Neuro-Kriminalität: Warum die größten Gefahren der Neurotechnologie jetzt beginnen
- Benjamin Metzig
- vor 1 Stunde
- 12 Min. Lesezeit

Die Gefahren der Neurotechnologie: Warum dein Gehirn der vielleicht nächste Tatort ist
Stell dir für einen Moment vor, deine geheimsten Gedanken, deine tiefsten Ängste, deine unbewussten Vorlieben – all das, was dich im Kern ausmacht – wären nicht mehr nur dein Eigentum. Stell dir vor, sie könnten ausgelesen, analysiert und sogar verkauft werden. Wie ein digitales Gut. Wie eine Ware. Was, wenn jemand nicht nur deine Daten, sondern deine eigentliche Wahrnehmung, deine Erinnerungen und deine Entscheidungen manipulieren könnte?
Das klingt wie der Plot eines düsteren Science-Fiction-Thrillers, oder? Einer dieser Filme, die man sich ansieht und danach erleichtert aufatmet, dass es nur Fiktion ist. Doch was, wenn ich dir sage, dass die technologischen Grundlagen dafür nicht nur existieren, sondern bereits in einem rasant wachsenden Markt kommerzialisiert werden? Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Ära – der Neuro-Revolution. Und sie birgt ein Versprechen, das so verlockend wie gefährlich ist: der direkte Zugriff auf das menschliche Gehirn.
Diese Reise wird uns an die vorderste Front der Wissenschaft und Ethik führen, tief hinein in die Funktionsweise unseres Geistes und die Technologien, die ihn entschlüsseln wollen. Es ist eine Reise mit tiefgreifenden Fragen und unbequemen Wahrheiten. Wenn du bereit bist, die rote Pille zu schlucken und zu sehen, wie tief der Kaninchenbau wirklich ist, dann bist du hier genau richtig.
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Vom Kaffee zum kybernetischen Eingriff: Was ist „Neuro-Hacking“ wirklich?
Der Begriff „Neuro-Hacking“ klingt sofort nach illegalen Machenschaften in abgedunkelten Kellern. Doch die Realität ist viel subtiler und hat sich bereits in unseren Alltag eingeschlichen. In seiner breitesten Definition ist Neuro-Hacking schlicht der Einsatz von Technologie, um mit unserem Gehirn und Nervensystem zu interagieren und es zu modifizieren. Und wenn wir ehrlich sind, tun wir das alle schon.
Dein morgendlicher Kaffee? Ein chemischer Eingriff, um deine Wachheit zu steigern – technisch gesehen ein Lifestyle-Neuro-Hack. Deine Meditations-App, die dich beruhigen soll? Ein gezielter Versuch, deine Gehirnwellen zu modulieren. Die Wellness- und Technologiebranche hat diesen Begriff strategisch übernommen und ein breites Spektrum geschaffen, das von harmlosen Alltagsgewohnheiten bis zu hochkomplexen Eingriffen reicht. Das ist clever, denn es normalisiert die Idee. Es schafft einen fließenden Übergang vom Vertrauten zum Radikalen, der uns die Skepsis nimmt und uns glauben lässt, dass ein Hirn-Implantat nur der nächste logische Schritt nach der Fitness-Uhr ist.
Dieses Spektrum lässt sich grob in vier Kategorien einteilen:
Lifestyle- & Wellness-Hacking: Hier finden wir Koffein, Nootropika (sogenannte „Gehirn-Dopingmittel“), Meditations-Apps und sogar Musik zur Stimmungsaufhellung. Geringes Risiko, weit verbreitet.
Therapeutisches Hacking: Dies ist der Bereich, in dem Neurotechnologie wahre Wunder wirkt. Die Tiefe Hirnstimulation (THS) gibt Parkinson-Patienten die Kontrolle über ihren Körper zurück. Virtual-Reality-Therapien helfen Soldaten, ihre posttraumatischen Belastungsstörungen zu überwinden. Diese medizinischen Durchbrüche werfen einen „therapeutischen Heiligenschein“ auf die gesamte Branche, der oft genutzt wird, um auch weniger regulierten Technologien einen Anstrich von Legitimität zu verleihen.
