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Nie zu alt zum Lernen: Wie Neuroplastizität dein Gehirn jung hält

Eine stilisierte Darstellung eines menschlichen Gehirns von der Seite auf dunkelblauem Hintergrund. Das Gehirn leuchtet in einem Farbverlauf von warmem Orange/Gelb im vorderen Bereich über Hellblau in der Mitte bis zu Violett/Pink im hinteren Bereich und am Hirnstamm. Dünne Linien mit kleinen Punkten, die neuronale Verbindungen andeuten, durchziehen das Gehirn. Geschwungene Pfeile deuten von außen auf das Gehirn hin und von innen wieder hinaus, was Informationsfluss oder Anpassung symbolisiert.

Lange Zeit dachten wir, unser Gehirn sei nach der Kindheit und Jugend wie in Stein gemeißelt, eine feste Struktur, die sich kaum noch verändert. Doch die moderne Hirnforschung zeichnet ein völlig anderes Bild, ein Bild von einem unglaublich dynamischen, anpassungsfähigen und lebenslang lernenden Organ. Vergiss die Vorstellung eines statischen Gehirns! Wir begeben uns heute auf eine Entdeckungsreise zu den Mechanismen, die es uns ermöglichen, zu lernen, zu wachsen und uns ständig neu zu erfinden. Es ist eine Reise ins Herz dessen, was uns menschlich macht, angetrieben von der unaufhörlichen Umgestaltung unseres eigenen Denkapparats. Bist du bereit, das Wunderwerk in deinem Kopf neu zu entdecken?


Lernen ist viel mehr als nur das Pauken von Fakten für eine Prüfung. Es ist ein fundamentaler Prozess, der uns formt und uns erlaubt, mit unserer Umwelt zu interagieren und uns anzupassen. Aus psychologischer Sicht ist es der Erwerb von Wissen und Fähigkeiten durch Erfahrung, der zu relativ dauerhaften Veränderungen in unserem Verhalten führt. Aber was passiert dabei eigentlich unter der Schädeldecke? Neurobiologisch betrachtet ist Lernen ein buchstäblicher Umbauprozess. Stell dir dein Gehirn als ein gigantisches, komplexes Netzwerk vor, bestehend aus Milliarden von Nervenzellen, den Neuronen. Bei der Geburt sind diese Neuronen zwar vorhanden, aber ihre Verbindungen, die Synapsen, sind noch relativ lose geknüpft. Jede Erfahrung, jeder Lernschritt führt dazu, dass bestimmte Verbindungen aktiviert, gestärkt, neu geknüpft oder auch abgebaut werden. Lernen bedeutet also, dass sich die Struktur und Effizienz dieser neuronalen Netze verändert. Wissen ist nicht in einzelnen Zellen gespeichert, sondern manifestiert sich im Muster und der Stärke dieser unzähligen Verbindungen – ein fortwährender Prozess der Netzwerk-Neuverdrahtung.


Zwei Neuronen treffen in der Bildmitte aufeinander, ihre Endknöpfchen detailreich texturiert und in warmen Farbtönen modelliert. Zwischen ihnen strömen leuchtende, kugelförmige Neurotransmitter durch den synaptischen Spalt – ein Symbol für die Informationsübertragung im Gehirn. Der Hintergrund bleibt bewusst unscharf und kühltonig, wodurch der Fokus ganz auf der strahlenden Synapse liegt.

Das Herzstück dieser erstaunlichen Anpassungsfähigkeit ist die synaptische Plastizität. Das ist die Fähigkeit der Synapsen, also der Kontaktstellen zwischen den Neuronen, ihre Übertragungsstärke zu verändern – und zwar abhängig davon, wie aktiv sie genutzt werden. Es ist der zelluläre Kernmechanismus für Lernen und Gedächtnis. Man kann sich das ein wenig wie Trampelpfade im Wald vorstellen: Je häufiger ein Pfad benutzt wird (also je öfter eine synaptische Verbindung aktiviert wird), desto breiter und stabiler wird er. Dieses Prinzip wurde schon 1949 von Donald Hebb formuliert und ist als Hebb'sche Lernregel bekannt: "Cells that fire together, wire together" – Zellen, die gemeinsam aktiv sind, verstärken ihre Verbindung. Wenn also Neuron A wiederholt dabei hilft, Neuron B zu aktivieren, wird die Verbindung zwischen ihnen stärker. Das ist die Grundlage für assoziatives Lernen: Dinge, die gleichzeitig passieren und gemeinsame neuronale Aktivität auslösen, werden miteinander verknüpft und im Gehirn "verdrahtet".


