Islame in Deutschland: Warum die Frage nach Zugehörigkeit in die Irre führt
- Benjamin Metzig
- 29. Juli
- 12 Min. Lesezeit

Wenn du den Satz „Der Islam gehört zu Deutschland“ hörst, was passiert da in deinem Kopf? Wahrscheinlich rattert es sofort. Bilder, Meinungen, vielleicht sogar ein leichtes Unbehagen oder auch ein zustimmendes Nicken. Kaum eine Frage spaltet unsere Gesellschaft so zuverlässig wie diese. Sie ist zum Schlachtfeld geworden, auf dem wir über Identität, Werte und die Zukunft unseres Landes streiten.
Aber was, wenn ich dir sage, dass diese ganze Debatte auf einer gigantischen Illusion beruht? Was, wenn die Frage selbst das Problem ist, weil sie uns zwingt, eine komplexe, bunte Realität in eine simple Ja/Nein-Schublade zu pressen?
Genau das werden wir heute tun: Wir sprengen die Schubladen. Wir begeben uns auf eine Entdeckungsreise durch die faszinierende, widersprüchliche und oft überraschende Welt der Islame in Deutschland. Wir werden sehen, dass es „den Islam“ als monolithischen Block gar nicht gibt und dass die eigentliche Trennlinie an einem ganz anderen Ort verläuft, als die meisten von uns vermuten. Bist du bereit, deine Perspektive zu wechseln?
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Islame in Deutschland – Wer sind die 5,5 Millionen eigentlich?
Wenn wir über „den Islam“ in Deutschland sprechen, haben viele ein diffuses Bild im Kopf. Vielleicht eine Moschee, eine Frau mit Kopftuch, vielleicht die Nachrichten über Konflikte. Aber dieses Bild ist so unscharf wie ein altes Foto. Die Realität ist ein hochauflösendes Mosaik aus Millionen von Einzelteilen. Um das zu verstehen, müssen wir eine kleine Zeitreise machen.
Von preußischen Reitern und „Gastarbeitern“, die zu Nachbarn wurden
Die Geschichte von Muslimen in Deutschland beginnt nicht erst mit den türkischen „Gastarbeitern“. Echt jetzt! Schon im 18. Jahrhundert dienten muslimische Soldaten in der preußischen Armee. Friedrich II. gründete 1745 eine Einheit „muslimischer Reiter“, und bereits 1798 wurde in Berlin ein muslimischer Friedhof angelegt, der bis heute existiert. Klar, das waren kleine Gruppen, aber sie zeigen: Die Begegnung ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts.
Der Wendepunkt kam aber natürlich nach dem Zweiten Weltkrieg. Das deutsche „Wirtschaftswunder“ brauchte dringend Arbeitskräfte. Nach Abkommen mit Italien und Spanien schloss die Bundesrepublik 1961 das entscheidende Anwerbeabkommen mit der Türkei. Die Idee war das „Rotationsprinzip“: Die Arbeiter kommen, malochen ein, zwei Jahre und gehen dann wieder. Ein Plan, der die menschliche Realität komplett ignorierte. Der Schriftsteller Max Frisch brachte es auf den Punkt: „Wir riefen Arbeitskräfte, doch es kamen Menschen an.“
Die deutsche Industrie wollte ihre eingearbeiteten Fachkräfte behalten, der Familiennachzug wurde ermöglicht, und aus temporären Arbeitern wurden Einwanderer, Nachbarn, Mitbürger. Doch weil die Politik so lange an der Illusion der „Gäste“ festhielt, wurde die Schaffung einer echten Integrationsinfrastruktur – Sprachkurse, Bildungsförderung – jahrzehntelang verschlafen. Deutschland bekannte sich erst im Jahr 2001 offiziell dazu, ein „Einwanderungsland“ zu sein. Diese historische Verspätung ist die Wurzel vieler heutiger Herausforderungen.
Ein neues Deutschland: Bunter, jünger und vielfältiger
Heute ist das Bild noch einmal komplett anders. In Deutschland leben zwischen 5,3 und 5,6 Millionen Muslime. Das sind fast 7 % der Bevölkerung. Aber wer sind diese Menschen?
