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Supervulkane: Wenn die Erde bebt – Was passiert, wenn die Giganten erwachen?

Das Bild zeigt eine stilisierte Illustration eines ausbrechenden Supervulkans. Im Vordergrund stehen drei menschliche Silhouetten auf einem Hügel und blicken auf eine riesige Caldera, aus deren Zentrum eine gewaltige, dunkle Aschewolke in den Himmel steigt. Am Rand der Caldera sind kleine Häuser eines Dorfes zu sehen, die von der Größe des Vulkans überschattet werden. Der Himmel ist düster und wolkenverhangen. Rechts oben im Bild befindet sich ein rotes dreieckiges Warnschild mit einem Ausrufezeichen. Der Titel "Supervulkan – Was tun, wenn er ausbricht?" steht in großen weißen Buchstaben über der Szenerie.

Wenn wir über die gewaltigsten Kräfte unseres Planeten sprechen, dann kommen wir an einem Phänomen nicht vorbei: Supervulkane! Stell dir vor, unter unseren Füßen schlummern Giganten, deren Erwachen das Gesicht ganzer Kontinente verändern und das Weltklima auf den Kopf stellen könnte. Die schiere Vorstellungskraft reicht kaum aus, um sich die Dimensionen einer solchen Eruption auszumalen. Es ist eine dieser unsichtbaren Bedrohungen, die oft nur als Stoff für Katastrophenfilme herhalten, aber die wissenschaftliche Realität dahinter ist mindestens genauso packend. Der Begriff "Supervulkan" klingt ja schon respekteinflößend, fast wie aus einem Comic, aber er beschreibt geologische Systeme, die so unfassbar mächtig sind, dass sie uns demütig machen sollten. Manchmal sind es keine imposanten Bergkegel, die uns warnen, sondern riesige, unscheinbare Senken in der Landschaft – Calderen, die Zeugen vergangener, unvorstellbarer Ausbrüche sind. Lasst uns gemeinsam auf eine Entdeckungsreise gehen, um zu verstehen, was diese schlafenden Riesen wirklich sind, welche Katastrophenszenarien bei ihrem Erwachen drohen und wie die Wissenschaft versucht, uns vorzubereiten.


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Um wirklich zu begreifen, wovon wir hier sprechen, müssen wir uns kurz ansehen, wie Wissenschaftler die Sprengkraft von Vulkanen messen. Dafür gibt es den Vulkanexplosivitätsindex, kurz VEI. Diese Skala reicht von 0 (ein eher sanftes Lavafließen) bis 8 – und genau diese Stufe 8 beschreibt eine Supereruption. Wir reden hier von einer Eruption, bei der mehr als 1.000 Kubikkilometer (!) an Gestein, Asche und Bimsstein in die Atmosphäre geschleudert werden. Zum Vergleich: Der berühmte Ausbruch des Mount St. Helens 1980 war ein VEI 5, der Pinatubo 1991 ein VEI 6. Eine Supereruption ist also nochmals um viele Größenordnungen gewaltiger. Es ist, als würde man ein kleines Lagerfeuer mit einem gigantischen Waldbrand vergleichen. Die Energie, die dabei freigesetzt wird, ist schlichtweg atemberaubend.

VEI

Qualitative Beschreibung

Eruptionsvolumen (DRE*)

Auswurfsäule (Höhe)

Beispiel (Historisch/Prähistorisch)

Häufigkeit (ungefähr)

0

Effusiv

< 0.0001 km³

< 0.1 km

Kilauea

Täglich

1

Sanft

0.0001–0.001 km³

0.1–1 km

Stromboli

Täglich

2

Explosiv

0.001–0.01 km³

1–5 km

Galeras (1993)

Wöchentlich

3

Schwer

0.01–0.1 km³

3–15 km

Nevado del Ruiz (1985)

Jährlich

4

Katastrophal

0.1–1 km³

10–25 km

Eyjafjallajökull (2010)

Jahrzehntlich

5

Kataklysmisch

1–10 km³

>25 km

Mount St. Helens (1980), Vesuv (79 n.Chr.)