Auf zellulärer Ebene manifestiert sich dieses Prinzip in zwei fundamentalen Prozessen: der Langzeit-Potenzierung (LTP) und der Langzeit-Depression (LTD). LTP ist quasi der "Verstärkerknopf" an der Synapse. Sie tritt auf, wenn eine Verbindung durch hochfrequente Signale stark beansprucht wird, und führt zu einer langanhaltenden Verbesserung der Signalübertragung. Man geht davon aus, dass LTP entscheidend für die Bildung von Langzeitgedächtnissen ist. LTD ist das Gegenstück dazu, der "Abschwächungsknopf". Sie wird oft durch niedrigfrequente Stimulation oder nicht-korrelierte Aktivität ausgelöst und schwächt die synaptische Verbindung ab. Das ist wichtig, um unwichtige Informationen zu vergessen, "Fehlverknüpfungen" zu korrigieren und zu verhindern, dass unser Gehirn durch ständige Verstärkung "überladen" wird. LTP und LTD arbeiten also Hand in Hand, um unsere neuronalen Netzwerke ständig an neue Informationen und Erfahrungen anzupassen.


LTP vs. LTD – Die zwei Seiten der synaptischen Anpassung

Merkmal

Langzeit-Potenzierung (LTP)

Langzeit-Depression (LTD)

Effekt

Verstärkung der synaptischen Übertragung

Abschwächung der synaptischen Übertragung

Typische Auslöser

Hochfrequente Stimulation, korrelierte Aktivität

Niedrigfrequente Stimulation, unkorrelierte Aktivität

Funktion

Gedächtnisbildung, Lernen neuer Assoziationen

Vergessen, Feinabstimmung, Korrektur

Molekular (vereinf.)

Mehr AMPA-Rezeptoren, stärkere Antwort

Weniger AMPA-Rezeptoren, schwächere Antwort

Hinter diesen Prozessen steckt eine faszinierende molekulare Maschinerie. Eine Schlüsselrolle spielen dabei bestimmte Rezeptoren an der Oberfläche der Nervenzellen, insbesondere die NMDA- und AMPA-Rezeptoren, die auf den Botenstoff Glutamat reagieren. Der NMDA-Rezeptor ist besonders raffiniert: Er funktioniert wie ein Koinzidenzdetektor. Er öffnet seinen Kanal nur dann vollständig, wenn zwei Bedingungen gleichzeitig erfüllt sind: Glutamat muss binden (Signal vom Senderneuron) und das Empfängerneuron muss bereits leicht erregt sein (was auf relevante Aktivität im Netzwerk hindeutet). Wenn er öffnet, strömt Kalzium in die Zelle – das entscheidende Startsignal für LTP oder LTD. Spannenderweise entscheidet die Menge und Dynamik des Kalzium-Einstroms über das Ergebnis: Ein starker, schneller Anstieg löst eher LTP aus (über Aktivierung von Kinasen, die u.a. mehr AMPA-Rezeptoren einbauen), während ein schwächerer, länger anhaltender Anstieg eher LTD bewirkt (über Aktivierung von Phosphatasen, die AMPA-Rezeptoren entfernen). Es ist ein unglaublich eleganter Mechanismus, der zeigt, wie Aktivitätsmuster direkt in strukturelle und funktionelle Anpassungen auf molekularer Ebene übersetzt werden!