Die größte Gruppe (ca. 45 %) sind immer noch türkeistämmige Muslime, aber ihr Anteil sinkt. Durch die Fluchtbewegungen der letzten Jahre, insbesondere aus Syrien, bilden Muslime aus arabischsprachigen Ländern heute mit 27 % die zweitgrößte Gruppe. Dazu kommen Menschen aus Südosteuropa (19 %) und Ländern wie Afghanistan und dem Iran.
Diese Verschiebung ist ein Game-Changer. Die alten, stark türkisch geprägten Verbände können diese neue Vielfalt gar nicht mehr repräsentieren. Arabischsprachige Gemeinden bringen andere kulturelle Hintergründe, andere theologische Ausrichtungen und ganz andere politische Erfahrungen mit. Der Staat kann nicht mehr nur mit ein paar großen Organisationen reden; er muss lernen, mit einem vielstimmigen Chor zu kommunizieren.
Und noch etwas Wichtiges: Knapp die Hälfte aller Muslime hier hat einen deutschen Pass. Fast 3 Millionen Menschen. Ein Viertel von ihnen ist bereits in der zweiten oder dritten Generation in Deutschland geboren. Für sie ist Deutschland nicht das Land ihrer Eltern, es ist ihre Heimat.
Sunniten, Aleviten, Schiiten: Ein Blick in den theologischen Werkzeugkasten
Genauso vielfältig wie die Herkunft ist auch der Glaube selbst. „Der Islam“ existiert theologisch genauso wenig wie „das Christentum“. Die Realität sind die verschiedenen Islame in Deutschland.
Sunniten: Sie bilden mit rund 74 % die größte Gruppe. Aber auch hier gibt es feine Unterschiede. Je nach Herkunftsland gehören sie verschiedenen theologischen Rechtsschulen an (hanafitisch bei Türken und Bosniern, schāfiʿitisch bei Menschen aus dem Nahen Osten etc.). Das ist ein bisschen so wie der Unterschied zwischen katholisch, lutherisch und reformiert im Christentum.
Aleviten: Sie machen mit 8-9,5 % eine bedeutende Minderheit aus, fast ausschließlich aus der Türkei. Ihre religiöse Praxis ist fundamental anders. Sie beten nicht in Moscheen, sondern feiern ihre Zeremonien (Cem) in Gemeindehäusern, mit Musik, Tanz und der vollen Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Viele Aleviten in Deutschland sehen sich deshalb sogar als eigenständige Religion, nicht als Teil des Islams.
Schiiten: Mit etwa 4 % sind sie eine kleinere Gruppe, die sich aus Menschen aus dem Iran, Irak, Afghanistan und Libanon zusammensetzt.
Andere: Dazu kommen kleinere Gemeinschaften wie die Ahmadiyya oder verschiedene sufische (mystische) Orden.
Was lernen wir daraus? Jeder, der pauschal über „die Muslime“ redet, ignoriert die Lebenswirklichkeit von 5,5 Millionen individuellen Menschen. Die eigentliche Frage ist nicht, ob der Islam zu Deutschland gehört, sondern wie wir dieser real existierenden Vielfalt gerecht werden.
Das große Ringen – Wer spricht für die Muslime und was will der Staat?
Stell dir vor, die deutsche Regierung will über Religionsunterricht oder Seelsorge im Krankenhaus verhandeln. Wen ruft sie an? Bei den Christen ist das einfach: Es gibt die evangelische und die katholische Kirche. Aber im Islam? Da gibt es kein zentrales Oberhaupt, keinen Papst. Das macht die Beziehung zwischen Staat und Muslimen zu einem komplizierten, oft frustrierenden Spielfeld.