Jahrhundertlich

6

Kolossal

10–100 km³

>25 km

Pinatubo (1991), Krakatau (1883)

Alle 100-1000 Jahre

7

Super-Kolossal

100–1000 km³

>25 km

Tambora (1815), Santorin (Bronzezeit)

Alle 1000-10.000 Jahre

8

Apokalyptisch

>1000 km³

>25-30 km

Yellowstone (Lava Creek Tuff, 0.64 Ma), Toba (0.074 Ma), Taupō (Oruanui)

Alle 50.000-100.000 Jahre oder seltener

DRE = Dense Rock Equivalent (dichtes Gesteinsäquivalent). Aschevolumina sind typischerweise 2-3 mal größer.


Der Motor hinter solch einer gewaltigen Eruption ist eine riesige Magmakammer tief in der Erdkruste, die sich über Jahrtausende, manchmal Jahrmillionen, mit glutflüssigem Gestein füllt. Dieses Magma ist oft sehr siliziumreich, was es unglaublich zähflüssig macht – stellt euch das wie sehr dickflüssigen Honig vor, aber unvorstellbar heiß! Gleichzeitig sind darin riesige Mengen an Gasen gelöst, vor allem Wasserdampf und Kohlendioxid. Wenn der Druck dieser Gase die Festigkeit des umgebenden Gesteins übersteigt, kommt es zur Katastrophe: Das System explodiert förmlich. Ein typisches Kennzeichen einer Supereruption ist dann die Bildung einer Caldera. Weil die riesige Magmakammer darunter entleert wurde, stürzt das Dach darüber ein und hinterlässt einen gewaltigen, kesselförmigen Krater, der Dutzende Kilometer im Durchmesser haben kann. Viele der als Supervulkane bekannten Orte sind heute solche Calderen, manchmal mit malerischen Seen gefüllt, wie der Tobasee in Indonesien oder der Lake Taupō in Neuseeland. Es ist übrigens wichtig zu unterscheiden: "Supervulkan" bezeichnet ein Vulkansystem, das fähig ist, eine Supereruption hervorzubringen, aber nicht jede Eruption eines solchen Systems muss gleich eine VEI-8-Katastrophe sein. Viele dieser Systeme haben auch eine lange Geschichte kleinerer, aber immer noch gefährlicher Ausbrüche.


Weltweit gibt es schätzungsweise einige Dutzend solcher Systeme, die zu Supereruptionen fähig sind. Sie entstehen oft über sogenannten Hotspots – das sind quasi stationäre Schweißbrenner im Erdmantel – oder an Subduktionszonen, wo Erdplatten kollidieren und Magma in der Kruste aufsteigen lassen. Die Überwachung dieser schlafenden Riesen ist eine Mammutaufgabe und liegt meist in den Händen nationaler geologischer Dienste. Ein "aktiver" oder "ruhender" Status ist dabei eine grobe Vereinfachung; vielmehr werden diese Systeme kontinuierlich auf kleinste Veränderungen überwacht, und es gibt verschiedene Alarmstufen, die ihre aktuelle Unruhe widerspiegeln. Besonders heikel wird es natürlich, wenn solche Giganten in der Nähe dicht besiedelter Gebiete liegen.

Name

Standort (Land)

Caldera-Größe (km)

Letzte bekannte Supereruption (VEI & ca. Datum) / Bedeutende Eruption

Aktuelle Vulkanalarmstufe (Stand Mai 2025)

Yellowstone

USA (Wyoming, Montana, Idaho)

ca. 70 x 55

VEI 8, Lava Creek Tuff, ca. 640.000 Jahre zuvor

NORMAL / GRÜN

Campi Flegrei (Phlegräische Felder)

Italien (nahe Neapel)

ca. 12-13 Durchmesser

VEI 7, Kampanischer Ignimbrit, ca. 39.000 Jahre zuvor; Letzte Eruption 1538

GELB (Aufmerksamkeit) seit Dez. 2012

Toba

Indonesien (Sumatra)

ca. 100 x 30

VEI 8, Young Toba Tuff, ca. 74.000 Jahre zuvor

Keine aktuellen Aktivitätsberichte (Global Volcanism Program); Magmakammer füllt sich

Taupō Volcanic Zone (Taupō)

Neuseeland (Nordinsel)