Aber unser Gehirn kann nicht nur bestehende Verbindungen verändern, es kann unter bestimmten Umständen sogar neue Nervenzellen bilden! Dieser Prozess heißt Neurogenese. Während er in der Entwicklung massiv abläuft, dachte man lange, im erwachsenen Gehirn sei damit Schluss. Ein Irrtum! Heute wissen wir, dass zumindest in zwei Regionen des erwachsenen Säugetiergehirns weiterhin neue Neuronen entstehen: in der Subventrikulären Zone (wichtig für den Geruchssinn) und – besonders relevant für uns – in der Subgranulären Zone des Hippocampus. Der Hippocampus ist eine Schlüsselstruktur für Lernen und Gedächtnis. Diese adulte hippocampale Neurogenese (AHN) bedeutet, dass auch im erwachsenen Gehirn ständig neue, junge Neuronen in die bestehenden Schaltkreise des Hippocampus integriert werden. Auch wenn das Ausmaß beim Menschen noch diskutiert wird, deuten die besten Daten darauf hin, dass dieser Prozess lebenslang stattfindet, wenn auch mit abnehmender Rate im Alter. Diese neuen Neuronen scheinen besonders plastisch zu sein und könnten eine wichtige Rolle spielen bei der Unterscheidung ähnlicher Erinnerungen (Muster-Trennung), beim Lernen neuer Informationen und sogar bei der Regulation unserer Stimmung und Stressantwort. Was für eine faszinierende Vorstellung: Unser Gehirn erneuert sich teilweise selbst!


In warmen Orange- und Gelbtönen zeigt die stilisierte Seitenansicht eines Gehirns den Hippocampus als rötlich hervorgehobene Region. Aus ihm wachsen kleine, zarte Pflänzchen – eine symbolische Darstellung der Neurogenese. Die klare Beschriftung „HIPPOCAMPUS“ und „NEUROGENESIS“ unterstreicht den informativen Charakter, während die Farbgebung Hoffnung und Wachstum vermittelt. Ein modernes, leicht künstlerisches Bild mit optimistischer Botschaft.

Wenn wir lernen und uns erinnern, ist nicht nur eine einzelne Hirnregion aktiv. Vielmehr ist es ein komplexes Zusammenspiel verschiedener spezialisierter Areale. Der Hippocampus agiert wie ein Architekt, der neue Erinnerungen an Fakten und Ereignisse (deklaratives Gedächtnis) konstruiert und für die räumliche Orientierung zuständig ist. Die Amygdala, unser emotionales Zentrum, färbt Erinnerungen emotional ein und sorgt dafür, dass wir uns besonders gut an aufwühlende Ereignisse erinnern (egal ob positiv oder negativ). Der Präfrontale Kortex (PFC), unser "Dirigent", ist für höhere kognitive Funktionen wie das Arbeitsgedächtnis (das kurzzeitige Jonglieren mit Informationen), Planung, Entscheidungsfindung und Aufmerksamkeitssteuerung verantwortlich. Und dann gibt es noch das Kleinhirn, den Meister der motorischen Feinabstimmung und des Lernens von Bewegungsabläufen (denk ans Fahrradfahren oder Klavierspielen), sowie die Basalganglien, die Experten für das Erlernen von Gewohnheiten und automatisierten Fertigkeiten. All diese Regionen kommunizieren ständig miteinander und bilden zusammen das verteilte Netzwerk unseres Gedächtnisses.


Dirigenten des Lernens – Schlüsselregionen im Gehirn

Hirnregion

Hauptrolle beim Lernen & Gedächtnis

Vergleichbare Funktion

Hippocampus

Bildung neuer Fakten-, Ereignis- & räumlicher Erinnerungen

Architekt / Bibliothekar

Amygdala

Emotionale Färbung & Speicherung von Erinnerungen, Furchtlernen

Leuchtmarker / Alarmzentrale

Präfrontaler Kortex

Arbeitsgedächtnis, Planung, Aufmerksamkeit, Steuerung des Lernens

Dirigent / CEO

Kleinhirn

Motorisches Lernen, Koordination, Timing

Bewegungscoach / Feinmechaniker

Basalganglien

Gewohnheitslernen, Erlernen von Fertigkeiten & Abläufen (prozedural)