Die großen Player und ihre Probleme: Ein "Who is Who" der Islamverbände
In Deutschland haben sich Muslime in zahlreichen Vereinen und Verbänden organisiert. Die wichtigsten sind aber gleichzeitig auch die umstrittensten:
DITIB (Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion): Der mit Abstand größte Verband mit fast 1000 Moscheen. Das Problem: Die DITIB ist keine unabhängige deutsche Organisation. Sie ist ein direkter Arm der türkischen Religionsbehörde Diyanet in Ankara. Die Imame sind türkische Staatsbeamte, die von der Türkei bezahlt und nach Deutschland geschickt werden. Das führt zu massiven Kontroversen: Vorwürfe der politischen Einflussnahme durch die türkische Regierung, Spionagevorwürfe gegen Gülen-Anhänger und die Verbreitung einer nationalistischen Agenda. Der deutsche Verfassungsschutz stuft die DITIB mittlerweile als Prüffall ein.
Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD): Der ZMD wurde mit dem Anspruch gegründet, eine Vertretung für Muslime aller Herkünfte zu sein. Aber auch hier gibt es schwere Vorwürfe. Lange war die „Deutsche Muslimische Gemeinschaft“ (DMG) Mitglied, die als zentrale Organisation der islamistischen Muslimbruderschaft in Deutschland gilt. Ein anderes Mitglied, die ATIB, wird der rechtsextremen türkischen „Grauen Wölfe“-Bewegung zugeordnet. Solche Verbindungen machen eine vertrauensvolle Zusammenarbeit extrem schwierig.
Daneben gibt es noch den Islamrat, dem ebenfalls Verbindungen zur islamistischen Millî-Görüş-Bewegung nachgesagt werden, und den eher konservativen VIKZ.
Der heilige Gral: Warum alle den „KdöR-Status“ wollen
Im deutschen Recht gibt es für Religionsgemeinschaften eine Art „VIP-Pass“: den Status einer Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR). Die großen Kirchen haben ihn, die jüdischen Gemeinden auch. Ihn zu bekommen, ist für muslimische Verbände das ultimative Ziel. Es bedeutet volle rechtliche Gleichstellung und bringt Privilegien mit sich, wie das Recht, Kirchensteuer zu erheben oder als Partner des Staates in Gremien mitzusprechen.
Doch die Hürden sind extrem hoch. Ein Verband muss zwei Dinge garantieren:
Gewähr der Dauer: Er muss eine stabile Organisation mit einer nachweisbaren, festen Mitgliederzahl haben. Daran scheitern viele Moscheevereine, die oft lose organisiert sind und keine formalen Mitgliederlisten führen wie eine Kirche.
Rechtstreue: Der Verband muss beweisen, dass er die deutsche Verfassung und die Grundrechte ohne Wenn und Aber respektiert. Genau hier fallen die großen Verbände wie DITIB (wegen der Steuerung aus Ankara) und ZMD (wegen extremistischer Verbindungen) durch.
Dass es prinzipiell geht, zeigt der Fall der kleinen Ahmadiyya-Gemeinschaft. Sie hat den KdöR-Status in Hessen erhalten, weil sie klar organisiert ist und als verfassungstreu gilt. Das beweist: Das deutsche Recht ist nicht islamfeindlich. Das Problem sind die politischen und strukturellen Defizite der großen Verbände.
Die Deutsche Islam Konferenz (DIK): Reden, Ringen, Religion-Making
Um die Sprachlosigkeit zu überwinden, rief die Regierung 2006 die Deutsche Islam Konferenz (DIK) ins Leben. Hier sollten Staat und Muslime endlich an einem Tisch sitzen. Das Ziel: einen „Islam in, aus und für Deutschland“ zu fördern. Es gab auch Erfolge, wie die Einrichtung von Lehrstühlen für islamische Theologie an deutschen Unis.
Aber die DIK war von Anfang an umkämpft. Von Islamisten als Versuch beschimpft, einen „Schoßhündchen-Islam“ zu züchten, und von den Verbänden selbst oft misstrauisch beäugt. Trotz seiner erklärten Neutralität betreibt der Staat hier eine Art „Religion-Making“: Er belohnt Organisationen, die seinen Vorstellungen von Transparenz, Demokratie und Verfassungstreue entsprechen, mit Anerkennung und Dialog. Das ist eine subtile, aber mächtige Form der Steuerung.
