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Staatsräson unter Belastungsprobe: Wie deutsche Rüstungsexportpolitik Israel neu denkt

Ein dunkles, grafisches Titelbild zeigt groß den Schriftzug „Waffen-Embargo“ und darunter „Deutschland stoppt Lieferungen an Israel“. In der Mitte steht ein rotes Verbotsschild über der Silhouette eines Gewehrs. Links weht eine deutsche Flagge, rechts eine israelische Flagge; im Hintergrund ist schemenhaft eine Weltkarte zu sehen.

Staatsräson am Scheideweg: Wie deutsche Rüstungsexportpolitik Israel neu definiert


Deutschland steht an einem Punkt, an dem große Worte auf harte Wirklichkeit treffen. „Staatsräson“ – jahrzehntelang die magische Formel, die jede Diskussion über die deutsche Rüstungsexportpolitik an Israel zu entzaubern schien – wirkt plötzlich brüchig. Spätestens seit dem 7. Oktober 2023 kollidiert sie frontal mit dem, was Deutschland sich selbst auferlegt hat: einem der weltweit restriktivsten Exportrechtsrahmen und dem Anspruch, Hüter einer regelbasierten internationalen Ordnung zu sein. Was passiert, wenn politische Loyalität, verfassungsrechtliche Leitplanken und Völkerrecht nicht mehr in die gleiche Richtung zeigen?


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Ein politisches Erdbeben in Zeitlupe


Die Jahre 2023 bis 2025 lesen sich rückblickend wie ein Testlabor für deutsche Außenpolitik. Unmittelbar nach den Terroranschlägen vom 7. Oktober signalisierte Berlin nicht nur verbal Solidarität, sondern schaltete auch bei Rüstungsgenehmigungen auf „Schnellspur“. 2023 schoss der genehmigte Wert nach oben – inklusive Kriegswaffen wie Panzerabwehrwaffen und Munition. Dann der Bruch: 2024 geriet die Genehmigungspraxis ins Stocken, ohne dass jemand eine offizielle „Kehrtwende“ verkündete. Und am 8. August 2025 folgte eine Zäsur: Deutschland setzte Rüstungsexporte, die im Gazastreifen zum Einsatz kommen könnten, bis auf Weiteres aus – ein partieller Stopp, kein Totalembargo, aber politisch ein Paukenschlag.


Was dabei ins Auge springt: Dies war keine Strategie „aus einem Guss“. Die Bundesregierung reagierte – auf die Dynamik des Krieges, auf Gerichtsentscheidungen in Den Haag, auf Klagen in Berlin und auf Entscheidungen des israelischen Sicherheitskabinetts. Die Politik wurde zum Spiegel externer Ereignisse. Und genau darin liegt die Krise: Eine Staatsräson, die als starre Loyalitätsformel verstanden wird, kollidiert mit der Rechtsstaatlichkeit, die Deutschland für sich reklamiert.


Fundament & Fallhöhe: Das deutsche Exportrecht als Sollbruchstelle


Wer die aktuelle Kontroverse versteht, muss mit dem Rechtsrahmen beginnen. Deutschland betrachtet Waffenexporte nicht als normalen Außenhandel, sondern als Ausnahme – verfassungsrechtlich unter Erlaubnisvorbehalt. Der Staat sagt im Grunde: „Erst mal nein. Begründet mir ein gutes Ja.“


Verfassungsanker mit eingebauter Bremse


Artikel 26 Absatz 2 des Grundgesetzes ist erstaunlich klar: Kriegswaffen dürfen nur mit Genehmigung der Bundesregierung hergestellt, befördert und in Verkehr gebracht werden. Dieser Satz ist viel mehr als Bürokratensprech – er kehrt die Beweislast um. Nicht die Kritiker müssen darlegen, warum etwas nicht exportiert werden darf; die Regierung muss begründen, warum trotz Risiken eine Genehmigung erteilt wird. Das prägt alles Weitere.