Autopilot / Routinemanager

Die Kommunikation zwischen all diesen Neuronen und Regionen wird durch chemische Botenstoffe, die Neurotransmitter, ermöglicht. Sie sind die eigentlichen Treiber von Lernen und Plastizität. Glutamat ist der wichtigste Gaspedal-Neurotransmitter, der die Erregung fördert und LTP/LTD auslöst. GABA ist sein Gegenspieler, der wichtigste Brems-Neurotransmitter, der für Hemmung und Kontrolle sorgt. Acetylcholin ist entscheidend für Aufmerksamkeit und Gedächtniskonsolidierung. Dopamin treibt uns an, es ist der Botenstoff für Motivation, Belohnung und das Lernen aus Konsequenzen. Noradrenalin macht uns wach und aufmerksam, besonders bei (positivem) Stress. Serotonin reguliert unsere Stimmung und unseren Schlaf. Und dann gibt es noch faszinierende Moleküle wie BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor), eine Art "Dünger" für Nervenzellen, der ihr Wachstum, Überleben und ihre Plastizität fördert. Das komplexe Ballett dieser Botenstoffe bestimmt, wie gut wir lernen, wie plastisch unser Gehirn ist und wie wir uns fühlen.


Wichtige chemische Botenstoffe für Lernen & Plastizität


  • Glutamat: Der Haupt-Erreger, startet LTP/LTD.

  • GABA: Der Haupt-Hemmer, sorgt für Balance und Kontrolle.

  • Acetylcholin (ACh): Wichtig für Aufmerksamkeit und Gedächtnisbildung.

  • Dopamin (DA): Der Motivator, Belohnungs- und Verstärkungslern-Signal.

  • Noradrenalin (NE): Steigert Wachheit und Aufmerksamkeit, wichtig bei emotionalem Lernen.

  • Serotonin (5-HT): Moduliert Stimmung, Schlaf und Plastizität.

  • BDNF: Der "Nervenzelldünger", fördert Wachstum, Überleben und Plastizität.



Die Fähigkeit unseres Gehirns zur Plastizität ist keine feste Größe, sie verändert sich über unser ganzes Leben. In der Kindheit und Jugend ist sie besonders ausgeprägt. Es gibt sogenannte "sensitive" oder "kritische Perioden", in denen das Gehirn maximal empfänglich für bestimmte Reize ist – denk an den Spracherwerb oder die Entwicklung des Sehens. Erfahrungen in dieser Zeit prägen das Gehirn oft nachhaltig. Doch entgegen früherer Annahmen endet die Plastizität nicht mit dem Erwachsenwerden. Auch das erwachsene Gehirn bleibt bemerkenswert anpassungsfähig. Wir können neue Sprachen lernen, uns beruflich weiterentwickeln, neue Hobbys entdecken – all das sind Zeichen adulter Plastizität. Im Alter nehmen zwar bestimmte kognitive Fähigkeiten und auch die Rate der Plastizität tendenziell ab, aber das Gehirn bleibt formbar!


Ältere Menschen können immer noch lernen und von Training profitieren. Ein Schlüsselkonzept hier ist die "kognitive Reserve": Durch ein Leben voller geistiger Anregung (Bildung, anspruchsvolle Tätigkeiten, soziale Kontakte) bauen wir eine Art Puffer auf, der es dem Gehirn ermöglicht, altersbedingte Veränderungen oder sogar beginnende Krankheitsprozesse besser zu kompensieren. Das Gehirn ist also nie zu alt, um zu lernen und sich anzupassen!