„Der Islam gehört zu Deutschland“ – Wie ein einziger Satz eine Nation spaltet
Erinnern wir uns an den 3. Oktober 2010. Der damalige Bundespräsident Christian Wulff sagt in seiner Rede zum Tag der Deutschen Einheit den Satz, der seitdem wie ein Echo durch alle politischen Debatten hallt: „Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“ BÄM. Ein Satz, der zum politischen Lackmustest wurde.
Die Chronik eines politischen Schlachtrufs
Wulff war nicht der Erste. Schon 2006 hatte der damalige Innenminister Wolfgang Schäuble pragmatisch festgestellt: „Der Islam ist Teil Deutschlands.“ Aber Wulff gab dem Satz die große, symbolische Bühne. Seitdem spaltet er die Politik:
Die Befürworter: Angela Merkel machte sich den Satz zu eigen und wiederholte ihn mehrfach. Auch SPD und Grüne stehen klar auf dieser Seite.
Die Gegner: Vor allem aus der CSU kam lauter Widerspruch. Horst Seehofer sorgte 2018 als neuer Innenminister für einen Eklat mit der Aussage: „Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“
Die Differenzierer: Andere, wie der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck, versuchten einen Mittelweg: „Die Muslime, die hier leben, gehören zu Deutschland.“
Diese Debatte ist zu einer „Scheindebatte“ verkommen. Sie zwingt uns in ein Pro- und Contra-Schema, das der Realität nicht gerecht wird. Die Befürworter argumentieren mit der demografischen Realität und der Religionsfreiheit. Die Gegner mit der christlich-jüdischen Prägung Deutschlands und einer angeblichen Inkompatibilität der Werte. Beide Seiten werfen dabei oft mit Pauschalisierungen um sich und behandeln „den Islam“ als wäre er ein einziger, unveränderlicher Block.
Die Medien: Brandbeschleuniger im Resonanzraum
Und wer gießt fleißig Öl ins Feuer? Unsere Medien. Studien zeigen ein erschreckendes Bild: Über 80 % der TV-Beiträge über den Islam haben einen negativen Fokus. Die Top-Themen sind Terrorismus, Extremismus und Integrationsprobleme. Der Alltag von Millionen friedlicher Muslime? Findet quasi nicht statt.
Ein Kernproblem ist die fatale Vermischung von Islam (Religion) und Islamismus (politische Ideologie). Für viele Zuschauer verschwimmt die Grenze, und es bleibt der Eindruck hängen, der Islam sei per se gefährlich. Dazu kommt die stereotype Bildsprache: Das Kopftuch wird zum Symbol für alles Mögliche – Unterdrückung, Fanatismus, Terror – selbst wenn der Beitrag damit gar nichts zu tun hat. Diese einseitige Berichterstattung formt eine öffentliche Meinung, die von Angst geprägt ist, auf die Politiker wiederum reagieren. Ein Teufelskreis.
Die rote Linie – Welcher Islam GANZ SICHER NICHT zu Deutschland gehört
Okay, kommen wir zum Punkt. Wenn die Frage „Welcher Islam gehört zu Deutschland?“ so kompliziert ist, gibt es dann eine klare Antwort darauf, welcher es NICHT tut? Ja, die gibt es. Und sie ist absolut eindeutig.
Der Islam, der nicht zu Deutschland gehört, ist der Islamismus.
Das ist der entscheidende Unterschied, den wir alle verstehen müssen. Der Islam ist eine Religion. Der Islamismus ist eine totalitäre politische Ideologie. Es ist der Unterschied zwischen einem Christen, der an die Bergpredigt glaubt, und einem Extremisten, der eine Theokratie errichten will.
Islamismus will nicht Religion ausüben, er will den Staat erobern. Seine Kernmerkmale stehen in direktem Widerspruch zu unserem Grundgesetz:
Er lehnt die Demokratie (Herrschaft des Volkes) ab und will die „Herrschaft Gottes“.
Er lehnt Grundrechte wie Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit oder die Gleichberechtigung von Mann und Frau ab.