Caldera-See: 616 km²

VEI 8, Oruanui-Eruption, ca. 26.500-27.000 Jahre zuvor

Stufe 0 (Keine vulkanische Unruhe)

Aira Caldera (Sakurajima)

Japan (Kyushu)

17 x 23 (Aira Caldera)

VEI 7, Aira-Eruption, ca. 22.000 Jahre zuvor; Sakurajima sehr aktiv

Sakurajima: Stufe 3 (Annäherung vermeiden) seit Juli 2022

Long Valley Caldera

USA (Kalifornien)

ca. 32 x 18

VEI 7, Bishop Tuff, ca. 760.000 Jahre zuvor

Thermisch aktiv, Anzeichen von Unruhe (Hebung, Seismizität), kontinuierlich überwacht

Laguna del Maule

Chile / Argentinien

ca. 20 x 15

Keine VEI 8 bekannt, aber hohes Potenzial, signifikante Hebungsraten

GRÜN (Februar 2025), früher GELB

Den Yellowstone-Nationalpark kennt ihr sicher – ein Naturparadies, aber eben auch einer der bekanntesten Supervulkane. Mindestens drei gigantische Ausbrüche hat er in seiner Vergangenheit erlebt, der letzte vor etwa 640.000 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Supereruption dort wird aktuell als sehr gering eingeschätzt, aber das System wird rund um die Uhr überwacht. Dann gibt es die Phlegräischen Felder, westlich von Neapel in Italien – eine riesige Caldera, die extrem dicht besiedelt ist. Der letzte wirklich große Ausbruch (Kampanischer Ignimbrit, VEI 7) ist zwar schon 39.000 Jahre her, aber das System zeigt immer wieder Unruhe, mit Bodenhebungen und Erdbeben, weshalb es seit 2012 auf Alarmstufe Gelb steht. Das macht es zu einem der gefährlichsten Vulkane der Welt, einfach wegen der vielen Menschen, die dort leben. In Indonesien liegt der Toba, Schauplatz einer der größten Eruptionen der Erdgeschichte vor 74.000 Jahren, die einen vulkanischen Winter auslöste. Auch hier füllt sich die Magmakammer langsam wieder. Und in Neuseeland finden wir die Taupō Volcanic Zone, wo sich die jüngste Supereruption der Erde ereignete, vor etwa 26.500 Jahren. Selbst die "kleinere" Taupō-Eruption vor rund 1.800 Jahren gilt als die heftigste der letzten 5.000 Jahre weltweit! Diese Beispiele zeigen, mit welch gewaltigen Kräften wir es zu tun haben und wie wichtig die ständige Beobachtung ist.


Angesichts dieses unfassbaren Zerstörungspotenzials ist es kein Wunder, dass die Wissenschaft alles daransetzt, diese Systeme zu überwachen. Denn fast jeder Vulkanausbruch kündigt sich durch geophysikalische und geochemische Veränderungen an. Diese Frühwarnzeichen richtig zu deuten, ist das A und O. Dabei setzt man auf eine multiparametrische Überwachung – kein einzelner Indikator reicht aus. Man kombiniert Daten von Seismometern, die Erdbeben registrieren (am Yellowstone z.B. 1000-3000 pro Jahr!), GPS-Stationen und Satellitenradaren (InSAR), die winzigste Bodenhebungen oder -senkungen im Millimeterbereich erfassen, mit Analysen vulkanischer Gase wie Schwefeldioxid (ein wichtiger Indikator für frisches Magma!) und der Beobachtung von Temperaturänderungen in heißen Quellen oder Fumarolen. Stellt euch ein riesiges Netzwerk aus Sensoren vor, das ständig lauscht, misst und Daten sendet. Spezialisierte Observatorien wie das Yellowstone Volcano Observatory (YVO) oder das italienische Osservatorio Vesuviano werten diese Datenflut aus und versuchen, Muster zu erkennen, die auf eine bevorstehende Gefahr hindeuten könnten.

