eigenschaften, Stoffwechselwegen oder Resistenzgenen freigesetzt werden, gegen die moderne Lebewesen möglicherweise keine Abwehrkräfte besitzen. Das ist der oft zitierte "Faktor X" – das Unbekannte, das uns Sorgen bereiten muss. Zwar sind die bisher reaktivierten Riesenviren spezifisch für Amöben und für uns Menschen ungefährlich, doch ihre unglaubliche Langlebigkeit dient als "Proof of Concept": Wenn diese komplexen DNA-Viren so lange überdauern können, dann könnten das potenziell auch für uns gefährliche DNA-Viren wie Pocken- oder Herpesviren, deren Spuren man bereits im Permafrost gefunden hat.


Die Risiken, die vom tauenden Permafrost ausgehen, sind vielfältig und betreffen nicht nur die direkte Gefahr durch Pathogene. Eine der größten Sorgen ist die mögliche Reaktivierung bekannter Krankheitserreger. Der Milzbranderreger Bacillus anthracis ist hier ein Paradebeispiel. Seine Sporen können extrem lange in gefrorenen Tierkadavern überdauern. Der Ausbruch von Milzbrand 2016 auf der Jamal-Halbinsel in Sibirien, bei dem über 2000 Rentiere starben und auch Menschen erkrankten, wird direkt mit dem Auftauen alter Tiergräber in Verbindung gebracht. Auch die RNA des Virus der Spanischen Grippe von 1918 wurde in Leichen aus dem Permafrost Alaskas gefunden, und DNA von Pockenviren in Überresten aus dem 17. bis 19. Jahrhundert. Auch wenn die DNA oft stark fragmentiert ist und eine Reaktivierung infektiöser Viren unwahrscheinlich erscheinen mag – eine absolute Sicherheit gibt es nicht. Neben diesen "alten Bekannten" gibt es eben die Sorge vor prähistorischen Mikroorganismen, gegen die wir keine Immunität besitzen könnten – die bereits erwähnte "Krankheit X". Wildtiere in der Arktis könnten hier als erste Wirte fungieren und die Erreger dann auf den Menschen übertragen, ein klassisches Zoonose-Szenario. Und die zunehmende Erschließung der Arktis erhöht die Kontaktwahrscheinlichkeit.


Diese hochdetaillierte Makroaufnahme zeigt einen zylindrischen Permafrost-Eisbohrkern. Im klaren, strukturierten Eis sind winzige Luftbläschen und organische Partikel eingeschlossen. In der Mitte hebt sich ein stilisierter Mikroorganismus deutlich ab – orange-rötlich gefärbt, mit feinen Härchen und leicht schimmernd – als Symbol für uralte, konservierte Lebensformen. Die Beleuchtung ist weich und wissenschaftlich neutral, was die Textur des Eises betont und die faszinierende Konservierungsqualität dieser eingefrorenen Welt unterstreicht.

Ein weiterer, extrem brisanter Aspekt ist die Freisetzung von Antibiotikaresistenzgenen (ARGs). Permafrostböden sind ein riesiges natürliches Reservoir für uralte ARGs. Metagenomische Analysen haben gezeigt, dass in bis zu 30.000 Jahre alten Sedimenten Gene schlummern, die Resistenzen gegen wichtige Antibiotikaklassen wie β-Lactame, Tetracycline und sogar das Reserveantibiotikum Vancomycin vermitteln! Stellt euch vor, diese alten Resistenzgene gelangen durch horizontalen Gentransfer in moderne Bakterienpopulationen. Das könnte die globale Antibiotikaresistenzkrise, die uns ohnehin schon vor riesige Herausforderungen stellt, dramatisch verschärfen. Es ist, als würde eine uralte Waffenkammer der Bakterien geöffnet. Diese Erkenntnis, dass Antibiotikaresistenz ein natürliches Phänomen ist, das lange vor unserem Einsatz von Antibiotika existierte, ist zwar wissenschaftlich faszinierend, aber im Kontext der aktuellen Gesundheitskrise höchst alarmierend. Die Freisetzung dieser alten ARGs könnte die Entwicklung neuer Antibiotika zusätzlich erschweren und das Zeitfenster für wirksame Therapien weiter verkürzen.


