Die Anatomie des Hasses: Was politischer Radikalismus wirklich ist (und was nicht)
- Benjamin Metzig
- vor 3 Tagen
- 11 Min. Lesezeit

Kennt ihr das? Man scrollt durch die sozialen Medien, liest die Kommentare unter einem hitzigen politischen Thema und plötzlich ist sie da: die ultimative Keule, die jede Diskussion beenden soll. Eine Behauptung wie: „Nur wenn du DAS denkst, bist du radikal. Sonst nicht.“ Was auch immer dieses ominöse „DAS“ sein mag – ob es um Klimapolitik, Migration oder Wirtschaft geht – die Logik ist immer dieselbe: Ein einziger Gedanke soll darüber entscheiden, ob man auf der „richtigen“ oder der „völlig falschen“ Seite der Gesellschaft steht.
Aber mal ehrlich, so funktioniert die Welt nicht. Und so funktioniert unser Gehirn schon gar nicht. Die Vorstellung, dass eine komplexe politische Identität auf einem einzigen Gedanken basiert, ist nicht nur eine grobe Vereinfachung, es ist ein lupenreiner logischer Fehlschluss. Es ist, als würde man versuchen, die gesamte Komplexität eines menschlichen Charakters anhand seiner Lieblings-Eissorte zu beurteilen. Vanille = Langweiler, Schoko = Traditionalist, Pistazie = … Extremist? Ihr merkt, wie absurd das ist.
Politischer Radikalismus ist das Ziel unserer heutigen Entdeckungsreise und wir werden diese irreführende Prämisse nicht einfach nur zurückweisen, sondern sie mit der vollen Wucht der Wissenschaft und einer differenzierten Analyse auseinandernehmen. Wir werden die Begriffe schärfen, die Landkarte der politischen Ideen neu zeichnen und tief in die Ideologien eintauchen, die unsere Gesellschaft herausfordern. Denn um zu verstehen, was wirklich gefährlich ist, müssen wir erst einmal verstehen, worüber wir überhaupt reden.
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Die Anatomie politischer Etiketten: Warum „radikal“ nicht gleich „gefährlich“ ist
Bevor wir in die ideologischen Schützengräben von „links“ und „rechts“ steigen, müssen wir unser begriffliches Werkzeug schärfen. Im alltäglichen Sprachgebrauch fliegen die Wörter Radikalismus, Radikalisierung und Extremismus oft durcheinander wie Blätter im Herbststurm. In der Wissenschaft und für unseren Rechtsstaat sind das aber grundverschiedene Dinge. Und dieser Unterschied ist existenziell.
An der Wurzel packen: Was Radikalismus wirklich bedeutet
Fangen wir mit dem Begriff „radikal“ an. Er klingt erstmal bedrohlich, oder? Aber seine Herkunft ist total harmlos und sogar ziemlich cool. „Radikal“ kommt vom lateinischen Wort „radix“, was schlicht und einfach „Wurzel“ bedeutet. Eine radikale Idee ist also eine, die ein Problem nicht nur an der Oberfläche bekämpft, sondern es an der Wurzel packen will. Radikale wollen fundamentale, grundlegende Veränderungen und geben sich nicht mit kleinen Pflastern auf großen Wunden zufrieden.
Historisch gesehen war der Begriff sogar positiv besetzt! Die „radikalen Demokraten“ im 19. Jahrhundert waren die treibenden Kräfte, die für universelle Bürgerrechte und eine echte Demokratie kämpften – gegen die bestehende Ordnung von Monarchen und Adel. Sie wollten das System von Grund auf ändern, an der Wurzel packen. Radikal zu sein, bedeutet also erstmal nur, die Systemfrage in einem bestimmten Bereich zu stellen – sei es in der Wirtschaft, der Umweltpolitik oder der Gesellschaft. Das ist in einer pluralistischen Demokratie nicht nur erlaubt, sondern oft sogar der Motor für notwendigen Wandel.
