Mensch 2.0: Ist Transhumanismus der nächste Schritt unserer Evolution?
- Benjamin Metzig
- 27. Apr.
- 11 Min. Lesezeit

Okay, lass uns gemeinsam in ein Thema eintauchen, das gleichzeitig fasziniert, inspiriert und vielleicht auch ein wenig beunruhigt: den Transhumanismus. Hast du schon mal darüber nachgedacht, ob die Grenzen unseres menschlichen Körpers und Geistes wirklich in Stein gemeißelt sind? Oder könnten wir sie vielleicht überwinden, ja sogar transzendieren? Genau darum geht es im Kern dieser Bewegung, die sich anschickt, unsere Vorstellung vom Menschsein radikal zu verändern. Es ist eine Reise an den Rand dessen, was wir heute für möglich halten, und ich lade dich ein, mich auf dieser Entdeckungstour zu begleiten. Es ist eine Idee, die tief in alten Menschheitsträumen wurzelt – der Wunsch nach ewiger Jugend, nach übermenschlicher Stärke, nach grenzenlosem Wissen – aber sie bekommt durch die rasanten Fortschritte in Wissenschaft und Technik eine völlig neue, fast greifbare Dimension.
Was genau ist also dieser Transhumanismus? Im Grunde ist es eine philosophische Denkrichtung und eine internationale Bewegung, die sagt: Wir müssen uns nicht mit den biologischen Losen zufriedengeben, die uns die Evolution beschert hat – Alter, Krankheit, kognitive Beschränkungen, ja sogar der Tod. Stattdessen sollten wir moderne und zukünftige Technologien nutzen, um unsere intellektuellen, physischen und psychischen Fähigkeiten gezielt zu erweitern und zu verbessern. Es geht um nicht weniger als eine selbstgesteuerte Evolution, den "Menschen 2.0", wie manche sagen. Der Name selbst, aus dem Lateinischen "trans" (jenseits, über, hinaus) und "Humanismus", deutet schon an: Hier soll etwas überschritten werden. Dabei ist Transhumanismus mehr als nur eine Technologie-Sparte; es ist eine Weltanschauung, eine Ideologie, die zwar in den Werten der Aufklärung wie Vernunft und Fortschritt wurzelt, aber weit darüber hinausgeht, indem sie Technologie als das zentrale Werkzeug zur radikalen Transformation des Menschen sieht.

Die Idee ist dabei gar nicht so brandneu, wie man vielleicht denkt. Schon im 19. Jahrhundert gab es erste Anklänge, und Persönlichkeiten wie der Biologe Julian Huxley prägten den Begriff in den 1950ern. Seine Vision war noch eher ein "evolutionärer Humanismus", die Verwirklichung schlummernder menschlicher Potenziale. Später, in den 60ern und 70ern, griff der Futurist FM-2030 (ja, er änderte seinen Namen, um seine Sehnsucht nach Langlebigkeit auszudrücken!) den Begriff auf und sah Menschen mit neuen Lebensstilen und Technologien als Übergangsformen zum "Posthumanen". Die heutige, stärker technologisch fokussierte Ausprägung verdanken wir aber maßgeblich Denkern wie Max More, der in den 90ern den Extropianismus mitbegründete – eine Philosophie, die auf unbegrenzten Fortschritt und Selbsttransformation setzt – und Nick Bostrom, der die World Transhumanist Association (heute Humanity+) mitgründete. Es ist faszinierend zu sehen, wie sich der Fokus von einer eher kulturellen Vision hin zu einer konkreten technologischen Agenda verschoben hat.
Was sind nun die ganz großen Ziele dieser Bewegung? Man kann sie grob in drei Bereiche unterteilen, die aber eng zusammenhängen: Enhancement, Langlebigkeit und Transzendenz. Enhancement meint die gezielte Verbesserung unserer Fähigkeiten über das natürliche Maß hinaus – stell dir vor, wir könnten unsere Intelligenz steigern, unser Gedächtnis perfektionieren, unsere Sinne schärfen, um Dinge wahrzunehmen, die uns heute verborgen sind, oder sogar unsere Emotionen und moralischen Fähigkeiten wie Empathie gezielt verbessern. Das zweite große Ziel ist die radikale Verlängerung des Lebens, oft als "Superlongevity" bezeichnet. Altern wird hier nicht als Schicksal, sondern als Krankheit oder technisches Problem gesehen, das man lösen kann. Der Biogerontologe Aubrey de Grey etwa arbeitet mit seiner SENS Foundation an Strategien, die Alterungsprozesse auf zellulärer Ebene zu reparieren. Das ultimative Ziel für viele ist die Überwindung des Todes, biologische oder digitale Unsterblichkeit. Und das führt zum dritten Punkt: Transzendenz. Hier geht es darum, die fundamentalen Grenzen des Menschseins zu sprengen und sich in eine neue Daseinsform zu verwandeln – den "Posthumanen", dessen Fähigkeiten unsere heutigen bei weitem übersteigen. Die Menschheit wäre dann nur eine Übergangsstufe.