Verbesserungs-Hacking (Enhancement): Hier betreten wir eine ethische Grauzone. Gesunde Menschen nutzen Technologien wie die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS), um ihre Lernfähigkeit oder ihr Gedächtnis zu verbessern. Man könnte es als „neuronales Doping“ bezeichnen, und es wirft ernste Fragen nach Fairness und Gleichheit auf.
Böswilliges Hacking: Das ist die dunkle Seite. Der unbefugte Zugriff auf neuronale Daten oder die Manipulation der Gehirnfunktionen einer Person ohne deren Zustimmung. Dies ist der Kern der Bedrohung, der Fokus unserer Reise: Gedanken-Diebstahl und die Kaperung des Willens.
Die Schlüssel zum Königreich: Wie Gehirn-Computer-Schnittstellen funktionieren
Die zentrale Technologie, die all dies ermöglicht, sind Gehirn-Computer-Schnittstellen, oder kurz BCIs (Brain-Computer Interfaces). Man kann sie sich wie einen USB-Anschluss für das Gehirn vorstellen. Sie sind die Brücke zwischen unserer biologischen Kommandozentrale und der digitalen Welt. Sie können Signale aus dem Gehirn „lesen“ und potenziell auch Signale in das Gehirn „schreiben“.
Dabei gibt es zwei grundlegende Arten:
Invasive BCIs: Diese erfordern eine Operation. Elektroden werden direkt im Gehirn platziert, wie bei Neuralinks N1-Implantat oder dem Utah Array, das in der Forschung eingesetzt wird. Der Vorteil? Sie liefern extrem präzise, hochauflösende Signale, die es beispielsweise Gelähmten ermöglichen, Prothesen mit ihren Gedanken zu steuern. Der Nachteil? Die erheblichen Risiken einer Hirnoperation, von Infektionen bis hin zu Gewebeschäden.
Nicht-invasive BCIs: Diese funktionieren mit externen Sensoren, meist in Form von Headsets oder Ohrhörern, die die elektrische Aktivität des Gehirns von der Kopfhaut aus messen (EEG). Sie sind sicherer und für den Verbrauchermarkt zugänglich. Ihr Nachteil ist, dass die Signale schwächer und verrauschter sind, was hochentwickelte KI-Algorithmen zur Interpretation erfordert.
Während die invasiven BCIs von Neuralink die Schlagzeilen beherrschen, liegt die unmittelbarere und vielleicht heimtückischere Bedrohung in der rasanten Verbreitung von nicht-invasiven Geräten. Warum? Weil invasive Implantate als medizinische Hochrisikoprodukte streng reguliert sind. Nicht-invasive Headsets hingegen werden oft als Wellness- oder Unterhaltungsprodukte vermarktet. Sie bewegen sich in einer regulatorischen Grauzone, umgehen Datenschutzgesetze wie HIPAA und sammeln im großen Stil neuronale Daten von Millionen ahnungsloser Nutzer. Die größte Gefahr für unsere mentale Privatsphäre geht also nicht von den paar hundert Patienten in klinischen Studien aus, sondern von Millionen von Konsumenten, die sich „Wellness-Gadgets“ mit vagen Datenschutzrichtlinien auf den Kopf setzen.
Und hier kommt die künstliche Intelligenz ins Spiel und schafft ein beunruhigendes „Black-Box“-Problem. Um die verrauschten Signale eines EEG-Headsets zu deuten, werden komplexe KI-Modelle eingesetzt. Diese Deep-Learning-Systeme funktionieren oft wie eine schwarze Kiste. Selbst die Entwickler können nicht immer nachvollziehen, wie genau die KI zu einer bestimmten Schlussfolgerung kommt. Die KI könnte eine Absicht oder eine Emotion aus einem neuronalen Muster ableiten, das der Nutzer nie bewusst preisgeben wollte – etwa eine unbewusste Voreingenommenheit oder ein frühes Anzeichen für eine Krankheit. Das Konzept der „informierten Zustimmung“ wird hier zur Farce. Wie kann man in einen Prozess einwilligen, der fundamental unergründlich ist?