Technikkategorie

Spezifische Methode

Gemessene Parameter

Seismische Überwachung

Seismometer-Netzwerke

Häufigkeit, Stärke, Tiefe und Art von Erdbeben, seismische Schwärme, vulkanischer Tremor

Geodätische Überwachung

GPS, InSAR, Tiltmeter, Strainmeter, Präzisionsnivellement

Änderungen der Bodenhöhe (Hebung/Senkung), laterale Verschiebungen, Bodenneigung, Gesteinsverformungen/-spannungen

Gasgeochemie

Spektrometer (COSPEC, DOAS, MultiGAS), direkte Probenahme

Konzentration und Emissionsrate vulkanischer Gase (SO₂, CO₂, H₂S etc.), chemische/isotopische Zusammensetzung

Thermische Überwachung

Bodenthermometer, Wärmebildkameras (terrestrisch/luft-/satellitengestützt)

Temperatur von Fumarolen, heißen Quellen, Kraterseen, Bodenoberfläche; Wärmefluss

Hydrologische Überwachung

Messung von Pegelständen, Temperatur, chemischer Zusammensetzung

Veränderungen in heißen Quellen, Geysiren, Grundwasserleitern

Visuelle/Satellitenbeobachtung

Webcams, Feldbeobachtungen, optische und Radar-Satellitenbilder

Visuelle Veränderungen (Dampf, neue Fumarolen, Eruptionssäulen), thermische Anomalien, Aschewolken, Vegetationsstress

Was aber, wenn das Undenkbare geschieht und ein Supervulkan mit voller Wucht (VEI 8) erwacht? Die unmittelbaren Folgen wären schlichtweg kataklysmisch. Die gefährlichste Bedrohung geht von pyroklastischen Dichteströmen aus – das sind rasende Glutwolken aus überhitzter Asche und Gasen, die mit hunderten Stundenkilometern alles im Umkreis von über 100 Kilometern vernichten und verbrennen. Da gibt es kein Entkommen. Hinzu kommt ein massiver Aschefall. Die Eruptionssäule kann 30 bis 50 Kilometer hoch in die Stratosphäre ragen, und die Asche wird über tausende von Kilometern verteilt. Regionen hunderte Kilometer entfernt könnten unter meterdicken Ascheschichten begraben werden, was Dächer einstürzen lässt, die Landwirtschaft vernichtet, Wasserquellen kontaminiert und den Flugverkehr global lahmlegt. Feine Aschepartikel in der Luft führen zu schweren Atemwegserkrankungen. Die Kombination aus Glutwolken und Ascheregen schafft eine Zone totaler Zerstörung.

Gefahrentyp

Typische Auswirkungen VEI 5-6

Typische Auswirkungen VEI 8 (Supereruption)

Pyroklastische Dichteströme (PDCs)

Reichweite: wenige bis Zehner von km

Reichweite: >100 km. Totale Zerstörung über riesige Flächen.

Aschefall (Mächtigkeit & Ausdehnung)

Lokal bis regional: cm bis dm Asche über hunderte km²

Regional bis kontinental: Meter dicke Ascheschichten hunderte km vom Zentrum, cm bis dm über tausende km Entfernung. Kollaps von Gebäuden.

Eruptionssäule (Höhe)

10-25 km (untere Stratosphäre)

30-50 km (hoch in die Stratosphäre)

Caldera-Bildung

Kleinere Krater oder Calderen möglich (wenige km Durchmesser)

Massive Caldera-Einstürze (Zehner von km Durchmesser)

Begleitende Erdbeben

Moderat bis stark, lokal begrenzt

Sehr starke Erdbeben im Zusammenhang mit Caldera-Kollaps, regional spürbar.

Atmosphärische Störungen

Lokale bis regionale Gewitter, kurzfristige Wetteränderungen

Bildung einer massiven Schirmwolke (Umbrella Cloud), erhebliche Störung atmosphärischer Zirkulationsmuster.

Tsunamis (bei küstennahen Eruptionen)

Lokal möglich

Potenziell große, regional wirksame Tsunamis.