Er will eine totale Ordnung, in der Religion alles regelt: Politik, Recht, Privatleben.
Diese Ideologie ist verfassungsfeindlich. Punkt. Und es ist absolut entscheidend, zu betonen: Die überwältigende Mehrheit der Muslime in Deutschland sind keine Islamisten. Fromm zu sein ist nicht dasselbe wie extremistisch zu sein.
Der Feind im Netz: Wie Radikalisierung heute funktioniert
Die größte Gefahr geht heute vom Dschihadismus (wie dem IS) und vom Salafismus aus. Salafistische Prediger sind oft besonders erfolgreich darin, junge Leute zu ködern. Warum? Weil sie, anders als die von der DITIB entsandten Imame, perfekt Deutsch sprechen, die Jugendkultur kennen und das Internet als „Hochleistungsmotor für Radikalisierung“ nutzen.
Auf TikTok, Instagram und Telegram inszenieren sie sich als coole Influencer, verbreiten ihre Hass-Propaganda in Memes und Videos und infiltrieren sogar Gaming-Communitys. Die Radikalisierung wird dadurch schneller, dezentraler und für Behörden unsichtbarer.
Was tun? Der doppelte Kampf gegen Extremismus und Ausgrenzung
Die Antwort kann nicht nur aus Überwachung und Polizei bestehen. Wirksame Prävention muss an zwei Fronten kämpfen:
Extremismus bekämpfen: Das bedeutet, die Strukturen des Islamismus zu zerschlagen, seine Propaganda im Netz zu bekämpfen und Aufklärungsarbeit zu leisten. Schulen spielen hier eine Schlüsselrolle. Lehrer müssen für Anzeichen von Radikalisierung sensibilisiert werden, nicht um Schüler zu denunzieren, sondern um pädagogisch gegenzusteuern und Hilfe zu holen.
Ausgrenzung bekämpfen: Islamistischen Rattenfängern gelingt es oft, an reale Gefühle der Ungerechtigkeit und Diskriminierung anzuknüpfen. Sie nutzen die erlebten Kränkungen junger Muslime gezielt aus und bieten ihre Ideologie als vermeintlichen Ausweg an. Deshalb ist der Kampf gegen antimuslimischen Rassismus genauso wichtig wie der Kampf gegen den Islamismus. Nur in einer Gesellschaft, in der sich junge Muslime als vollwertige, anerkannte Mitglieder fühlen, kann dem Extremismus der Nährboden entzogen werden.
Es sind zwei Seiten derselben Medaille.
Die Welt von innen – Was Muslime wirklich fühlen, denken und erleben
Nach all der Politik, den Verbänden und den Debatten ist es Zeit für einen Perspektivwechsel. Schauen wir uns an, was die Muslime in Deutschland eigentlich selbst sagen. Die Daten zeichnen ein Bild, das viele überraschen dürfte.
Das Integrationsparadox: Je deutscher, desto ausgegrenzter?
Umfassende Studien wie „Muslimisches Leben in Deutschland 2020“ zeigen:
Hohe Verbundenheit: Über 80 % der Muslime fühlen sich Deutschland stark verbunden.
Hohe soziale Kontakte: 65 % haben regelmäßigen Kontakt zu Freunden ohne Migrationshintergrund. Von einer generellen Abschottung in „Parallelgesellschaften“ kann keine Rede sein.
Individualisierte Religiosität: Nur 39 % beten täglich, ein Viertel gar nicht. Weniger als ein Drittel der Frauen trägt ein Kopftuch. Das Klischee der uniformen, streng-orthodoxen Gemeinschaft ist falsch.
Diesem hohen Maß an Identifikation und Integration steht jedoch die brutale Realität der Diskriminierung gegenüber. Fast die Hälfte fühlt sich in Deutschland nicht als Teil der Gesellschaft anerkannt. Und hier kommt das Spannende, das sogenannte Integrationsparadox: Das Gefühl der Nicht-Anerkennung ist bei den in Deutschland geborenen Muslimen der zweiten und dritten Generation stärker als bei der eingewanderten ersten Generation.