Eine intensiv lernende Person sitzt über Buch und Laptop gebeugt, die Stirn gerunzelt, den Stift in der Hand – sichtbar versunken in konzentrierter Arbeit. Über dem Kopf schwebt eine leuchtende Netzwerkstruktur, die das aktivierte Gehirn symbolisiert: orange-goldene Knotenpunkte sind durch energiereiche Linien verbunden. Die warme, pulsierende Farbgebung steht im Kontrast zum kühlen, abstrakten Hintergrund – eine visuelle Darstellung geistiger Hochleistung.

Das Beste daran: Wir sind dieser Plastizität nicht passiv ausgeliefert, wir können sie aktiv beeinflussen! Unsere Lebensweise hat einen enormen Einfluss darauf, wie fit und anpassungsfähig unser Gehirn bleibt. Ausreichend Schlaf ist zum Beispiel absolut entscheidend. Im Schlaf, besonders im Tiefschlaf, werden die tagsüber gemachten Lernerfahrungen reaktiviert und gefestigt – ein Prozess namens Gedächtniskonsolidierung. Ohne guten Schlaf lernt es sich deutlich schlechter! Stress hingegen, vor allem chronischer Stress, ist Gift für die Plastizität. Er kann den Hippocampus schädigen, die Neurogenese unterdrücken und das Lernen blockieren. Ein gewisses Maß an positivem Stress (Eustress) kann zwar anregend sein, aber Dauerstress sollten wir vermeiden. Ein wahrer Jungbrunnen für das Gehirn ist körperliche Bewegung. Sie steigert die Produktion von BDNF, fördert die Neurogenese, verbessert die Durchblutung und schützt vor Entzündungen. Regelmäßiger Sport macht uns nicht nur körperlich, sondern auch geistig fitter! Und natürlich spielt auch die Ernährung eine große Rolle. Nährstoffe wie Omega-3-Fettsäuren (aus fettem Fisch, Nüssen), Antioxidantien (aus Beeren, buntem Gemüse) und B-Vitamine sind essentiell für die Gehirngesundheit und Plastizität. Eine ausgewogene Ernährung liefert den Treibstoff, den unser Gehirn für seine ständige Anpassungsarbeit braucht. Klingt doch gut, oder?


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Lebensstilfaktoren und ihr Einfluss auf die Gehirnplastizität

Faktor

Positive Effekte bei optimaler Ausprägung

Negative Effekte bei Mangel/Übermaß

Schlaf

Gedächtniskonsolidierung, "Aufräumen" des Gehirns

Lernschwierigkeiten, schlechtere Konsolidierung

Stress (Management)

Eustress kann Aufmerksamkeit fördern

Chronischer Stress: Hippocampus-Schaden, weniger Neurogenese, Lernblockaden

Körperliche Bewegung

Steigert BDNF & Neurogenese, verbessert Durchblutung, schützt vor Entzündung

Bewegungsmangel: Geringere Plastizität, höheres Risiko für Abbau

Gesunde Ernährung

Liefert Bausteine & Schutzstoffe (Omega-3, Antioxidantien)

Ungesunde Ernährung: Entzündung, oxidativer Stress, Lernprobleme

Kognitive Stimulation

Baut kognitive Reserve auf, fördert Netzwerke, "Use it or lose it"

Mangel an Anregung: Abbau ungenutzter Verbindungen, geringere Reserve

Neben diesen grundlegenden Lebensstilfaktoren ist auch die geistige Anregung entscheidend. Das Prinzip "Use it or lose it" gilt für unser Gehirn in besonderem Maße. Eine "angereicherte Umgebung" – also eine Umgebung, die uns fordert, uns Neues entdecken lässt, uns soziale Interaktion ermöglicht – fördert die Plastizität auf allen Ebenen. Das kann formale Bildung sein, ein anspruchsvoller Beruf, das Erlernen eines Musikinstruments oder einer neuen Sprache, strategische Spiele, Lesen oder einfach nur tiefgründige Gespräche. Solche Aktivitäten fordern unsere neuronalen Netzwerke heraus, halten sie aktiv und flexibel und bauen die bereits erwähnte kognitive Reserve auf. Passivität und Routine hingegen lassen ungenutzte Verbindungen verkümmern.