Neben den direkten Gesundheitsrisiken gibt es gravierende ökologische und klimatische Auswirkungen. Die beschleunigte Freisetzung von Treibhausgasen wie CO2, Methan und Lachgas durch die mikrobielle Zersetzung des organischen Kohlenstoffs ist ein gewaltiges Problem, das die globale Erwärmung weiter antreibt. Aber das ist noch nicht alles. Im Permafrost sind auch Umweltgifte wie Quecksilber oder langlebige organische Schadstoffe (POPs) wie DDT gespeichert, die über Jahrzehnte akkumuliert wurden. Taut der Permafrost, werden diese Gifte mobilisiert, gelangen in Wasserwege, reichern sich in Nahrungsketten an und gefährden so Ökosysteme und die Gesundheit der Menschen, die von diesen Ressourcen leben. Auch die Bodenbeschaffenheit und die Nährstoffkreisläufe verändern sich fundamental. Es ist ein ganzes Kaleidoskop an potenziellen Risiken, die hier auf uns zukommen.


Die folgende Tabelle fasst einige dieser Risiken noch einmal zusammen:

Risikokategorie

Spezifisches Risiko

Beispiele/Mechanismen

Gesundheit Mensch/Tier

Reaktivierung bekannter Pathogene

B. anthracis (Milzbrand), Influenzaviren, Pockenviren (DNA-Nachweis)


Freisetzung "neuer alter" Pathogene ("Krankheit X")

Prähistorische Mikroben treffen auf immunnaive Populationen


Zoonosen

Übertragung von aufgetauten Erregern von Wildtieren auf Menschen

Antibiotikaresistenz

Verbreitung von Antibiotikaresistenzgenen (ARGs)

Horizontaler Gentransfer von uralten ARGs (z.B. gegen Vancomycin) auf moderne Bakterien

Ökologie/Klima

Emission von Treibhausgasen (CO2, CH4, N2O)

Mikrobielle Zersetzung von organischem Material, Permafrost-Kohlenstoff-Rückkopplung


Freisetzung von Umweltgiften

Mobilisierung von Quecksilber, POPs, Pestiziden (DDT)


Veränderung von Nährstoffkreisläufen und Bodenstruktur

Veränderte mikrobielle Aktivität, Wasserhaushalt, Verfügbarkeit von C, N, P


Bildung und Verbreitung von Bioaerosolen

Windverfrachtung von Mikroben, potenzielle Beeinflussung der Wolkenbildung

Die wissenschaftliche Debatte über diese Risiken ist komplex und bewegt sich oft zwischen fundierter Warnung und medialer Zuspitzung. Forscher wie Jean-Michel Claverie betonen das reale, wenn auch schwer quantifizierbare Risiko durch wiedererwachende Pathogene. Andere Experten schätzen das Risiko durch Viren aus dem Permafrost als nicht zwangsläufig höher ein als jenes von Viren aus anderen natürlichen Umgebungen und weisen darauf hin, dass viele Viren den Auftauprozess und die anschließende Exposition gegenüber UV-Licht und Sauerstoff schlecht überstehen dürften. Der Begriff "Zombie-Virus" hat zwar öffentliche Aufmerksamkeit erregt, birgt aber die Gefahr der Sensationalisierung. Wichtig ist: Die bisher reaktivierten Viren sind für Menschen ungefährlich, dienen aber als wichtige Indikatoren. Konsens herrscht jedoch darüber, dass der Permafrost eine immense Vielfalt an Mikroorganismen birgt, der Klimawandel sein Tauen beschleunigt und intensive Forschung absolut notwendig ist. Insbesondere die Freisetzung von Treibhausgasen und Antibiotikaresistenzgenen wird als ernstes, bereits relevantes Problem gesehen. Es ist ein klassisches Risikoparadoxon: Die Wahrscheinlichkeit eines katastrophalen "Zombie-Virus"-Ausbruchs mag gering sein, die potenziellen Konsequenzen wären jedoch verheerend.


Das Bild zeigt eine Petrischale unter dem Objektiv eines Mikroskops, gefüllt mit vielfältigen, farbenfrohen Bakterienkolonien – grün, gelb, orange, rot –, die aus einer aufgetauten Permafrostprobe stammen. Die Kolonien unterscheiden sich deutlich in Textur und Form. Rechts daneben liegen zwei saubere Pipetten sowie ein schematisch dargestellter DNA-Doppelhelix-Aufdruck auf der weißen Laborunterlage – ein Hinweis auf laufende genetische Analysen. Die Umgebung ist hell, steril und wissenschaftlich präzise gestaltet – ein Einblick in die Erforschung uralter Mikroben.