Zwei Schienen, zwei Logiken: KWKG vs. AWG


Dann die operative Ebene: das Kriegswaffenkontrollgesetz (KWKG) für die „harten“ Systeme (Panzer, Kampfflugzeuge, Kriegsschiffe, automatische Schusswaffen) und das Außenwirtschaftsgesetz (AWG) samt Verordnung für „sonstige Rüstungsgüter“ und Dual-Use-Güter. Beim KWKG gibt es keinen Anspruch auf Genehmigung; Entscheidungen fallen im Bundessicherheitsrat – politisch hochsensibel und geheim. Widerruf, Entschädigung, Ermessensspielraum: alles besonders heikel. Beim AWG ist der Grundton weniger restriktiv; ein Anspruch kann bestehen – solange keine wesentlichen Sicherheitsinteressen entgegenstehen oder Völkerrechtsrisiken drohen. In der öffentlichen Debatte führt genau diese Differenz oft zu Verwirrung, denn der Großteil der Werte steckt im AWG-Bereich, während die Symbolik der Debatte am KWKG hängt.


Politische Grundsätze: Selbstbindung mit Signalwirkung


Über dem Gesetz schwebt eine Art politischer Kompass: die Politischen Grundsätze der Bundesregierung. Sie kodifizieren rote Linien – Menschenrechte, Verbot interner Repression, keine Lieferungen in Konfliktgebiete (mit Ausnahme legitimer Selbstverteidigung nach UN-Charta Artikel 51). Formal nicht rechtsverbindlich, praktisch aber normsetzend und öffentlich überprüfbar: Hieran misst Presse wie Parlament die Exekutive.


Völkerrecht als zusätzliche Leitplanke


Und dann das internationale Stockwerk: EU-Gemeinsamer Standpunkt 2008/944/GASP und der Arms Trade Treaty (ATT). Beide verpflichten zu Risikoabwägungen: Gibt es ein eindeutiges bzw. überwiegendes Risiko schwerwiegender Verstöße gegen humanitäres Völkerrecht oder Menschenrechte, muss eine Genehmigung versagt werden. Das schrumpft politischen Spielraum – erst recht, wenn Gerichte von „plausiblem Risiko“ sprechen.


Zusammengenommen entsteht ein Hochhaus der Restriktionen. Auf dem Papier gehört Deutschland zur Oberliga der strengen Exportregime. In der Praxis zeigte sich aber: Gerade bei Israel wurde die Architektur immer wieder elastisch gedehnt – gestützt von historischen Sonderbeziehungen.


„Besondere Beziehung“ – und wie sie entstand


Die deutsch-israelische Sicherheitskooperation ist kein Naturgesetz. Sie wurde gemacht – in Hinterzimmern, vor dem Hintergrund des Holocaust, und später öffentlich mit großem Pathos.


Geheim geboren, pragmatisch gewachsen


Bereits Ende der 1950er Jahre trafen sich Shimon Peres und Franz Josef Strauß – eine Konstellation, die politisch eigentlich undenkbar war. Der Pragmatismus siegte: Diskret flossen Waffen und Technologien, die Israel halfen, eine eigene Verteidigungsindustrie aufzubauen. Das ging den diplomatischen Beziehungen (1965) voraus. Ironie der Geschichte: Versöhnung begann im Schatten und nicht im Scheinwerferlicht.


„Ausgewogenheit“ statt Offensivlieferungen


Unter Willy Brandt folgte der sichtbare Kurswechsel. Öffentliche Doktrin: keine Kriegswaffen an Israel, Normalisierung gegenüber arabischen Staaten. Realität: Kooperation über Umwege. Deutschland bezog israelische Technologien; Israel profitierte von deutscher Marinekompetenz. Ein besonders illustratives Beispiel: U-Boote nach deutschen Plänen, gebaut in Großbritannien – juristisch sauber, politisch dehnbar.


Nach der Wiedervereinigung: Aus dem Schatten ins Zentrum


In den 1990ern wurde die Marinekooperation zum Aushängeschild. Dolphin-U-Boote (teilweise mit deutschen Zuschüssen), später Korvetten der Sa’ar-6-Klasse, dazu Komponenten für den Merkava – Deutschland wurde zum strategischen Schlüssellieferanten, bis hin zu Systemen, die mit Israels nuklearer Zweitschlagfähigkeit in Verbindung gebracht werden. Das ist nicht einfach Export – das ist sicherheitspolitische Mitarchitektur.