Also: Bleib neugierig, fordere dich heraus, lerne Neues – dein Gehirn wird es dir danken! Was sind deine liebsten Methoden, um geistig fit zu bleiben? Teile deine Gedanken und Erfahrungen gerne in den Kommentaren unter diesem Beitrag – ich bin gespannt auf den Austausch! Und wenn dir der Artikel gefallen hat, freue ich mich natürlich über ein Like.



Das Wissen um die Neuroplastizität hat weitreichende Konsequenzen. Es verändert unseren Blick auf Bildung – weg vom reinen Faktenwissen hin zu aktivem, vernetztem Lernen. Es gibt Hoffnung für die Rehabilitation nach Hirnverletzungen wie Schlaganfall oder Schädel-Hirn-Trauma, denn die Plastizität ermöglicht es dem Gehirn, verlorene Funktionen teilweise neu zu organisieren (wenn auch gezieltes und intensives Training nötig ist). Es eröffnet neue Perspektiven für die Prävention und Behandlung von psychischen Erkrankungen und neurodegenerativen Störungen wie Demenz, indem wir versuchen, gesunde Plastizität zu fördern und maladaptive Veränderungen zu korrigieren. Neue Technologien wie die nicht-invasive Hirnstimulation (TMS, tDCS) versuchen sogar, Plastizität gezielt von außen anzustoßen, um Lernen zu verbessern oder therapeutische Effekte zu erzielen. Die Forschung steht hier sicher noch am Anfang, und es gibt viele offene Fragen, aber das Potenzial ist riesig. Wenn du mehr über solche faszinierenden Entwicklungen und Hintergründe erfahren möchtest, folge uns doch auch auf unseren Social-Media-Kanälen!



Was nehmen wir also mit von dieser Reise ins Innerste unseres Lernens? Vor allem die Erkenntnis: Unser Gehirn ist kein starres Endprodukt, sondern ein lebenslanger Prozess, eine sich ständig wandelnde, dynamische Symphonie. Die Neuroplastizität ist der Dirigent dieses Prozesses, der es uns ermöglicht, uns anzupassen, zu wachsen und uns immer wieder neu zu erfinden. Die Hebb'sche Regel "Fire together, wire together", die Mechanismen von LTP und LTD, die faszinierende Möglichkeit der Neurogenese – all das sind Bausteine dieser unglaublichen Fähigkeit. Und das Schönste daran: Wir können selbst zu Komponisten dieser Symphonie werden! Durch bewusste Entscheidungen für einen gesunden Lebensstil – ausreichend Schlaf, gutes Stressmanagement, regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und kontinuierliche geistige Herausforderungen – können wir die Plastizität unseres Gehirns aktiv fördern und unser Potenzial entfalten. Das ist doch eine unglaublich ermächtigende Botschaft, oder? Unser Gehirn ist niemals fertig, und das ist vielleicht das Aufregendste daran.



Verwendete Quellen:


  1. Leitbegriffe: Lernpsychologische Perspektive - BIÖG - https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/lernpsychologische-perspektive/

  2. Neurobiologie des Lernens (PDF) - www.uni-wuerzburg.de - https://www.uni-wuerzburg.de/fileadmin/43060000/04_Fort-_und_Weiterbildungen_Lehrkraefte/Herbsttagungen/Herbsttagung_2016/20161006_WS_04_Neurobiologie.pdf

  3. Lernen in der Hirnforschung - https://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/files/10177/INGENDAHL_lernen_1.pdf

  4. Neuronale Plastizität - DocCheck Flexikon - https://flexikon.doccheck.com/de/Neuronale_Plastizit%C3%A4t

  5. Neuroplasticity: How Experience Changes the Brain - Verywell Mind - https://www.verywellmind.com/what-is-brain-plasticity-2794886

  6. Neuroplasticity's Power: Unleashing the Brain's Adaptive Potential - Open Access Journals - https://www.openaccessjournals.com/articles/neuroplasticitys-power-unleashing-the-brains-adaptive-potential-16828.html