Wie kann das sein? Ganz einfach: Die erste Generation verglich ihre Situation vielleicht noch mit dem Herkunftsland. Die hier geborene Generation hat aber nur einen Referenzrahmen: Deutschland. Sie sind deutsche Staatsbürger, sie haben hier die Schule besucht, sie erwarten völlige Gleichbehandlung. Wenn sie dann auf dem Wohnungsmarkt, bei der Jobsuche oder im Alltag Rassismus erleben, ist das für sie eine fundamentale Zurückweisung ihrer Identität. Ihre hohe Sensibilität für Ausgrenzung ist also kein Zeichen mangelnder, sondern im Gegenteil, ein Zeichen ihrer fortgeschrittenen Integration und ihres legitimen Anspruchs auf Zugehörigkeit.
Hat dir dieser Einblick gefallen? Dann lass doch ein Like da und teile deine Gedanken mit uns in den Kommentaren! Wie siehst du das Spannungsfeld zwischen Zugehörigkeitsgefühl und Ausgrenzungserfahrung?
Lasst uns endlich die richtigen Fragen stellen!
Wir sind am Ende unserer Reise angekommen. Und was haben wir gelernt? Die Frage „Welcher Islam gehört zu Deutschland?“ ist nicht nur spaltend, sie ist irreführend. Sie zwingt uns, über Kulturen und Religionen zu urteilen, obwohl die eigentliche, die einzig wichtige Trennlinie eine verfassungsrechtliche ist: zwischen der freien Ausübung einer Religion und der Verfolgung einer antidemokratischen, totalitären Ideologie.
Der Islam, der zu Deutschland gehört, ist die Summe der gelebten Realitäten von 5,5 Millionen Menschen, die sich an unsere Gesetze halten. Er ist sunnitisch, alevitisch, schiitisch, liberal, konservativ – er ist bunt und er ist da.
Der Islam, der NICHT zu Deutschland gehört, ist der Islamismus. Eine politische Ideologie, die unsere Freiheit abschaffen will und die wir mit allen Mitteln des Rechtsstaates bekämpfen müssen.
Der Weg in eine gemeinsame Zukunft führt nicht über kulturelle Ausschlussdebatten. Er führt über die Anerkennung der Realität, über die Förderung von echter, gleichberechtigter Teilhabe für alle und über die unmissverständliche Verteidigung unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung gegen ihre Feinde – egal, woher sie kommen.
Lasst uns aufhören, die falschen Schlachten zu schlagen. Lasst uns anfangen, an der gemeinsamen, pluralistischen Gesellschaft zu bauen, die Deutschland längst ist.
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Verwendete Quellen:
Welcher Islam gehört zu Deutschland? Glaube und Grundgesetz - https://www.herder.de/hk/hefte/archiv/2019/4-2019/welcher-islam-gehoert-zu-deutschland-glaube-und-grundgesetz/
Was ist Islamismus? - Adenauer Campus - https://www.adenauercampus.de/de/islamismus/detail/-/content/was-ist-islamismus
Islam in Germany - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/Islam_in_Germany
Geschichte und Gegenwart von Muslimen in Deutschland - https://www.azhar.eg/observer-de/details/ArtMID/1198/ArticleID/72430/Geschichte-und-Gegenwart-von-Muslimen-in-Deutschland
Gastarbeiter - LeMO Kapitel - Stiftung Haus der Geschichte - https://www.hdg.de/lemo/kapitel/geteiltes-deutschland-modernisierung/bundesrepublik-im-wandel/gastarbeiter.html
Vor 60 Jahren: Anwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei | Hintergrund aktuell | bpb.de - https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/342651/vor-60-jahren-anwerbeabkommen-zwischen-der-bundesrepublik-deutschland-und-der-tuerkei/
Kurzdarstellung der Ergebnisse des Forschungsvorhabens: Muslime in Deutschland - Deutsche Islam Konferenz - https://www.deutsche-islam-konferenz.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/WissenschaftPublikationen/muslime-in-deutschland-kurz-dik.pdf?__blob=publicationFile&v=2