Die rote Linie: Der entscheidende Unterschied zwischen Radikalismus und Extremismus
Jetzt kommt der absolute Knackpunkt, die Brandmauer unseres demokratischen Systems: die Unterscheidung zwischen Radikalismus und Extremismus. Und diese Linie wird durch ein sehr konkretes Bollwerk definiert: unsere freiheitliche demokratische Grundordnung (FDGO).
Radikalismus bewegt sich innerhalb der Grenzen dieser Grundordnung. Ein Radikaler mag das kapitalistische System ablehnen und für eine komplett andere Wirtschaftsordnung kämpfen, aber er akzeptiert die Spielregeln der Demokratie: Menschenrechte, Volkssouveränität, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit, das Recht auf Opposition. Er will das Spiel verändern, aber er akzeptiert das Spielfeld und den Schiedsrichter. Deshalb sagt selbst der Verfassungsschutz: Radikale politische Auffassungen haben in unserer Gesellschaft ihren legitimen Platz.
Extremismus will genau dieses Spielfeld zerstören. Ein Extremist hat zum Ziel, die Grundwerte unserer Demokratie und damit den Verfassungsstaat selbst zu beseitigen. Er will nicht nur die Regeln ändern, er will das ganze Spiel abbrechen und durch ein völlig anderes ersetzen – eines, in dem es keine gleichen Rechte, keine Gewaltenteilung und keinen Pluralismus mehr gibt. Extremismus ist per definitionem verfassungsfeindlich.
Diese Unterscheidung ist unglaublich wichtig. Sie erlaubt es uns, scharfe Kritik von offener Feindschaft zu trennen. Während staatliche Behörden hier eine klare, rechtliche Linie ziehen müssen, um die Verfassung zu schützen, betonen Wissenschaftler, dass die Grenzen in der Realität oft fließend sind. Was heute als radikal gilt, war gestern vielleicht noch extrem oder ist morgen schon Mainstream. Denken wir an die Frauenrechtsbewegung oder die frühe Umweltbewegung. Ihre Forderungen galten einst als radikal! Das zeigt: Die Definition ist immer auch vom Kontext abhängig.
Vom Gedanken zur Tat: Der schleichende Prozess der Radikalisierung
Und was ist dann „Radikalisierung“? Das ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Ein oft schleichender Weg, der eine Person oder eine Gruppe immer weiter in eine extremistische Denk- und Handlungsweise hineinzieht. Das ist keine rein intellektuelle Reise, sondern ein komplexes Knäuel aus Psychologie, sozialen Erfahrungen und Ideologie.
Forscher unterscheiden hier oft zwei Phasen:
Radikalisierung ohne Gewalt: Alles beginnt im Kopf. Die eigenen Überzeugungen verhärten sich, die Welt wird immer mehr in Schwarz und Weiß, in Freund und Feind eingeteilt. Demokratische Prozesse werden als sinnlos oder als Teil des Problems abgetan.
Radikalisierung in die Gewalt: Irgendwann kippt es. Die Überzeugung wächst, dass man zur Durchsetzung der eigenen, als absolut richtig empfundenen Ziele auch illegitime und gewalttätige Mittel einsetzen darf oder sogar muss. Das kann mit dem Liken von Gewaltaufrufen im Netz beginnen und im schlimmsten Fall in Terror enden.
Die Ursachen dafür sind so vielfältig wie das Leben selbst: Gefühle der Ausgrenzung, persönliche Krisen, Perspektivlosigkeit oder die Suche nach Sinn und einer starken Gemeinschaft. Extremistische Gruppen bieten hier vermeintlich einfache Antworten, klare Feindbilder und das berauschende Gefühl, Teil von etwas Größerem und Wichtigem zu sein. Das macht klar: Um Radikalisierung zu bekämpfen, reicht politische Bildung allein nicht aus. Wir müssen auch die sozialen und psychologischen Nährböden austrocknen, auf denen der Extremismus gedeiht.