Doch die unmittelbare Zerstörung ist nur der Anfang. Die langfristigen Folgen, allen voran der "vulkanische Winter", könnten die Welt über Jahre, vielleicht Jahrzehnte, verändern. Gewaltige Mengen an Schwefeldioxid, die in die Stratosphäre gelangen, reagieren dort zu Sulfataerosolen. Diese winzigen Tröpfchen bilden einen Schleier, der das Sonnenlicht reflektiert und zu einer globalen Abkühlung führt – manche Modelle sprechen von mehreren Grad Celsius, mit katastrophalen Auswirkungen auf die Landwirtschaft weltweit, massiven Ernteausfällen und Hungersnöten. Auch Niederschlagsmuster könnten sich verändern, Monsunsysteme ausfallen. Stellt euch eine Welt vor, in der die Nahrungsmittel knapp werden, Infrastrukturen zusammenbrechen und die Gesellschaft an ihre Grenzen gerät. Lloyd's of London schätzte einmal, dass ein Ereignis vergleichbar mit der Tambora-Eruption von 1815 (VEI 7!) heute Kosten von bis zu 3,5 Billionen Euro allein im ersten Jahr verursachen könnte! Die Vorstellung allein ist schwindelerregend.

Auswirkungsparameter

Geschätzter Effekt (Bandbreite)

Globale Temperaturänderung

Abkühlung um mehrere °C (Pinatubo-ähnlich ~0.5-1.3°C; Toba ~5°C, ältere Modelle bis 10°C)

Dauer der Abkühlung

Mehrere Jahre (2-3 Jahre, bis zu 1-2 Jahrzehnte)

Auswirkungen auf Vegetationsperioden

Signifikante Verkürzung, Frostschäden auch im Sommer in mittleren und hohen Breiten

Störung der Nahrungsmittelversorgung

Massive Ernteausfälle weltweit, Zusammenbruch von Fischereien, Hungersnöte

Veränderte Niederschlagsmuster

Reduktion des globalen Niederschlags, Ausfall von Monsunsystemen (z.B. Asien, Afrika)

Ozonabbau

Potenzielle Zerstörung der stratosphärischen Ozonschicht durch Aerosole

Was würde das für uns in Europa, speziell in Deutschland, bedeuten? Das hängt natürlich davon ab, welcher Supervulkan ausbricht. Bei einer Yellowstone-Eruption wäre der direkte Aschefall bei uns wahrscheinlich gering – vielleicht eine feine Staubschicht. Die Hauptlast würde Nordamerika tragen. Die viel größere Bedrohung käme von der globalen Abkühlung, die auch bei uns zu Ernteausfällen führen würde. Ganz anders sähe es bei einer Supereruption der Phlegräischen Felder in Italien aus. Dann könnten signifikante Aschemengen auch Deutschland erreichen, der Flugverkehr in Europa wäre für Wochen oder Monate gelähmt, und wir hätten neben der globalen Abkühlung auch direkte Gesundheitsrisiken durch Asche und sauren Regen. Ein beängstigendes Szenario, das zeigt, wie vernetzt unsere Welt ist und wie verwundbar wir gegenüber solch gewaltigen Naturereignissen sind.

Auswirkungstyp

Yellowstone-Szenario Details (Europa/DE)

Campi Flegrei-Szenario Details (Europa/DE)

Aschefall in Deutschland/Europa

Wahrscheinlich nur eine "feine Staubschicht". Hauptaschefall über Nordamerika.

Signifikanter Aschefall über weiten Teilen Europas, inkl. Deutschland, möglich (bis zu cm-Bereich).

Störung des Flugverkehrs

Globale Störung, die auch Europa massiv betreffen würde.

Lähmung des Flugverkehrs in Europa für Wochen bis Monate, potenziell schwerwiegender als Eyjafjallajökull 2010.

Temperaturänderung in Europa

Nördliche Hemisphäre bis zu 12°C kälter, Europa im Sommer nach Eruption möglicherweise 5°C kälter.

"Vulkanischer Winter" mit global sinkenden Temperaturen, auch in Europa spürbar.

Landwirtschaftliche Auswirkungen

Schwere Ernteausfälle durch Kälte und reduziertes Sonnenlicht.

Massive Ernteausfälle und Nahrungsmittelknappheit in Europa, einschließlich Deutschland.

Wirtschaftliche Auswirkungen

Indirekte, aber erhebliche wirtschaftliche Folgen.

Immense direkte und indirekte wirtschaftliche Schäden für Italien und Europa.

Gesundheitsrisiken

Primär durch globale Abkühlung und Nahrungsmittelknappheit.

