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WTF-Fragen
 

Können Gebäude atmen wie Wälder und sich selbst heilen wie Lebewesen?

 

Kategorie:

Architektur

Der kurze TEASER:

Die Antwort liegt in der Biomimikry, einem genialen Ansatz, der die Natur als Blaupause für intelligente und nachhaltige Architektur nutzt. Von Termitenhügeln inspirierten Belüftungssystemen bis zu Fassaden, die Luft reinigen – die Natur hat die besten Ingenieure hervorgebracht.

Die ausführliche Antwort:

Manchmal blickst du auf ein modernes Gebäude und fragst dich: Warum wirkt es so statisch, so leblos im Vergleich zu einem pulsierenden Wald oder einem sich schlängelnden Fluss? Die Antwort ist oft: Weil wir vergessen haben, wie man von der besten Ingenieurin aller Zeiten lernt – der Natur. Doch eine wachsende Bewegung in der Architektur, die Biomimikry, ändert das. Stell dir vor, du stehst vor einem Hochhaus. Es ist warm, aber die Klimaanlage läuft nicht. Stattdessen zirkuliert die Luft auf natürliche Weise, kühl und frisch, ganz ohne mechanische Lüftung. Wie geht das? Du schaust genauer hin und erkennst feine Strukturen, die an die komplexen Belüftungssysteme eines Termitenhügels erinnern. Diese kleinen Insekten bauen riesige Bauten, in denen die Temperatur trotz extremer Außenschwankungen erstaunlich konstant bleibt. Ingenieure haben gelernt, wie die Hügel durch Kamine und Tunnel natürliche Konvektion nutzen, um Luft zu zirkulieren und Feuchtigkeit abzuführen. Das Eastgate Centre in Harare, Simbabwe, ist ein Meisterwerk dieser adaptierten Biomimikry. Es verbraucht 90% weniger Energie für Klimatisierung als konventionelle Gebäude seiner Größe. Aber Biomimikry geht weit über Lüftungssysteme hinaus. Erinnerst du dich an den Lotus-Effekt, wie Wasserperlen einfach von einer Oberfläche abperlen und dabei Schmutz mitnehmen? Diese selbstreinigende Eigenschaft von Lotusblättern wird bereits in Fassadenfarben und Glasoberflächen eingesetzt. Deine Fenster könnten sich also bald selbst reinigen, indem sie Regenwasser nutzen, das einfach abperlt und dabei Staub und Schmutz mitnimmt. Das spart nicht nur Reinigungsaufwand, sondern auch Ressourcen. Denk an die Stabilität eines Baumes im Sturm. Seine Äste sind so konzipiert, dass sie Windenergie ableiten, und sein Stamm biegt sich, anstatt zu brechen. Architekten und Materialwissenschaftler schauen sich das genau an. Wir entwickeln Materialien, die nicht nur stark, sondern auch flexibel sind, oder die Risse selbstständig reparieren können, ähnlich wie die Wundheilung in Lebewesen. Polymersysteme, die mikroskopische Kapseln mit Heilmitteln enthalten, könnten bei Beschädigung aufplatzen und den Riss füllen, bevor er sich ausbreitet. Das verlängert die Lebensdauer von Gebäuden erheblich und reduziert Wartungskosten. Die Natur bietet uns auch Lösungen für Wasser- und Energiemanagement. Blätter wandeln Sonnenlicht effizient in Energie um, und wir entwickeln Solarzellen, die diese Effizienz nachahmen. Einige Pilze und Bakterien können Schwermetalle aus Wasser filtern; könnten unsere Kläranlagen nicht auch von diesen Mikroorganismen lernen? Oder denk an die Knochenstruktur, die maximale Stabilität bei minimalem Materialeinsatz bietet. Leichtbauweisen in der Architektur werden von diesen Prinzipien inspiriert, was den Ressourcenverbrauch senkt und die Bauzeit verkürzt. Doch die größte Lektion der Natur ist vielleicht die der Kreislaufwirtschaft. In der Natur gibt es keinen Abfall; alles ist Nahrung für etwas anderes. Könnten wir Gebäude entwerfen, die am Ende ihrer Nutzungsdauer nicht abgerissen und deponiert werden, sondern deren Materialien einfach und sicher in neue Produkte oder Gebäude überführt werden können? Cradle-to-Cradle-Designprinzipien sind hier der Schlüssel, inspiriert vom unendlichen Kreislauf des Lebens. Wenn du also das nächste Mal ein Gebäude siehst, das mit der Natur harmoniert, dann schau genauer hin. Vielleicht ist es mehr als nur ein Bauwerk; vielleicht ist es eine Brücke zwischen der Weisheit der Evolution und unserer gebauten Umwelt. Es ist eine faszinierende Zukunft, in der unsere Häuser nicht nur uns beherbergen, sondern auch die Prinzipien des Lebens selbst verkörpern.
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