Islam in Deutschland - BMI - https://www.bmi.bund.de/DE/themen/heimat-integration/gesellschaftlicher-zusammenhalt/staat-und-religion/islam-in-deutschland/islam-in-deutschland-node.html
Islam in Deutschland - Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Islam_in_Deutschland
DIK - Deutsche Islam Konferenz - Daten und Fakten - https://www.deutsche-islam-konferenz.de/DE/DatenFakten/daten-fakten_node.html
Aleviten in Deutschland - Evangelische Landeskirche in Württemberg - https://www.elk-wue.de/fileadmin/Downloads/Leben/Interreligioeser_Dialog/EZW_Texte_211_3Auflg_web.pdf
Erste islamische Körperschaft des öffentlichen Rechts in Deutschland - Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen - https://www.ezw-berlin.de/publikationen/artikel/erste-islamische-koerperschaft-des-oeffentlichen-rechts-in-deutschland/
Diskussion um Anerkennung : Der Islam und das Grundgesetz - LTO - https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/diskussion-um-anerkennung-der-islam-und-das-grundgesetz
Verfassungsschutz nimmt offenbar Ditib ins Visier - DOMRADIO.DE - https://www.domradio.de/artikel/beobachtungsobjekt-ja-oder-nein-verfassungsschutz-nimmt-offenbar-ditib-ins-visier
Zentralrat der Muslime in Deutschland – Wikipedia - https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralrat_der_Muslime_in_Deutschland
DIK - Deutsche Islam Konferenz - Startseite - https://www.deutsche-islam-konferenz.de/
Horst Seehofer: "Der Islam gehört (nicht) zu Deutschland" - Geschichte eines Satzes - https://www.spiegel.de/politik/deutschland/horst-seehofer-der-islam-gehoert-nicht-zu-deutschland-geschichte-eines-satzes-a-1198520.html
'Der Islam gehört zu Deutschland' - Was sich seit dem Satz geändert hat - https://mediendienst-integration.de/artikel/was-sich-seit-dem-satz-geaendert-hat.html
Verstörende Scheindebatte - Gehört der Islam zu Deutschland oder nicht? - https://www.deutschlandfunkkultur.de/verstoerende-scheindebatte-gehoert-der-islam-zu-deutschland-100.html
Das Islambild von ARD und ZDF - Deutsche Islam Konferenz - https://www.deutsche-islam-konferenz.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Sonstiges/hafez-richter-islambild-ard-u-zdf-dik.pdf?__blob=publicationFile&v=1
Rassismus und Repräsentation: das Islambild deutscher Medien im Nachrichtenjournalismus und im Film | Oray | bpb.de - https://www.bpb.de/lernen/bewegtbild-und-politische-bildung/themen-und-hintergruende/314621/rassismus-und-repraesentation-das-islambild-deutscher-medien-im-nachrichtenjournalismus-und-im-film/
Islamismus und islamistischer ... - Bundesamt für Verfassungsschutz - https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/kurzmeldungen/DE/2025/2025-04-11-islamismus-in-deutschland-publikation.html
Verfassungsschutz stellt Lagebild Islamismus vor - Land.NRW - https://www.land.nrw/pressemitteilung/verfassungsschutz-stellt-lagebild-islamismus-vor
Herausforderung Islamismus — Schule und religiös begründeter Extremismus - Bundeszentrale für politische Bildung - https://www.bpb.de/system/files/dokument_pdf/bpb-handreichung-schule-und-religioes-begruendeter-extremismus_2021.pdf
Islamismus in der Schule - Wie Lehrer auf Radikalisierung reagieren können - https://www.deutschlandfunk.de/islamismus-in-der-schule-wie-lehrer-auf-radikalisierung-100.html








































































































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