Direkte Gesundheitsrisiken durch feine Asche (Atemwegserkrankungen) und sauren Regen.

Die gute Nachricht, wenn man das so sagen kann, ist, dass Supereruptionen extrem selten sind. Die jährliche Wahrscheinlichkeit wird auf etwa 1 zu 15.000 bis 1 zu 100.000 geschätzt. Für den Yellowstone geht man von einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 730.000 pro Jahr aus; manche Forscher meinen sogar, er befinde sich in einem "absterbenden Zyklus". Das Problem ist: Die Vorhersage ist unglaublich schwierig. Wie unterscheidet man normale Hintergrundaktivität von echten Vorboten einer Katastrophe in Systemen, die zehntausende Jahre ruhen? Das Verständnis der riesigen Magmakammern und der genauen Auslösemechanismen ist immer noch eine große wissenschaftliche Herausforderung. Obwohl eine exakte Vorhersage schwierig bleibt, kann die Überwachung eine eskalierende Unruhe erkennen. Die Kunst liegt dann darin, diese Signale richtig zu deuten und potenziell folgenschwere Entscheidungen, wie riesige Evakuierungen, auf Basis oft unvollständiger Informationen zu treffen.


Angesichts dieser gewaltigen, wenn auch seltenen Bedrohung, ist Vorbereitung das A und O. Das reicht von individuellen Notvorräten (Lebensmittel, Wasser, N95-Masken, wichtige Dokumente) und einem Kommunikationsplan für die Familie bis hin zu nationalen und internationalen Notfallplänen. Behörden wie das deutsche Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) geben Ratschläge und betreiben Warnsysteme wie die NINA-App. Auf internationaler Ebene gibt es Mechanismen zur Koordination von Hilfe. Besonders herausfordernd sind Evakuierungsstrategien für hunderttausende oder gar Millionen Menschen, wie sie etwa für die Region um die Phlegräischen Felder existieren. Das "Evakuierungsdilemma" – wann warnt man, wann evakuiert man bei unsicheren Prognosen und potenziell langen Vorlaufzeiten – ist eine enorme Verantwortung.

Ebene

Schlüssel-Vorsorgemaßnahmen (Auswahl)

Individuum/Haushalt

Risikoinformation, Notvorräte (Go-Kit, Stay-at-Home-Kit), Kommunikationsplan, N95-Masken, offizielle Warnungen verfolgen, Anweisungen befolgen (Evakuierung/Shelter-in-Place).

Gemeinschaft/Lokal

Lokale Evakuierungs-/Notfallpläne, Schutzräume, Frühwarnsysteme testen, Bevölkerung informieren/schulen.

National

Nationale Risikobewertung/Notfallplanung, Überwachungssysteme betreiben, Forschungsförderung, strategische Vorratshaltung (Nahrung, Medizin).

International

Förderung internationaler Forschungskooperationen, Harmonisierung von Warnsystemen, Entwicklung internationaler Hilfsmechanismen, Richtlinien für Flugverkehr bei Asche.

Supervulkane sind eine eindrückliche Erinnerung an die gewaltigen Kräfte, die unseren Planeten formen und unsere Existenzbedingungen mitbestimmen. Ihre Ausbrüche sind seltene, aber potenziell existenzielle Bedrohungen. Ein tiefes wissenschaftliches Verständnis, gepaart mit kontinuierlicher Wachsamkeit, dem politischen Willen zur langfristigen Vorsorge und internationaler Solidarität, ist unser bester Schutz, um die Zukunft im Schatten dieser ruhenden Giganten sicherer zu gestalten. Es ist ein Thema, das uns alle angeht, denn die Auswirkungen einer Supereruption würden keine nationalen Grenzen kennen. Was sind eure Gedanken dazu? Habt ihr euch schon einmal mit dem Thema Katastrophenvorsorge beschäftigt? Lasst es mich in den Kommentaren wissen, liked diesen Beitrag, wenn er euch zum Nachdenken angeregt hat, und teilt ihn gerne!