Die Merkel-Doktrin: Staatsräson als Polit-Schutzschild


2008 folgte die ikonische Formel: Israels Sicherheit ist deutsche Staatsräson. Politisch bedeutete das: Wenn’s um Israel ging, bekamen strenge Regeln plötzlich weichere Ränder. In der Praxis fungierte die Formel wie ein Argumentations-Airbag, der Konflikte zwischen Rechtstext und Realpolitik abdämpfen sollte. Die Jahre nach 2023 haben gezeigt: Dieser Airbag hält nicht mehr jeden Aufprall.


Von der Schubumkehr zur Zäsur: 2023–2025 in drei Akten


Akt I – Beschleunigung aus Solidarität


Nach dem 7. Oktober 2023 bildete die Bundesregierung eine Taskforce, Genehmigungen liefen im Eilverfahren. Die Zahlen sprangen nach oben; darunter Kriegswaffen wie 3.000 Panzerabwehrwaffen und umfangreiche Munitionsposten. Die Botschaft: In der akuten Bedrohungslage zählt schnelle Unterstützung – und zwar messbar.


Akt II – Die „stille Bremse“ 2024


2024 drehte sich die Stimmung. Kaum noch Genehmigungen, Kriegswaffen praktisch null, in den ersten sechs Monaten keine Ausfuhren in dieser Kategorie. Offiziell sprach niemand von einer Kursänderung. Aber internationale und rechtliche Entwicklungen erhöhten den Druck: Der IGH attestierte ein „plausibles Risiko“ nach der Völkermordkonvention. Zivilgesellschaftliche Akteure zogen vor deutsche Gerichte, um Lieferstopps zu erzwingen. Plötzlich stand nicht mehr nur „ob“ im Raum, sondern „ob rechtlich haltbar“. Die Verwaltung reagierte, indem sie langsamer wurde – eine Politik der zähen Viskosität.


Akt III – Der partielle Stopp 2025


Am 8. August 2025 dann die Nachricht: Deutschland genehmigt bis auf Weiteres keine Exporte, die im Gazastreifen eingesetzt werden können. Auslöser war eine israelische Entscheidung, den Militäreinsatz auszuweiten und Gaza-Stadt vollständig einzunehmen. Politisch signalisierte Berlin: Bis hierhin und nicht weiter. Wichtig: Der Schritt ließ Raum für Ausnahmen – etwa Systeme, die erkennbar nicht in Gaza zum Einsatz kommen (Marine, Luftverteidigung). Das war Kalkül: Druck ausüben, ohne die strategische Partnerschaft zu zertrümmern.


Berlin, innenpolitisch: Das Tauziehen um Deutungsmacht


Die Debatte in Deutschland war kein gepflegtes Kolloquium, sondern ein politisches Ringlaufen.


Die Ampel auf dem Drahtseil


Kanzler Olaf Scholz bekräftigte Israels Selbstverteidigungsrecht – inklusive der Bereitschaft, Waffen zu liefern. Gleichzeitig drängten insbesondere die Grünen auf rechtsfeste Leitplanken: Zusicherungen zur IHL-Konformität, stärkere Prüfung, mehr Transparenz. Die FDP konterte scharf und warnte vor misstrauischen „Sonderauflagen“. Nach der Teil-Aussetzung 2025 stellte sich die SPD-Spitze hinter die Entscheidung – ein spürbares Austarieren zwischen Solidarität und Rechtsstaatsanspruch.


Die Union gespalten


Überraschend groß war der Riss in der traditionell pro-israelischen CDU/CSU. Der Schritt zum partiellen Stopp – ausgerechnet unter einem Unionskanzler – löste Entsetzen im konservativen Lager und bei der Jungen Union aus. Andere sahen darin eine notwendige Korrektur, um Staatsräson innerhalb des Völkerrechts zu verankern. Der alte Konsens – bedingungslose Unterstützung – existiert so nicht mehr.


Linke Spektren geschlossen, AfD eindeutig


BSW und Die Linke forderten früh ein komplettes Embargo – mit explizitem Verweis auf Völkerrechtsverletzungen und auf die Verfahren in Den Haag. Die AfD positionierte sich klar an Israels Seite und machte die Hamas für zivile Opfer verantwortlich. Der Bundestag wurde zum Schaufenster der Auseinandersetzung: Debatten, Anträge, Kleine Anfragen – und damit Daten, die das Dunkel der Bundessicherheitsratspraxis erhellten.