Kernziele des Transhumanismus | Beschreibung | Beispielhafte Visionen |
Human Enhancement | Gezielte Verbesserung menschlicher Fähigkeiten (kognitiv, physisch, emotional, moralisch) über natürliche Grenzen hinaus. | Gesteigerte Intelligenz, übermenschliche Stärke, erweiterte Sinneswahrnehmung, Kontrolle über Emotionen, verbesserte Empathie. |
Radikale Langlebigkeit | Bekämpfung des Alterns als Krankheit; signifikante Verlängerung der gesunden Lebensspanne ("Health-span"). | Reparatur von Altersschäden (SENS), Umkehrung des Alterungsprozesses, Erreichen von "Superlongevity", potenziell biologische Unsterblichkeit. |
Transzendenz/Posthumanität | Überwindung fundamentaler menschlicher Begrenzungen; Transformation in eine neue, überlegene Daseinsform. | Verschmelzung mit KI, digitale Existenz (Mind Uploading), Kolonisierung des Weltraums, Schaffung von Wesen mit weit überlegenen Fähigkeiten. |
Um diese ambitionierten Ziele zu erreichen, setzen Transhumanisten auf eine ganze Palette an Schlüsseltechnologien, deren Fortschritte sie genau beobachten und oft enthusiastisch begrüßen. Besonders wichtig ist die Konvergenz verschiedener Felder, oft unter dem Kürzel NBIC zusammengefasst: Nanotechnologie, Biotechnologie, Informationstechnologie und Kognitionswissenschaft. Die Gentechnik, allen voran die revolutionäre Genschere CRISPR-Cas9, ist hier ein zentraler Baustein. Stell dir vor, wir könnten Erbkrankheiten nicht nur behandeln, sondern aus unserem Genom tilgen! Erste CRISPR-basierte Therapien, etwa gegen Sichelzellanämie, sind bereits zugelassen – ein riesiger Erfolg! Aber Transhumanisten träumen von mehr: gezielter Verbesserung von Intelligenz oder körperlichen Merkmalen, vielleicht sogar "Designer-Babys". Hier muss man aber klar sagen: Zwischen der aktuellen therapeutischen Anwendung und diesen Enhancement-Visionen klafft noch eine gewaltige Lücke. Komplexe Merkmale wie Intelligenz sind genetisch viel schwerer zu fassen, und die ethischen Hürden für vererbbare Eingriffe in die menschliche Natur sind enorm hoch und höchst umstritten.

Ein weiteres Herzstück ist die Künstliche Intelligenz (KI). Die Fortschritte hier sind atemberaubend, wie aktuelle Berichte zeigen. KI übertrifft uns schon in vielen spezifischen Aufgaben, von Bilderkennung bis zu Sprachverständnis. Die Entwicklung schreitet rasant voran, auch wenn die Kosten für Spitzenmodelle gigantisch sind. Aber sind wir deshalb schon auf dem Weg zur Superintelligenz – einer KI, die uns in allen Bereichen übertrifft, wie es viele Transhumanisten wie Ray Kurzweil für seine prognostizierte „Singularität“ um 2045 erwarten? Hier ist Skepsis angebracht. Trotz aller Erfolge haben KIs immer noch massive Probleme mit echtem Verständnis, gesundem Menschenverstand oder langfristiger Planung. Der Weg zu einer allgemeinen KI (AGI), geschweige denn Superintelligenz, scheint noch weit und voller fundamentaler Hürden. Die aktuellen Entwicklungen sind beeindruckend, aber die Singularitäts-Visionen wirken oft wie eine gewagte Extrapolation, die die qualitativen Sprünge unterschätzt, die dafür nötig wären.