  7. Neuroplastizität - Was ist das und wie hilft sie Schlaganfall-Patienten? - https://schlaganfallbegleitung.de/wissen/neuroplastizitaet

  8. Neuronale Plastizität: Definition & Beispiele - StudySmarter - https://www.studysmarter.de/studium/biologie-studium/neurowissenschaften/neuronale-plastizitaet/

  9. The Combined Influences of Exercise, Diet and Sleep on Neuroplasticity - Frontiers - https://www.frontiersin.org/journals/psychology/articles/10.3389/fpsyg.2022.831819/full

  10. Exploring the Role of Neuroplasticity in Development, Aging, and Neurodegeneration - MDPI - https://www.mdpi.com/2076-3425/13/12/1610

  11. Harnessing neuroplasticity for clinical applications - PMC - PubMed Central - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3102236/

  12. Human Brain Plasticity: Future Research Directions and Implications for Children's Learning and Development - Jacobs Foundation - https://jacobsfoundation.org/wp-content/uploads/2018/10/JF_Whitepaper_HumanBrain_03.pdf

  13. Synaptische Plastizität: Definition & Lernen | StudySmarter - https://www.studysmarter.de/schule/biologie/neurobiologie/synaptische-plastizitaet/

  14. Signalübertragung in Nervenzellen - Max-Planck-Gesellschaft - https://www.mpg.de/7827427/florida_jb_2013

  15. Synaptic plasticity - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/Synaptic_plasticity

  16. Hebbian learning – Knowledge and References - Taylor & Francis - https://taylorandfrancis.com/knowledge/Medicine_and_healthcare/Neurology/Hebbian_learning/

  17. Long-Term Potentiation and Long-Term Depression | Oxford Research Encyclopedia of Neuroscience - https://oxfordre.com/neuroscience/display/10.1093/acrefore/9780190264086.001.0001/acrefore-9780190264086-e-148

  18. Neurogenese: Definition & Bedeutung | StudySmarter - https://www.studysmarter.de/studium/biologie-studium/neurowissenschaften/neurogenese/

  19. Neurogenese: Definition & Bedeutung | StudySmarter - https://www.studysmarter.de/studium/biologie-studium/neurowissenschaften/neurogenese/

  20. Was ist Neuroplastizität? | Research - Labvanced - https://www.labvanced.com/content/research/de/blog/2022-09-what-is-neuroplasticity/

  21. Changes in plasticity across the lifespan: Cause of disease and target for intervention - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC4392917/

  22. Wie Gehirne entdecken, lernen und erinnern (PDF) - https://www.bcp.fu-berlin.de/biologie/arbeitsgruppen/neurobiologie/ag_menzel/talks/Res/Wie-Gehirne-lernen_Jan-2014.pdf

  23. Nutzbarmachung lernpsychologischer und neurowissenschaftlicher Erkenntnisse (PDF) - https://voelkerrechtls.jura.uni-koeln.de/sites/voelkerrechtprof/Forschung/Brandt_Mir_Djawadi__Nutzbarmachung_lernpsychologischer_und_neurowissenschaftlicher_Erkenntnisse_in_der_rechtswissenschaftlichen_Stoffvermittlung.pdf

  24. Long-term potentiation - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/Long-term_potentiation

  25. Long-Term Synaptic Depression - Neuroscience - NCBI Bookshelf - https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK10899/

  26. NMDA Receptor-Dependent Long-Term Potentiation and Long-Term Depression (LTP/LTD) - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC3367554/

  27. Neurogenese - Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Neurogenese

  28. Neurogenese – auch das erwachsene Gehirn bildet neue Nervenzellen aus - TPS-Therapie - https://www.tps-therapie.de/tps-regeneration/neurogenese

  29. Nutrition and adult neurogenesis in the hippocampus - Frontiers - https://www.frontiersin.org/journals/neuroscience/articles/10.3389/fnins.2023.1147269/full

  30. Human adult neurogenesis: evidence and remaining questions - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6035081/

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