Wenn Politik vor Gericht steht: Die Judizialisierung


Zivilgesellschaft als Katalysator


Die Klage des ECCHR mit palästinensischen Partnern vor dem Verwaltungsgericht Berlin zielte auf sofortige Aussetzung aller Genehmigungen. Der Kern: Angesichts der Lage in Gaza bestehe ein eindeutiges/überwiegendes Risiko von IHL-Verstößen – und damit eine Rechtspflicht, Exporte zu verweigern. Auch wenn der Eilantrag zunächst scheiterte: Das Verfahren hielt den Druck hoch und zwang die Exekutive zur Rechtfertigung diesseits des Geheimschutzes.


Den Haag als Gamechanger


Der IGH sprach von einem „plausiblen Risiko“ gemäß Völkermordkonvention – das ist juristisch kein Beweis, aber politisch eine Sirene. Der IStGH beantragte Haftbefehle gegen Führungspersonen sowohl der Hamas als auch der israelischen Regierung wegen Kriegsverbrechen/Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Das verschärft auch für Drittstaaten das Risiko, als Beihilfe interpretiert zu werden. Plötzlich geht es nicht mehr nur um Moral, sondern um mögliche Mitverantwortung.


Schutzpflichten made in Karlsruhe


Hinzu kam ein Impuls aus dem deutschen Verfassungsrecht (Stichwort „Ramstein-Fall“): Der Staat hat Schutzpflichten, Grundrechtsverletzungen mit deutscher Mitwirkung zu verhindern. Übertragen auf Waffenexporte ergibt sich: Wer liefert, übernimmt Verantwortung, Risiken zu minimieren – notfalls durch Nichtlieferung. Das verschiebt den Diskurs von „dürfen“ zu „müssen (unterlassen)“.


Die Welt drumherum: Deutschland zwischen USA, UK und EU


USA: Die Konstante der Unterstützung


Washington bleibt unangefochten Hauptförderer – mit einem langfristigen Hilferahmen und einem massiven Beschleunigungsprogramm nach dem 7. Oktober. Die eigene CAT-Policy enthält zwar eine Menschenrechtsbremse, wurde im Israel-Kontext aber nicht als harte Stopplinie praktiziert. Strategische Allianz und Innenpolitik wiegen schwerer.


Vereinigtes Königreich: Teilaussetzung mit großen Ausnahmen


London setzte – nach Regierungswechsel – rund 30 von ~350 Lizenzen aus. Kein generelles Embargo, keine Absage an Schlüsselprogramme wie die F-35-Kooperation. Narrative: Es gebe bei bestimmten Gütern ein „eindeutiges Risiko“ von IHL-Verstößen; zugleich brauche Israel Verteidigungsfähigkeit gegenüber Bedrohungen wie der Hisbollah.


EU-Mosaik: restriktive Töne, fehlende Einheit


Ein EU-weites Embargo gibt es nicht. Einzelne Staaten – Spanien, Italien, Belgien, Niederlande – schränkten ein oder stoppten, Slowenien ging bis zum Vollstopp. Frankreichs Präsident forderte einen Bann für Gaza-Einsätze, ohne flächendeckend zu liefern. Politische Signale ja, materielle Hebel meist begrenzt – außer bei Deutschland.


Deutschlands Sonderrolle


Deutschland ist Lieferant Nummer zwei – materiell bedeutsam und symbolisch hoch aufgeladen. Der Teillieferstopp 2025 kam später als viele europäische Ansagen, reichte aber tiefer ins bilaterale Gefüge. Das Dilemma: Der historische Sonderstatus und die rechtliche Selbstbindung ziehen in verschiedene Richtungen. Ergebnis: Zögern, Zickzack – und am Ende doch ein Bruch mit der Ära der bedingungslosen Solidarität.


Deutsche Rüstungsexportpolitik Israel: Was Staatsräson heute bedeuten kann


Die vielleicht wichtigste Erkenntnis aus zwei Jahren Dauerstress: Staatsräson ist kein Blankoscheck. Sie ist ein Auftrag – zur Sicherung des Staates Israel, nicht zur unkritischen Absegnung jeder Regierungsentscheidung.