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Verwendete Quellen:


  1. Global supervolcano threat rises as scientists sound the alarm - The Brighter Side of News - https://www.thebrighterside.news/post/global-supervolcano-threat-rises-as-scientists-sound-the-alarm/

  2. What is a supervolcano? What is a supereruption? | U.S. Geological Survey - USGS.gov - https://www.usgs.gov/faqs/what-a-supervolcano-what-a-supereruption

  3. “Super Volcanoes” (U.S. National Park Service) - https://www.nps.gov/articles/000/-super-volcanoes.htm

  4. Scientists warn of growing danger from supervolcanoes - The Brighter Side of News - https://www.thebrighterside.news/post/scientists-warn-of-growing-danger-from-supervolcanoes/

  5. Supervolcanoes and their enormous eruptions | Natural History Museum - https://www.nhm.ac.uk/discover/what-is-a-supervolcano.html

  6. Supervulkan – Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Supervulkan#:~:text=Supervulkane%20besitzen%20eine%20besonders%20gro%C3%9Fe,von%20mindestens%201.000%20km%C2%B3%20aus.

  7. Global Catastrophic Risk Assessment: Chapter 4. Supervolcanoes - RAND - https://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/research_reports/RRA2900/RRA2981-1/RAND_RRA2981-1.chapter4.pdf

  8. Super Eruptions - Geological Society - https://www.geolsoc.org.uk/~/media/shared/documents/education%20and%20careers/Super_eruptions.pdf?la

  9. Could a large Yellowstone eruption significantly change the climate? - USGS.gov - https://www.usgs.gov/faqs/could-a-large-yellowstone-eruption-significantly-change-climate

  10. Volcano Updates | U.S. Geological Survey - USGS.gov - https://www.usgs.gov/volcanoes/yellowstone/volcano-updates

  11. The volcano is there but you can't see it: Campi Flegrei between myth and reality - INGV - https://ingv.it/en/ingv-newsletter-n-4-April-2020-year-xiv/the-volcano-is-there-but-you-can%27t-see-the-Phlegraean-fields-between-myth-and-reality

  12. The Volcanoes of Naples: how effectively mitigating the highest volcanic risk in the World? - NHESS - https://nhess.copernicus.org/preprints/nhess-2020-51/nhess-2020-51-manuscript-version4.pdf

  13. Volcano Monitoring: Deformation, Seismicity & Gas* - SERC - https://serc.carleton.edu/download/files/43027/iris_background_document_monit.pdf

  14. Modeling ash fall distribution from a Yellowstone supereruption - ResearchGate - https://www.researchgate.net/publication/265091096_Modeling_ash_fall_distribution_from_a_Yellowstone_supereruption

  15. How far would ash travel if Yellowstone had a large explosive eruption? - USGS.gov - https://www.usgs.gov/faqs/how-far-would-ash-travel-if-yellowstone-had-a-large-explosive-eruption

  16. What would happen if a "supervolcano" eruption occurred again at Yellowstone? - USGS.gov - https://www.usgs.gov/faqs/what-would-happen-if-a-supervolcano-eruption-occurred-again-yellowstone

  17. Science & Nature - Supervolcano - BBC - https://www.bbc.co.uk/sn/tvradio/programmes/supervolcano/article2.shtml

  18. Volcanoes | Ready.gov - https://www.ready.gov/volcanoes

  19. A Supervolcanic Eruption Is Brewing—And the World Isn't Ready - Glass Almanac - https://glassalmanac.com/a-supervolcanic-eruption-is-brewing-and-the-world-isnt-ready/

  20. Yellowstone eruption - ACP - https://acp.copernicus.org/preprints/5/7283/2005/acpd-5-7283-2005.pdf

  21. Volcanic ash for understanding abrupt climate shifts - GFZ - https://www.gfz.de/en/press/news/details/vulkansche

  22. Will the Yellowstone supervolcano erupt in our lifetime? - NSF - https://www.nsf.gov/news/will-yellowstone-supervolcano-erupt-our-lifetime

  23. Yellowstone Eruptions (Part 3 of 3) - USGS.gov - https://www.usgs.gov/media/videos/yellowstone-eruptions-part-3-3

  24. Vorsorge für den Notfall - BBK - https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/Vorsorge/vorsorge_node.html

  25. Update of the National Emergency Plan for Campi Flegrei - Protezione Civile - https://www.protezionecivile.gov.it/en/approfondimento/update-of-the-national-emergency-plan-for-campi-flegrei/

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