Die politische Landkarte: Ist die Welt wirklich nur eine Linie von Links nach Rechts?
Seit über 200 Jahren versuchen wir, die politische Welt auf einer einzigen Achse zu ordnen: von „links“ nach „rechts“. Dieses Schema ist so tief in unserem Denken verankert, dass wir es kaum hinterfragen. Aber passt diese simple Karte noch zur komplexen Welt von heute?
Ein Relikt aus der Revolution: Woher „Links“ und „Rechts“ eigentlich kommen
Die Geschichte ist schnell erzählt und ziemlich anschaulich. Wir sind im Jahr 1789, in der französischen Nationalversammlung. Links vom Parlamentspräsidenten versammeln sich die Revolutionäre. Sie wollen radikale Veränderung, die Abschaffung der Monarchie, eine Republik – kurz: die Zukunft. Rechts sitzen die Verteidiger der alten Ordnung: Adel und Klerus. Sie wollen den Status quo bewahren – kurz: die Vergangenheit. Aus dieser Sitzordnung wurde die bis heute prägende politische Unterscheidung: links = progressiv, für Veränderung und Gleichheit; rechts = konservativ, für Bewahrung und Ordnung.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurde es dann komplizierter. Die Industrialisierung brachte den Konflikt zwischen Arbeit und Kapital hervor, und der Sozialismus wurde zur prägenden Kraft der Linken. Gleichzeitig wurde der Nationalismus zu einer mächtigen Ideologie, die das alte Schema durcheinanderwirbelte.
Der philosophische Kern: Gleichheit vs. Hierarchie
Trotz aller Unschärfen gibt es einen philosophischen Kern, der bis heute Bestand hat. Der Politikphilosoph Norberto Bobbio hat es auf den Punkt gebracht: Die zentrale Trennlinie verläuft zwischen der Haltung zur Gleichheit und zur Ungleichheit.
Die Linke ist im Herzen egalitär. Ihre Grundüberzeugung ist die Gleichwertigkeit aller Menschen. Daraus leiten sich Ziele wie soziale Gerechtigkeit, Solidarität und der Abbau von Ungleichheiten ab.
Die Rechte neigt dazu, gesellschaftliche Hierarchien und Ungleichheiten als natürlich, unvermeidlich oder sogar wünschenswert anzusehen. Sie betont Werte wie Ordnung, Tradition und eine partikulare Identität (z.B. die Nation).
Diese Grundhaltung zur Gleichheit ist wahrscheinlich der beständigste Kompass, den wir haben, um uns auf der Links-Rechts-Achse zu orientieren.
Wenn die Karte nicht mehr passt: Mehrdimensionale Modelle
Aber – und das ist ein großes Aber – diese eine Linie reicht heute oft nicht mehr aus. Was ist mit jemandem, der für einen starken Sozialstaat (links), aber auch für eine restriktive Migrationspolitik (rechts) ist? Wo verorten wir den Konflikt zwischen Ökologie und Wirtschaftswachstum? Oder zwischen Globalisierung und nationaler Souveränität?
Deshalb haben Wissenschaftler klügere Karten entwickelt:
Der politische Kompass: Stellt euch ein Koordinatensystem vor. Die horizontale Achse ist immer noch die ökonomische Links-Rechts-Achse. Aber es kommt eine vertikale Achse hinzu: von autoritär (starke staatliche Kontrolle) oben bis libertär (maximale individuelle Freiheit) unten. Plötzlich können wir viel genauer unterscheiden: Es gibt autoritäre Linke (Staatskommunismus), libertäre Linke (Anarchismus), autoritäre Rechte (Faschismus) und libertäre Rechte (Marktradikalismus).