Dann ist da die Nanotechnologie – die Kunst, Materie auf atomarer Ebene zu manipulieren. Die Vision hier: winzige Nanobots, die in unserem Blutkreislauf patrouillieren, Krankheiten bekämpfen und Zellen reparieren. Das klingt nach Science-Fiction, aber die Nanomedizin macht bereits Fortschritte, etwa beim gezielten Transport von Medikamenten zu Tumorzellen oder bei der Entwicklung neuer Impfstoffe (die mRNA-Impfstoffe nutzen Lipid-Nanopartikel!). Auch hier gilt: Die Realität, etwa verbesserte Medikamentenabgabe oder nanostrukturierte Implantate, ist spannend, aber von autonomen Reparaturrobotern im Körper sind wir noch Lichtjahre entfernt. Zudem sind die Risiken von Nanomaterialien für Gesundheit und Umwelt noch nicht vollständig geklärt. Die Vision molekularer Maschinen, die alles reparieren, bleibt vorerst eine faszinierende, aber spekulative Hoffnung.

Und schließlich die Gehirn-Computer-Schnittstellen (BCIs). Die Vorstellung, unser Gehirn direkt mit Computern zu verbinden, beflügelt die Fantasie: Gedankenlesen, Steuerung von Maschinen per Gedankenkraft, vielleicht sogar das Hochladen unseres Bewusstseins – Mind Uploading? Unternehmen wie Elon Musks Neuralink machen hier gerade Schlagzeilen. Ihre Implantate erlauben es gelähmten Patienten bereits, Computer nur mit ihren Gedanken zu steuern. Das ist eine phänomenale Entwicklung für Betroffene! Aber auch hier zeigt sich: Der Fokus liegt klar auf therapeutischen Anwendungen. Die transhumanistischen Träume von kognitiver Erweiterung für Gesunde oder gar digitaler Unsterblichkeit durch Mind Uploading sind technologisch und konzeptionell noch extrem weit entfernt und werfen tiefgreifende philosophische Fragen nach Identität und Bewusstsein auf.
Schlüsseltechnologie | Aktueller Stand (Beispiele 2024/2025) | Transhumanistisches Potenzial (Visionen) | Realitäts-Check |
Gentechnik (CRISPR) | Erste zugelassene Therapien (Sichelzellanämie), Einsatz in Landwirtschaft, Grundlagenforschung. | Eliminierung aller Erbkrankheiten, gezieltes Enhancement von Intelligenz & Physis, "Designer-Babys", gesteuerte Evolution. | Enhancement komplexer Merkmale & Keimbahneingriffe technologisch schwierig, ethisch hoch umstritten, weit von aktueller Anwendung entfernt. |
Künstliche Intelligenz | Übertrifft Menschen in spezifischen Benchmarks, rasante Entwicklung (v.a. Industrie), hohe Trainingskosten. | Erreichen von Superintelligenz (SI), Lösung globaler Probleme, Symbiose Mensch-KI, Mind Uploading, technologische Singularität. | Kluft zu AGI/SI bleibt groß, Probleme mit Verständnis & Planung, Fokus auf Skalierung bestehender Modelle, Sicherheits-/Regulierungsfragen. |
Nanotechnologie | Nanomedizin (Drug Delivery, Diagnostik), Nanopartikel in Impfstoffen, Materialwissenschaft. | Molekulare Reparaturroboter im Körper, Bekämpfung von Alterung/Krankheiten auf Zellebene, fortgeschrittene Implantate. | Vision von autonomen Nanobots hochspekulativ, Risiken von Nanomaterialien unklar, hohe Kosten & regulatorische Hürden. |
Gehirn-Computer-Schnittstellen (BCI) | Invasive Implantate (z.B. Neuralink) ermöglichen Steuerung durch Gedanken für Gelähmte (klinische Studien). | Radikale kognitive Erweiterung, direkte Mensch-Maschine-Verschmelzung, Wiederherstellung von Sinnen/Motorik, Basis für Mind Uploading. | Fokus klar therapeutisch, kognitive Erweiterung/Mind Uploading weit entfernt, technische & ethische Herausforderungen immens. |
Warum aber wollen Transhumanisten das alles überhaupt? Ihre Argumente speisen sich oft aus einem tiefen Glauben an Fortschritt und Optimismus. Sie sehen die menschliche Natur nicht als heilig oder unveränderlich, sondern als verbesserungswürdig. Krankheit, Altern, Tod – das sind für sie keine natürlichen Gegebenheiten, die man akzeptieren muss, sondern Probleme, die man technologisch lösen kann und sollte. Freiheit und Selbstbestimmung sind weitere Schlüsselwerte: Jeder sollte das Recht haben, über seinen eigenen Körper und Geist zu verfügen und ihn mithilfe von Technologie zu modifizieren, wenn er das möchte – die sogenannte "Morphological Freedom".