Weltweit arbeiten Forscher und Institutionen fieberhaft daran, diese Prozesse besser zu verstehen. Das Alfred-Wegener-Institut in Deutschland, die Max-Planck-Institute, Universitäten in den USA wie die University of Alaska Fairbanks, und französische Teams um Claverie sind nur einige der Akteure. Sie nutzen Feldstudien, Bohrungen, Laborkultivierungen und modernste molekularbiologische Techniken wie Metagenomik, um die verborgenen Welten im Eis zu entschlüsseln. Klimamodelle versuchen, das Tauen und die Kohlenstofffreisetzung vorherzusagen. Doch es gibt noch gewaltige Wissenslücken: Wie überlebensfähig sind verschiedene Pathogene wirklich? Wie funktioniert der Gentransfer von ARGs genau? Wie wirken sich Bioaerosole aus tauendem Permafrost aus? Der Zugang zu vielen Forschungsgebieten ist schwierig, die Forschung teuer und das System Permafrost unglaublich komplex. Wenn du tiefer in solche faszinierenden und manchmal auch beunruhigenden Wissenschaftsthemen eintauchen möchtest und keine Entdeckungsreise verpassen willst, dann melde dich doch für unseren monatlichen Newsletter an! Das Formular findest du ganz oben auf dieser Seite.


Was können wir also tun? Die wirksamste Maßnahme ist klar: die drastische Reduktion der globalen Treibhausgasemissionen. Nur so können wir die Erwärmung und das Tauen des Permafrosts verlangsamen. Lokale technische Maßnahmen können Infrastruktur schützen, aber das großflächige Tauen nicht aufhalten. Geoengineering-Ansätze wie Solar Radiation Management werden diskutiert, sind aber höchst umstritten und mit immensen Risiken behaftet. Wichtiger sind der Ausbau von Überwachungssystemen für den Permafrost und die mikrobielle Freisetzung, die Stärkung der öffentlichen Gesundheitssysteme in den betroffenen Regionen, die Entwicklung von Notfallplänen und strenge Biosicherheitsprotokolle. Internationale Kooperation in Forschung, Monitoring und Risikomanagement ist unerlässlich. Organisationen wie der Arktische Rat und die WHO spielen hier eine Schlüsselrolle. Ganz entscheidend ist auch die Einbindung des traditionellen ökologischen Wissens indigener Gemeinschaften, die seit Generationen in diesen Regionen leben und oft die ersten sind, die Veränderungen bemerken.



Das Auftauen des Permafrosts ist eine tickende Zeitbombe mit vielfältigen, miteinander verknüpften Risiken. Die Freisetzung von Treibhausgasen beschleunigt den Klimawandel, der wiederum das Tauen vorantreibt. Freigesetzte Toxine können Immunsysteme schwächen und anfälliger für Pathogene machen, deren Behandlung durch neue Antibiotikaresistenzen erschwert werden könnte. Es ist ein komplexes Geflecht, das uns zeigt, wie verwundbar unser Planet geworden ist. Die primäre und dringlichste Antwort muss im globalen Klimaschutz liegen. Gleichzeitig müssen wir uns auf die bereits unvermeidlichen Veränderungen vorbereiten und unsere Forschung intensivieren, um die "Unbekannten" im Eis besser zu verstehen. Die im Permafrost verborgenen Welten senden uns ein klares Signal: Die Stabilität der Polarregionen und Hochgebirge ist untrennbar mit der Stabilität unseres globalen Klimas und unserer Zivilisation verbunden. Es ist eine Herausforderung, die Weitsicht, Kooperation und ein tiefes Verständnis für die komplexen Zusammenhänge unseres Erdsystems erfordert.


Was denkst du darüber? Welche Aspekte findest du am beunruhigendsten oder vielleicht sogar am faszinierendsten? Lass es mich in den Kommentaren wissen und like diesen Beitrag, wenn er dich zum Nachdenken angeregt hat!