Die Hufeisen-Theorie: Dieses Modell biegt die Links-Rechts-Gerade zu einem Hufeisen. Die Idee dahinter: Die extremen Ränder von links und rechts nähern sich in ihrer fundamentalen Ablehnung der liberalen Demokratie und ihren antidemokratischen Methoden wieder an. Auch wenn das eine wichtige Gemeinsamkeit aufzeigt, ist das Modell hoch umstritten und gilt heute als überholt, weil es die gigantischen ideologischen Unterschiede zwischen den Extremen verwischt.
Die Links-Rechts-Achse ist also weniger ein Naturgesetz als vielmehr eine nützliche, aber vereinfachende Orientierungshilfe. Sie hilft uns, Konflikte zu strukturieren, aber sie kann die Realität nicht vollständig abbilden. Vor allem die neue kulturelle Konfliktlinie zwischen kosmopolitisch-universellen und nationalistisch-partikularistischen Werten zeigt, dass wir mindestens eine zweite Dimension brauchen, um die heutige Politik wirklich zu verstehen.
Politischer Radikalismus: Ein Blick in die Abgründe
Jetzt, wo wir unsere Werkzeuge und unsere Karte haben, wagen wir uns in die wirklich dunklen Ecken der politischen Landschaft. Wir schauen uns an, was Links- und Rechtsextremismus im Kern ausmacht. Und ich warne euch: Das ist harter Tobak. Aber es ist absolut notwendig, um zu verstehen, wogegen unsere Demokratie sich verteidigen muss.
Die Ideologie der Ungleichheit: Was Rechtsextremismus wirklich will
Das Fundament jeder rechtsextremen Ideologie, egal in welchem modernen Gewand sie daherkommt, ist die Ablehnung der menschlichen Gleichheit. Der Satz „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ aus unserem Grundgesetz wird durch die Vorstellung einer „naturgegebenen Ungleichheit“ ersetzt. Der Wert eines Menschen hängt nicht mehr davon ab, dass er ein Mensch ist, sondern von seiner Zugehörigkeit zu einem Kollektiv – meist dem als überlegen angesehenen eigenen „Volk“.
Daraus speisen sich die zentralen Säulen des Rechtsextremismus:
Völkischer Nationalismus: Ein aggressiver Nationalismus, der die eigene Nation über alle anderen stellt und andere Völker abwertet (Chauvinismus).
Rassismus: Die menschenverachtende Idee, Menschen aufgrund biologischer oder kultureller Merkmale in höher- und minderwertige „Rassen“ einteilen zu können.
Ethnopluralismus: Achtung, das ist die modernisierte, pseudo-intellektuelle Variante des Rassismus, die von der sogenannten „Neuen Rechten“ propagiert wird. Klingt harmlos nach „Vielfalt der Völker“, meint aber in Wahrheit eine globale Apartheid. Jedes „Volk“ soll in seinem „eigenen“ ethnisch reinen Staat leben. Das ist nichts anderes als Rassismus im schicken Anzug, der darauf abzielt, unsere offene Gesellschaft zu zerstören.
Aus dieser Ideologie der Ungleichheit folgt logisch die Ablehnung der Demokratie. Rechtsextremismus ist immer antidemokratisch, antiliberal und antipluralistisch. Er will den demokratischen Rechtsstaat durch eine autoritäre Ordnung ersetzen – die sogenannte „Volksgemeinschaft“. In dieser Vorstellung ist der Einzelne nichts, das ethnisch definierte Kollektiv ist alles. Individuelle Freiheit? Meinungspluralismus? Alles nur dekadenter westlicher Kram, der die Gemeinschaft schwächt. Untermauert wird das oft von einem brutalen Sozialdarwinismus – dem Recht des Stärkeren.