Sie sehen ihr Projekt oft als logische Fortsetzung der Evolution, nur eben jetzt bewusst gesteuert und beschleunigt. Und natürlich führen sie den potenziellen Nutzen an: ein längeres, gesünderes, glücklicheres und fähigeres Leben für alle. Die Risiken, die diese mächtigen Technologien zweifellos bergen – von außer Kontrolle geratener KI bis zu sozialen Verwerfungen –, werden zwar gesehen, aber oft mit dem Argument gekontert, dass die potenziellen Gewinne (wie die Überwindung von Leid und Tod) so gewaltig sind, dass man die Risiken eingehen und aktiv managen muss. Nicht zu handeln, im Status quo zu verharren, sei das größere Risiko.

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Natürlich gibt es nicht nur Zustimmung. Die Kritik am Transhumanismus ist laut, vielfältig und kommt aus ganz unterschiedlichen Ecken. Ein zentraler Punkt ist die Frage nach der Menschenwürde. Kritiker wie Francis Fukuyama oder Jürgen Habermas befürchten eine Entmenschlichung, wenn wir anfangen, uns selbst technologisch zu optimieren. Sie sehen die menschliche Natur als Basis unserer Würde und unserer moralischen Ordnung bedroht.
Wird der Mensch zum bloßen Objekt technischer Manipulation? Gefährden wir unsere Autonomie, besonders wenn es um Eingriffe bei Kindern geht, die sich nicht wehren können? Habermas warnt vor dem Verlust der "Urheberschaft über das eigene Leben". Und was ist mit der Gerechtigkeit? Wenn Enhancement teuer ist, droht dann nicht eine Gesellschaft der zwei Klassen – die optimierten "GenRich" und die natürlichen "GenPoor"? Das könnte die Fundamente unserer auf Gleichheit basierenden Gesellschaften erschüttern. Transhumanisten halten dagegen, dass Würde eher an Fähigkeiten und Wohlbefinden hängt und dass man für einen gerechten Zugang zu den Technologien sorgen muss.
Prominente Kritiker | Hauptkritikpunkte | Kerngedanke |
Francis Fukuyama | Bedrohung der Menschenwürde und liberaler Demokratien durch Verlust einer gemeinsamen menschlichen Natur; Gefahr einer posthumanen Ungleichheit. | Verteidigung der menschlichen Natur als Basis für Gleichheit und politische Ordnung; Forderung nach starker Regulierung ("Biokonservatismus"). |
Jürgen Habermas | Verletzung der Autonomie und der "offenen Zukunft" von Kindern durch genetisches Enhancement ("liberale Eugenik"); Untergrabung moralischer Beziehungen. | Schutz der Unverfügbarkeit der menschlichen Natur als Bedingung für moralisches Selbstverständnis; Unterscheidung Therapie vs. Enhancement. |
Bill McKibben | Kritik an Hybris und Streben nach unbegrenzter Kontrolle; Verlust von Bedeutung und Identität durch Überwindung aller Grenzen. | Plädoyer für Maßhalten, Akzeptanz von Limitationen und Endlichkeit als konstitutiv für menschlichen Sinn ("Enough"). |
Center for Genetics and Society (CGS) | Warnung vor "neuer Eugenik", sozialer Ungerechtigkeit, Kommodifizierung des Lebens durch Keimbahnmanipulation und Klonen. | Forderung nach sozial verantwortlicher Steuerung, öffentlicher Debatte und strenger Regulierung; Hinweis auf problematische Tendenzen (z.B. Rassismus). |
Die sozialen Folgen könnten immens sein. Eine radikal verlängerte Lebensspanne würde Rentensysteme, Arbeitsmärkte und Generationenverhältnisse auf den Kopf stellen. Die Automatisierung durch KI könnte Massenarbeitslosigkeit bedeuten und Rufe nach einem Grundeinkommen laut werden lassen. Und selbst wenn Enhancement freiwillig ist – entsteht nicht ein enormer Druck, mitzumachen, um wettbewerbsfähig zu bleiben? Diese tiefgreifenden Veränderungen könnten auch Nährboden für Verschwörungstheorien sein, die Ängste vor Kontrolle und "Entmenschlichung" durch geheime Eliten schüren. Technologie wirkt hier wie ein Verstärker: Sie kann Gutes bewirken, aber auch bestehende Probleme wie Ungleichheit verschärfen. Alles hängt davon ab, in welchem gesellschaftlichen Rahmen sie entwickelt und eingesetzt wird.