Für noch mehr spannende Einblicke und um Teil unserer Community zu werden, folge uns auch auf unseren Social-Media-Kanälen:




Verwendete Quellen:


  1. Permafrostböden: Taut der Dauerfrostboden, bekommt das die Welt zu spüren - ARD alpha - https://www.ardalpha.de/wissen/umwelt/klima/klimawandel/permafrostboden-klimawandel-kohlendioxid-methan-100.html

  2. Climate Change Indicators: Permafrost | US EPA - https://www.epa.gov/climate-indicators/climate-change-indicators-permafrost

  3. Fragen und Antworten zum Permafrost - Eskp.de - https://www.eskp.de/grundlagen/klimawandel/fragen-und-antworten-zum-permafrost-935726/

  4. Thawing Permafrost Could Leach Microbes, Chemicals Into Environment - JPL/NASA - https://www.jpl.nasa.gov/news/thawing-permafrost-could-leach-microbes-chemicals-into-environment/

  5. Zombie Viruses From the Arctic | Think Global Health - https://www.thinkglobalhealth.org/article/zombie-viruses-arctic

  6. Auftauender Permafrost: Uralte Keime als moderne Gefahr - Pharmazeutische Zeitung - https://www.pharmazeutische-zeitung.de/uralte-keime-als-moderne-gefahr-141753/seite/alle/

  7. Could microbes, locked in Arctic ice for millennia, unleash a wave of deadly diseases? - UNEP - https://www.unep.org/news-and-stories/story/could-microbes-locked-arctic-ice-millennia-unleash-wave-deadly-diseases

  8. Permafrost and the Global Carbon Cycle - NOAA Arctic - https://arctic.noaa.gov/report-card/report-card-2019/permafrost-and-the-global-carbon-cycle/

  9. Current and future permafrost emissions as large as major emitters - UNFCCC - https://unfccc.int/sites/default/files/resource/Permafrost%20v3.pdf

  10. Alpiner Permafrost - Deutscher Alpenverein - https://www.alpenverein.de/artikel/alpiner-permafrost-klimazeiger-und-klebstoff-der-alpen_6635525e-9a3f-4537-85a5-db15456929da

  11. Arctic Permafrost in climate change - Max-Planck-Gesellschaft - https://www.mpg.de/23899031/permafrost-climate-change

  12. Klimagefahr durch tauenden Permafrost? - Umweltbundesamt - https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/357/dokumente/klimagefahr_durch_tauenden_permafrost.pdf

  13. Permafrost: Kein globales Klima-Kippelement, trotzdem gravierende Auswirkungen - AWI - https://www.awi.de/ueber-uns/service/presse/presse-detailansicht/tauender-permafrost-kein-globales-klima-kippelement-trotzdem-gravierende-auswirkungen.html

  14. Cooling perspectives on the risk of pathogenic viruses from thawing permafrost | mSystems - https://journals.asm.org/doi/10.1128/msystems.00042-24

  15. Airborne Bacteria over Thawing Permafrost Landscapes in the Arctic - ACS Publications - https://pubs.acs.org/doi/10.1021/acs.est.4c11774

  16. One Health: Wechselwirkungen zwischen Mensch, Tier und Umwelt - NABU - https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/gesundheit/32557.html

  17. Isolation and Characterization of Bacteria from Ancient Siberian Permafrost Sediment - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4009857/

  18. An Update on Eukaryotic Viruses Revived from Ancient Permafrost - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC9958942/

  19. Zombie virus revitalized from permafrost: Facts and fiction - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10333728/

  20. Fadenwürmer überleben 46.000 Jahre im Permafrost | tagesschau.de - https://www.tagesschau.de/wissen/forschung/fadenwuermer-permafrost-100.html

  21. Ancient permafrost staphylococci carry antibiotic resistance genes - PubMed - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28959177/

  22. Unearthing Antibiotic Resistance Associated with Disturbance-Induced Permafrost Thaw in Interior Alaska - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC7825290/

  23. The Prehistory of Antibiotic Resistance - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4888810/

  24. Action Groups - International Permafrost Association - https://www.permafrost.org/action-groups/

  25. Ancient viruses in thawing permafrost: who are they and how do they impact present-day ecosystems? | PermAVirThaw - CORDIS - https://cordis.europa.eu/projects/101026933

  26. Emergency Prevention, Preparedness and Response - Arctic Council - https://arctic-council.org/about/working-groups/eppr/

Commentaires

Noté 0 étoile sur 5.
Pas encore de note

Ajouter une note
bottom of page
TopBlogs.de das Original - Blogverzeichnis | Blog Top Liste