In Deutschland sehen wir dieses Denken heute in einem breiten Spektrum: von klassischen Neonazi-Parteien wie „Der Dritte Weg“, über die intellektuellen Brandstifter der „Neuen Rechten“ bis hin zu Gruppierungen wie der „Identitären Bewegung“. Und ja, auch die AfD wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft, weil sie genau diese ideologischen Grenzen immer wieder überschreitet und sich mit bekannten Extremisten vernetzt. Ihre Strategie ist es, mit verschleiernden Begriffen wie „Identität“ und „Kultur“ die Grenzen des Sagbaren zu verschieben und ihre menschenfeindliche Ideologie salonfähig zu machen. Und wir dürfen nie vergessen: Ein großer Teil dieser Szene ist gewaltorientiert. Die Hetze der einen ist der Nährboden für die Taten der anderen.
Die Ideologie der erzwungenen Gleichheit: Was Linksextremismus wirklich will
Auf der anderen Seite des Spektrums finden wir den Linksextremismus. Und obwohl seine Ziele das genaue Gegenteil sind, ist seine Haltung zur Demokratie ähnlich feindselig.
Das alles verbindende Element ist die fundamentale Ablehnung des Kapitalismus. Für Linksextremisten ist der Kapitalismus die Wurzel allen Übels: Ausbeutung, Unterdrückung, Ungerechtigkeit. Wichtig dabei ist: Sie sehen den Kapitalismus und den demokratischen Rechtsstaat als eine untrennbare Einheit. Die Demokratie ist für sie nur eine Fassade, ein Instrument der herrschenden Klasse, um ihre Macht zu sichern.
Das erklärte Endziel ist daher die Überwindung dieser gesamten Ordnung und die Errichtung einer „klassenlosen Gesellschaft“, in der absolute soziale Gleichheit herrscht. Um diese Utopie zu erreichen, halten sie die Zerstörung des bestehenden Staates für notwendig. Politischen Pluralismus, Rechtsstaatlichkeit und selbst Grundrechte wie das Recht auf Eigentum sehen sie als Hindernisse auf dem Weg zur Revolution.
Innerhalb dieser Denkweise gibt es zwei große Strömungen:
Kommunisten (Marxisten-Leninisten): Sie wollen über eine Revolution einen sozialistischen Staat als Übergangsphase zur klassenlosen Gesellschaft errichten, oft angeführt von einer elitären Kaderpartei. Das Konzept der „Diktatur des Proletariats“ zeigt den autoritären Kern dieser Ideologie.
Anarchisten: Sie lehnen jede Form von Herrschaft und Staatlichkeit kategorisch ab. Ihr Ziel ist eine sofortige, herrschaftsfreie, dezentrale Gesellschaft.
Die größte und sichtbarste Gruppe in Deutschland sind die „Autonomen“. Sie sind oft in losen, unhierarchischen Gruppen organisiert und konzentrieren sich darauf, „Freiräume“ wie besetzte Häuser zu schaffen und diese aggressiv gegen den Staat zu verteidigen. Für sie ist Gewalt ein legitimes und notwendiges Mittel des politischen Kampfes – vor allem gegen den Staat und seine Repräsentanten (insbesondere die Polizei), gegen Symbole des Kapitalismus und gegen politische Gegner von rechts. Eine ihrer Strategien ist es, sich an legitime soziale Proteste wie die Klimabewegung anzuhängen, um diese zu instrumentalisieren und für ihre systemfeindliche Agenda zu radikalisieren.
Gemeinsamer Feind, gegensätzliche Welten: Eine finale Synthese
Okay, Zeit für das große Finale. Wir haben gesehen: Links- und Rechtsextremismus sind wie zwei unterschiedliche Krankheiten mit einem ähnlichen Symptom. Das Symptom ist die radikale Ablehnung der liberalen Demokratie. Aber die Krankheiten selbst, ihre Ursachen und ihre Endstadien, könnten unterschiedlicher nicht sein.
Was sie vereint:
Der gemeinsame Feind: Beide hassen die freiheitliche demokratische Grundordnung. Sie verachten den Kompromiss, den Pluralismus und die Idee, dass es legitime unterschiedliche Meinungen geben kann.