Und dann sind da noch die philosophischen Fragen. Was passiert mit unserer Identität, wenn wir unseren Körper und Geist radikal verändern? Bin ich noch derselbe Mensch nach einem Mind Upload? Kritiker werfen dem Transhumanismus oft ein reduktionistisches Menschenbild vor – der Mensch als Maschine, die optimiert werden kann. Gehen dabei nicht wesentliche Aspekte wie Emotionalität, Verletzlichkeit oder die Bedeutung von Leid verloren? Ist die Endlichkeit des Lebens nicht vielleicht sogar notwendig, um ihm Sinn und Dringlichkeit zu verleihen? Die Vorstellung, unsterblich zu sein, klingt verlockend, aber wäre ein ewiges Leben wirklich erstrebenswert oder würde es in Langeweile und Belanglosigkeit münden? Das Streben nach gottgleicher Kontrolle wird von vielen als Hybris empfunden.
Die vielleicht gravierendsten Bedenken betreffen die existenziellen Risiken. Technologien, die mächtig genug sind, uns zu transformieren, könnten uns auch vernichten. Eine außer Kontrolle geratene Superintelligenz, missbrauchte Nanotechnologie ("Grey Goo") oder synthetische Biowaffen – das sind Szenarien, die das Potenzial haben, die Menschheit auszulöschen oder ihr Potenzial dauerhaft zu zerstören. Paradoxerweise sind es oft Transhumanisten selbst, wie Nick Bostrom, die diese Risiken am intensivsten erforschen, um sie abwenden zu können. Aber es zeigt das Janusgesicht des Fortschritts: Dieselben Werkzeuge können uns retten oder vernichten. Der Glaube, diese Risiken vollständig kontrollieren zu können, wird von Kritikern als gefährlicher Optimismus oder gar Hybris angesehen.

Ein zentrales Argument der Befürworter ist ja, Transhumanismus sei die "nächste Stufe der Evolution". Aber ist das wirklich so? Die biologische Evolution basiert auf zufälliger Mutation und natürlicher Selektion – ein langsamer, zielloser Prozess. Transhumanismus will die Evolution dagegen bewusst steuern, nach menschlichen Zielen und Werten. Das ist ein fundamentaler Unterschied! Es ist weniger eine Fortsetzung als vielmehr der Versuch, die Evolution zu kapern und nach eigenem Plan umzugestalten. Die Metapher von der "nächsten Stufe" suggeriert einen fast zwangsläufigen Fortschritt zu etwas "Höherem". Aber Evolution kennt kein "Höher", nur Anpassung. Ob ein Posthumaner "besser" ist, ist eine Wertfrage, keine biologische Tatsache. Es ist ein kulturelles, technologisches Projekt, das versucht, sich von den biologischen Notwendigkeiten zu emanzipieren.
Transhumanismus ist also weit mehr als nur eine technische Spielerei. Er rüttelt an den Grundfesten unseres Selbstverständnisses, unserer Gesellschaften und unserer Zukunft. Die Visionen sind atemberaubend: ein Leben ohne Krankheit und Altern, ungeahnte geistige und körperliche Fähigkeiten, vielleicht sogar die Überwindung des Todes. Gleichzeitig sind die Risiken und ethischen Fallstricke enorm: wachsende Ungleichheit, Verlust von Autonomie und Identität, existenzielle Gefahren. Es gibt keine einfachen Antworten. Die Technologien entwickeln sich rasant weiter, und wir als Gesellschaft müssen uns diesen Fragen stellen. Was bedeutet es für dich, Mensch zu sein? Wo ziehst du die Grenze zwischen heilsamer Therapie und problematischer Selbstoptimierung? Und welche Zukunft wünschen wir uns eigentlich?
Ich finde diese Debatte unglaublich wichtig und spannend. Sie zwingt uns, über die fundamentalsten Fragen unserer Existenz nachzudenken. Was hältst du vom Transhumanismus? Siehst du darin eher eine Verheißung oder eine Bedrohung? Lass es mich und die anderen Leser gerne in den Kommentaren wissen – ich bin gespannt auf deine Gedanken! Und wenn dir dieser Beitrag gefallen hat, freue ich mich über ein Like.