Alt gegen Neu: Zwei Deutungen im Konflikt


Die klassische Lesart setzt Sicherheit Israels mit der Agenda der jeweiligen Regierung gleich. Einschränkungen? Werden als Verrat an der historischen Verantwortung gelesen. Der Teilstopp 2025 löste entsprechend heftige Reaktionen aus – von „Belohnung des Terrors“ bis „Abkehr von der Staatsräson“.


Die aufkommende Lesart unterscheidet zwischen Volk, Staat und Regierung. Sie sagt: Wer Israels langfristige Sicherheit will, darf problematische Kriegsführung, Blockaden humanitärer Hilfe oder eskalierende Rhetorik nicht ignorieren. Echte Solidarität kann heißen, Druck auszuüben – um den Staat vor der Politik seiner Regierung zu schützen. Nicht entgegen, sondern im Sinne der Staatsräson.


Regelbasierte Ordnung vs. Loyalität: kein Nullsummenspiel


Deutschland kann nicht glaubwürdig Hüter des Völkerrechts sein und gleichzeitig Waffen liefern, wo höchste Gerichte schwerwiegende Risiken attestieren. Die Lösung ist nicht ein „Entweder-Oder“, sondern ein konditioniertes „Sowohl-als-auch“: Sicherheit Israels innerhalb des Völkerrechts. Genau dort liegt die Schnittmenge aus historischer Verantwortung und moderner Rechtsstaatlichkeit.


Vier Stellschrauben für eine zukunftsfähige Politik


Zeit für konstruktive Klarheit – weg von Ad-hoc, hin zu belastbarer Architektur:


  • 1) Bedingungsbasierter Exportrahmen. Öffentliche, justiziable Kriterien für Genehmigungen – insbesondere bei offensiven Systemen. Orientierung an IHL-Konformität, überprüfbaren Garantien und belastbaren Risikoanalysen. Planbarkeit statt Bauchentscheidungen.

  • 2) Mehr Transparenz & parlamentarische Kontrolle. Ein mandatierter Ausschuss mit Sicherheitsfreigaben sollte den Bundessicherheitsrat systematisch kontrollieren. Keine komplette Öffentlichkeit – aber belastbare demokratische Aufsicht.

  • 3) Europäische Post-Shipment-Kontrollen. Deutschland sollte in der EU ein robustes Nachweis-System vorantreiben: Vor-Ort-Prüfungen, Endverbleibscheck, Abgleich mit Lizenzauflagen. Ohne Kontrolle bleibt Konditionalität zahnlos.

  • 4) Diplomatie als Doppelhelix. Exportentscheidungen müssen eingebettet sein in eine proaktive diplomatische Strategie: Waffenstillstandsperspektive, Freilassung aller Geiseln, Schritte Richtung realistischer Zwei-Staaten-Ordnung. Exporte allein lösen keinen Konflikt.


Was bleibt? Ein ehrlicher Blick nach vorn


Die Jahre 2023–2025 haben Deutschlands Außenpolitik „aufgeschnitten“ wie ein MRT: Man sieht die Knochen der Verfassung, die Blutbahnen des Völkerrechts und die Muskeln politischer Interessen – und wie sie sich nicht immer synchron bewegen. Die Bundesregierung agierte meist reaktiv: erst beschleunigen, dann verlangsamen, schließlich stoppen (teilweise). Das hat Vertrauen gekostet – innenpolitisch, international, und bei all jenen, die von Deutschland berechenbare Rechtsstaatlichkeit erwarten.


Aber aus der Krise erwächst auch die Chance auf Reife. Eine Staatsräson, die sich innerhalb des Rechts positioniert, muss niemandem weh tun – außer der Bequemlichkeit. Sie schützt Israels Sicherheit nachhaltiger, weil sie Legitimität und Partnerschaft miteinander verschränkt. Sie schützt Deutschlands Glaubwürdigkeit, weil sie Prinzipientreue beweist, wenn es schwierig wird. Und sie schützt letztlich auch die Menschen, deren Leben durch Entscheidungen über Exportlisten und Genehmigungsnummern konkret beeinflusst wird.