Dogmatismus: Beide hängen einem geschlossenen Weltbild an, das keinen Widerspruch duldet und einen absoluten Wahrheitsanspruch hat.
Freund-Feind-Denken: Die Welt ist einfach: Es gibt uns (die Guten) und die Anderen (die Feinde), die es zu bekämpfen gilt.
Gewaltbereitschaft: Beide akzeptieren Gewalt als legitimes politisches Mittel.
Was sie fundamental trennt:
Der Kernkonflikt ist der zwischen ihren ultimativen Zielen.
Rechtsextremismus will eine hierarchische, autoritäre „Volksgemeinschaft“, die auf der Idee der Ungleichheit von Menschen basiert. Das Individuum wird dem ethnischen Kollektiv untergeordnet.
Linksextremismus will eine klassenlose, staatenlose Gesellschaft, die auf der Idee der absoluten Gleichheit basiert. Das Individuum wird dem Ziel der revolutionären Kollektivbefreiung untergeordnet.
Der Rechtsextremismus bekämpft die Demokratie, weil sie auf dem Prinzip der menschlichen Gleichheit beruht. Der Linksextremismus bekämpft die Demokratie, weil er glaubt, dass sie die Verwirklichung absoluter Gleichheit verhindert. Sie stehen sich also in ihren Kernwerten unversöhnlich gegenüber.
Denken statt abstempeln
Wir sind am Ende unserer Reise angelangt und können jetzt zur Ausgangsfrage zurückkehren: „Nur wenn du DAS denkst, bist du radikal?“ Wir sehen jetzt glasklar: Diese Aussage ist nicht nur falsch, sie ist gefährlich. Sie verhindert echtes Verständnis und fördert eine Kultur der Denunziation statt der Debatte.
Die Einordnung einer politischen Haltung ist komplex. Sie hängt nicht an einem Gedanken, sondern an einem ganzen Bündel von Faktoren: Welches Menschenbild liegt zugrunde? Welche Gesellschaft wird angestrebt? Und die alles entscheidende Frage für unsere Demokratie: Wird die freiheitliche demokratische Grundordnung als Fundament akzeptiert oder als Feind bekämpft?
Die wahre Stärke einer Demokratie liegt nicht darin, keine radikalen Denker zu haben. Sie liegt darin, den Unterschied zwischen radikaler Kritik und extremistischer Feindschaft zu kennen und letzterer mit aller Entschiedenheit entgegenzutreten. Das erfordert von uns allen, genauer hinzuhören, zu analysieren und uns nicht mit simplen Etiketten zufriedenzugeben.
Was meint ihr dazu? Wo seht ihr die größten Gefahren für unsere Demokratie? Hat euch diese Analyse geholfen, die Begriffe klarer zu sehen? Lasst uns in den Kommentaren diskutieren! Liked den Beitrag, wenn er euch gefallen hat, und teilt ihn mit Menschen, die sich ebenfalls für ein tieferes Verständnis jenseits der Schlagzeilen interessieren.