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Verwendete Quellen:
Transhumanismus - Staatslexikon - https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Transhumanismus
Transhumanismus - Institute for Applied AI - HdM Stuttgart - https://www.ai.hdm-stuttgart.de/downloads/student-white-paper/Winter-1819/Transhumanismus.pdf
Transhumanism - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/Transhumanism
Transhumanism History, Beliefs, Practices - The Lutheran Church—Missouri Synod - https://files.lcms.org/dl/f/CE1A4361-9940-421E-BC32-32B3B53128CB
Transhumanismus - Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Transhumanismus
Human Genetic Enhancements - A Transhumanist Perspective - Nick Bostrom - https://nickbostrom.com/ethics/genetic
Transhumanismus – Der Traum vom ewigen Leben - HWZ Digital - https://hwzdigital.ch/transhumanismus-der-traum-vom-ewigen-leben/
Transhumanismus einfach erklärt - Netzpiloten.de - https://www.netzpiloten.de/transhumanismus-einfach-erklaert/
Transhumanist Values - Nick Bostrom - https://nickbostrom.com/ethics/values
1998 - The Extropian Principles 3.0 - Max More - http://dpya.org/wiki/index.php/1998_-_The_Extropian_Principles_3.0_-_Max_More
A Philosophical History of Transhumanism | Issue 160 - Philosophy Now - https://philosophynow.org/issues/160/A_Philosophical_History_of_Transhumanism
Über-Menschen - Philosophische Auseinandersetzung mit der Anthropologie des Transhumanismus - OAPEN Library - https://library.oapen.org/bitstream/handle/20.500.12657/56959/1/9783839463055.pdf
FM-2030 - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/FM-2030
What is transhumanism? - Nick Bostrom - https://nickbostrom.com/old/transhumanism
The Singularity Is Near - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/The_Singularity_Is_Near
Intro to SENS Research - SENS Research Foundation - https://sens.org/our-research/intro-to-sens-research/
CRISPR in Agriculture: 2024 in Review - Innovative Genomics Institute (IGI) - https://innovativegenomics.org/news/crispr-in-agriculture-2024/
CRISPR Clinical Trials: A 2024 Update - Innovative Genomics Institute (IGI) - https://innovativegenomics.org/news/crispr-clinical-trials-2024/
The 2025 AI Index Report | Stanford HAI - https://hai.stanford.edu/ai-index/2025-ai-index-report
The 2024 AI Index Report | Stanford HAI - https://hai.stanford.edu/ai-index/2024-ai-index-report
Nanotechnologie und Medizin - Technologieland Hessen - https://www.technologieland-hessen.de/mm/mm001/Band_026_Nanomedizin_web.pdf
Elon Musks "Neuralink" startet Studie zur BCI bei der ALS - ALS-Ambulanz - als-charite - https://als-charite.de/elon-musks-neuralink-startet-studie-zur-bci-bei-der-als/
Fortschritte bei Gehirn-Computer-Schnittstellen - Wings for Life - https://www.wingsforlife.com/de/aktuelles/fortschritte-bei-gehirn-computer-schnittstellen
Neuralink — Pioneering Brain Computer Interfaces - https://neuralink.com/
Introduction to Cryonics - Alcor - https://www.alcor.org/library/introduction-to-cryonics/
Dreher 2023 – Organisation und Ideologie des Transhumanismus - Universität Stuttgart - https://www.sowi.uni-stuttgart.de/dokumente/forschung/soi/soi_2023_1_Dreher.Organisation.Ideologie.Transhumanismus.pdf
Zur Verteidigung der posthumanen Würde - Nick Bostrom - https://nickbostrom.com/translations/dignity-german.pdf
Our Posthuman Future: Consequences of the Biotechnology Revolution - Amazon.com - https://www.amazon.com/Our-Posthuman-Future-Consequences-Biotechnology/dp/0374236437
Enough: Staying Human in an Engineered Age: McKibben, Bill - Amazon.com - https://www.amazon.com/Enough-Staying-Human-Engineered-Age/dp/0805070966
Existential Risks: Analyzing Human Extinction Scenarios and Related Hazards - Nick Bostrom - https://nickbostrom.com/existential/risks.pdf
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