Wenn dich diese Analyse weitergebracht hat, lass gerne ein Like da und schreib deine Gedanken in die Kommentare: Welche der vier Stellschrauben hältst du für die wichtigste – und warum?


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Verwendete Quellen:


  1. Waffenexporte A-Z – https://www.waffenexporte.org/category/einfuehrung/waffenexporte-a-z/

  2. Rüstungsexportbericht 2002 – https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Publikationen/Aussenwirtschaft/ruestungsexportbericht-2002.pdf?__blob=publicationFile&v=1

  3. Forensic Architecture: German Arms Exports to Israel 2003–2023 – https://content.forensic-architecture.org/wp-content/uploads/2023/04/Forensis-Report-German-Arms-Exports-to-Israel-2003-2023.pdf

  4. Wissenschaftliche Dienste des Bundestages: Widerruf von Rüstungsexportgenehmigungen – https://www.bundestag.de/resource/blob/650674/WD-2-044-19-pdf.pdf

  5. Politische Grundsätze der Bundesregierung – https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Downloads/P-R/politische-grundsaetze-fuer-den-export-von-kriegswaffen-und-sonstigen-ruestungsguetern.pdf?__blob=publicationFile&v=1

  6. SIPRI: How top arms exporters have responded to the war in Gaza – https://www.sipri.org/commentary/topical-backgrounder/2024/how-top-arms-exporters-have-responded-war-gaza

  7. IPG Journal: Deutschland muss die Waffenlieferungen an Israel komplett aussetzen – https://www.ipg-journal.de/regionen/naher-osten/artikel/wie-lange-noch-8431/

  8. ECCHR: Keine deutschen Waffen nach Israel – https://www.ecchr.eu/fall/keine-deutschen-waffen-nach-israel/

  9. Amnesty International: Call to stop arms transfers – https://www.amnesty.org/en/latest/news/2024/01/more-than-250-humanitarian-and-human-rights-organisations-call-to-stop-arms-transfers-to-israel-palestinian-armed-groups/

  10. Rückblick Militärkooperation – https://www.zum-leben.de/aktuelles/ein-kurzer-rueckblick-auf-die-geschichte-der-deutsch-israelischen-militaerkooperation/

  11. Zeithistorische Forschungen: „Nichts Besonderes“ – https://zeithistorische-forschungen.de/3-2019/5793

  12. BITS: Rüstungskooperation Deutschland–Israel – https://www.bits.de/public/researchreport/rr03-1-2.htm

  13. GKKE Rüstungsexportbericht 2024 – https://www.gkke.org/wp-content/uploads/2024/12/GKKE_REB_2024.pdf

  14. SPIEGEL: Waffenstopp für Israel überrascht und spaltet die Union – https://www.spiegel.de/politik/deutschland/friedrich-merz-waffenstopp-fuer-israel-ueberrascht-und-spaltet-die-union-a-b177e2e8-a0a2-4462-b49c-117569c20e6e

  15. Internationale Politik: Stresstest für Deutschlands Israel-Politik – https://internationalepolitik.de/de/stresstest-fuer-deutschlands-israel-politik

  16. PRIF-Blog: Israels Sicherheit und die deutsche Staatsräson – https://blog.prif.org/2023/12/21/israels-sicherheit-und-die-deutsche-staatsraeson/

  17. BMWK-Antwort auf Kleine Anfrage – https://www.bundeswirtschaftsministerium.de/Redaktion/DE/Parlamentarische-Anfragen/2024/09/20-12517.pdf?__blob=publicationFile&v=4

  18. Jüdische Allgemeine: Bundesregierung stoppt Rüstungsexporte an Israel – https://www.juedische-allgemeine.de/israel/bundesregierung-stoppt-ruestungsexporte-an-israel/

  19. Deutschlandfunk: Netanjahu kritisiert deutsche Exportbeschränkung – https://www.deutschlandfunk.de/netanjahu-kritisiert-deutsche-exportbeschraenkung-von-waffen-nach-israel-kritik-auch-aus-der-union-100.html

  20. Defense News: Germany halts exports over Gaza concerns – https://www.defensenews.com/global/europe/2025/08/08/germany-israels-no-2-arms-dealer-halts-exports-over-gaza-concerns/