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Verwendete Quellen:
Logische Fehlschlüsse: Argumentation, Beispiele und Liste ... - https://www.studysmarter.de/magazine/logische-fehlschluesse/
BKA-HEx | Handbuch | Radikalisierung in konflikttheoretischer Perspektive - https://www.handbuch-extremismuspraevention.de/HEX/DE/Handbuch/Kapitel_3/Modul_3_1/Modul_3_1.html
Was ist Rechtsextremismus? Definition und Strategien - demokratie-bw.de - https://www.demokratie-bw.de/rechtsextremismus
Radikalismus | bpb.de - https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/das-junge-politik-lexikon/320994/radikalismus/
Rechtsradikalismus | Rechtsextremismus | bpb.de - https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/500808/rechtsradikalismus/
Glossar - Extremismus - Bundesamt für Verfassungsschutz - https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/glossareintraege/DE/E/extremismus.html
Extremismus – Linksextremismus – Rechtsextremismus - Bundeszentrale für politische Bildung - https://www.bpb.de/themen/linksextremismus/dossier-linksextremismus/33591/extremismus-linksextremismus-rechtsextremismus/
Was ist Radikalisierung? Präzisierungen eines umstrittenen Begriffs - PRIF Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung - https://www.prif.org/fileadmin/Daten/Publikationen/Prif_Reports/2018/prif0518.pdf
Linksextremismus | Politik für Kinder, einfach erklärt - HanisauLand.de - https://www.hanisauland.de/wissen/lexikon/grosses-lexikon/l/linksextremismus.html
Was ist Rechtsextremismus, Rechtsradikalismus, Neonazismus, Antisemitismus und Rassismus? | Häufige Fragen und Antworten | Für Vielfalt – gegen Rechtsextremismus | Bürgerbeteiligung & Engagement | Politik | Leben in der Region Hannover - https://www.hannover.de/Leben-in-der-Region-Hannover/Politik/B%C3%BCrgerbeteiligung-Engagement/F%C3%BCr-Vielfalt-%E2%80%93-gegen-Rechtsextremismus/H%C3%A4ufige-Fragen-und-Antworten/Was-ist-Rechtsextremismus,-Rechtsradikalismus,-Neonazismus,-Antisemitismus-und-Rassismus
Radikalisierung - BKA - https://www.bka.de/DE/IhreSicherheit/RichtigesVerhalten/Radikalisierung/radikalisierung_node.html
Politisch links, politisch rechts - passt das Schema noch? - Deutschlandfunk - https://www.deutschlandfunk.de/politisch-links-rechts-schema-100.html
Der lange Abschied. Zur politischen Unterscheidung von Links und Rechts – nicht nur in Deutschland – Geschichte der Gegenwart - https://geschichtedergegenwart.ch/der-lange-abschied-zur-politischen-unterscheidung-von-links-und-rechts-nicht-nur-in-deutschland/
Was unterscheidet Rechts- und Linksextremismus voneinander? - Extremismus - Konrad-Adenauer-Stiftung - https://www.kas.de/en/web/extremismus/rechtsextremismus/was-unterscheidet-rechts-und-linksextremismus-voneinander
Politisches Spektrum - Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Politisches_Spektrum
www.ssoar.info Links oder rechts oder ganz woanders? Zur Konstruktion der politischen Landschaft - https://www.ssoar.info/ssoar/bitstream/handle/document/6063/ssoar-oezp-2004-h_2-fuhse-links_oder_rechts_oder_ganz.pdf?sequence=1&isAllowed=y
Rechtsextremismus | bpb.de - https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/500806/rechtsextremismus/
Rechtsextremismus - Bundesamt für Verfassungsschutz - https://www.verfassungsschutz.de/DE/themen/rechtsextremismus/rechtsextremismus_node.html
Rechtsextremismus | Brandenburgische Landeszentrale für ... - https://www.politische-bildung-brandenburg.de/lexikon/rechtsextremismus
Ideologie | Rechtsextremismus | bpb.de - https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/41434/ideologie/
BMI - Rechtsextremismus - Bundesministerium des Innern - https://www.bmi.bund.de/DE/themen/sicherheit/extremismus/rechtsextremismus/rechtsextremismus-node.html
Begriff und Erscheinungsformen ... - Bundesamt für Verfassungsschutz - https://www.verfassungsschutz.de/DE/themen/linksextremismus/begriff-und-erscheinungsformen/begriff-und-erscheinungsformen_artikel.html
Linksextremismus | Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung - https://www.politische-bildung-brandenburg.de/lexikon/linksextremismus
Linksextremismus | bpb.de - https://www.bpb.de/themen/linksextremismus/dossier-linksextremismus/
bpb-Dossier „Linksextremismus“: Schluss mit dem Hufeisen | taz.de - https://taz.de/bpb-Dossier-Linksextremismus/!5742141/
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