  21. Sky News: Stopping exports for Gaza use is a huge shift – https://news.sky.com/story/germany-is-one-of-israels-strongest-allies-so-stopping-export-of-arms-that-could-be-used-in-gaza-is-huge-shift-13408611

  22. ZDFheute: „Jeder Einzelfall wird geprüft“ – https://www.zdfheute.de/politik/ausland/baerbock-waffen-bundestag-israel-nahost-100.html

  23. Deutscher Bundestag: Forderung nach Waffenembargo debattiert – https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw24-de-gaza-israel-1006794

  24. taz: Schärfere Töne gegen Israel – https://taz.de/Deutsche-Haltung-zum-Krieg-in-Gaza/!6002428/

  25. BSW-Kurzmeldung des Bundestags – https://www.bundestag.de/presse/hib/kurzmeldungen-1036548

  26. Bundestag: Humanitäre Hilfe in Gaza – https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2025/kw23-de-aktuelle-stunde-gaza-1084382

  27. YouTube: Bundestagsdebatte Waffenembargo – https://www.youtube.com/watch?v=jIzJGFFr0eY

  28. SPIEGEL: Bundesregierung erlaubt Waffenexporte für mehr als 30 Mio. Euro – https://www.spiegel.de/politik/israel-bundesregierung-erlaubt-waffenexporte-fuer-mehr-als-30-millionen-euro-a-40459746-9403-4a1b-b6af-cb91c8b49420

  29. CDU/CSU-Fraktion: Bundestag steht an der Seite Israels – https://www.cducsu.de/themen/bundestag-steht-der-seite-israels

  30. BAKS-Überblick 2021 – https://www.baks.bund.de/de/aktuelles/zur-bundestagswahl-2021-ein-ueberblick-aussen-und-sicherheitspolitischer-positionen-der

  31. FDP-Presse: „Lieferstopp ist Überreaktion“ – https://www.fdp.de/pressemitteilung/link-lieferstopp-israel-ist-massive-ueberreaktion-merz-laesst-sich-von-spd-treiben

  32. NGO-Monitor zu HRW (Kontextquelle) – https://ngo-monitor.org/ngos/human_rights_watch_hrw_/

  33. CRS/US-Kongress: U.S. Foreign Aid to Israel – https://www.congress.gov/crs_external_products/RL/PDF/RL33222/RL33222.53.pdf

  34. CRS: Israel – Major Issues and U.S. Relations – https://www.congress.gov/crs-product/R44245

  35. Stimson Center: Law and Policy Guide to US Arms Transfers to Israel – https://www.stimson.org/2023/law-and-policy-guide-to-us-arms-transfers-to-israel/

  36. CCR: Exporting Complicity – https://ccrjustice.org/sites/default/files/attach/2025/04/US%20Arms%20Exports%20to%20Israel%20-%20UPR%20Submission%20Final.pdf

  37. House of Commons Library: UK arms exports to Israel – https://commonslibrary.parliament.uk/research-briefings/cbp-9964/

  38. UK-Parlament: Petition & Regierungsantwort – https://petition.parliament.uk/petitions/700918?reveal_response=yes

  39. Al Jazeera: Slowenien verhängt Embargo – https://www.aljazeera.com/news/2025/8/1/slovenia-becomes-first-eu-country-to-impose-arms-embargo-on-israel

  40. Wikipedia-Übersicht (Kontext) – https://en.wikipedia.org/wiki/Arms_embargoes_on_Israel_since_2023

  41. Newsweek: Map of countries that stopped exports – https://www.newsweek.com/map-countries-weapons-exports-israel-2110947

  42. Al Jazeera: Macron fordert Bann – https://www.aljazeera.com/news/2024/10/6/frances-macron-calls-for-arms-sales-ban-on-israel-as-gaza-war-nears-a-year

  43. Euractiv: Israel-Konflikt beeinflusst europäische Exporte – https://www.euractiv.de/section/politics/news/israel-konflikt-beeinflusst-europaeische-waffenexporte/

  44. Deutschlandfunk Kommentar: „Waffenstopp überfällig“ – https://www.deutschlandfunk.de/israel-waffenlieferungen-stopp-merz-bundesrepublik-kommentar-100.html


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