Alarmstufe Rot: Wenn dein Gehirn zum Einfallstor für Hacker wird
Sobald unser Gehirn mit einem Netzwerk verbunden ist, wird es zu einem weiteren angreifbaren Endpunkt im digitalen Ökosystem – nur dass der Schaden hier nicht finanziell oder operativ, sondern biologisch und existenziell ist. Willkommen bei den Gefahren der Neurotechnologie. Die Angriffsvektoren sind vielfältig und erschreckend:
Brain Tapping (Gedanken-Abhören): Ein Angreifer fängt die Kommunikation zwischen deinem BCI und deinem Computer ab. Plötzlich kennt er nicht nur deine PINs und Passwörter, die du dir ins Gedächtnis rufst, sondern auch deine emotionalen Reaktionen, deine politischen Überzeugungen, deine tiefsten Wünsche. Es ist der ultimative Lauschangriff.
Irreführende Stimuli (Willens-Kaperung): Der Angriff geht in die andere Richtung. Falsche Signale werden an dein BCI gesendet, um dich zu manipulieren. Stell dir vor, du steuerst ein Fahrzeug mit deinen Gedanken und ein Hacker zwingt dich zu einer falschen Bewegung. Oder subtiler: Dein BCI wird manipuliert, um dich emotional anfällig für eine bestimmte Werbebotschaft oder politische Propaganda zu machen.
Brain-Ransomware: Du wachst auf und kannst deine Armprothese nicht mehr bewegen. Auf deinem Bildschirm erscheint eine Nachricht: „Zahle 10 Bitcoin, um wieder die Kontrolle über deinen Körper zu erlangen.“ Ransomware, die nicht deine Dateien, sondern deine kognitiven oder motorischen Funktionen als Geisel nimmt. Forscher haben sogar postuliert, dass Angriffe die Symptome von Parkinson simulieren könnten, indem sie Neurostimulationssysteme manipulieren.
Brain Spyware: Eine bösartige App auf deinem Smartphone, die im Hintergrund heimlich auf die Daten deines Wellness-Headsets zugreift und ein detailliertes psychologisches Profil von dir erstellt, um es auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.
Die KI macht diese Angriffe noch perfider. Dieselben Algorithmen, die uns „eindringliche Erlebnisse“ schaffen sollen, indem sie unsere emotionalen Belohnungssysteme kapern, können von böswilligen Akteuren genutzt werden, um unsere synaptischen Prozesse neu zu verdrahten und uns auf einer unbewussten Ebene zu manipulieren. Die Zukunft des Brain-Hackings ist kein einsamer Hacker, der ein einzelnes BCI knackt. Es sind KI-gesteuerte Plattformen, die unbemerkt Tausende von Nutzern gleichzeitig beeinflussen können.
Inception in der Realität: Die Wissenschaft der manipulierten Erinnerungen
Einer der verstörendsten Aspekte des Neuro-Hackings ist die Möglichkeit, nicht nur unser Verhalten im Hier und Jetzt, sondern auch unsere Vergangenheit zu manipulieren. Unser Gedächtnis, das Fundament unserer Identität, ist formbarer, als wir denken.
Die Psychologin Elizabeth Loftus hat jahrzehntelang gezeigt, wie leicht sich durch Suggestion und Fehlinformationen falsche Erinnerungen in unser Gedächtnis einpflanzen lassen. Doch was einst psychologische Überzeugungsarbeit erforderte, wird nun zur direkten neuronalen Intervention.
Ein bahnbrechendes Experiment der Wissenschaftler Steve Ramirez und Xu Liu hat Science-Fiction in Laborrealität verwandelt. Sie konnten Mäusen eine falsche, traumatische Erinnerung direkt ins Gehirn implantieren. So funktionierte es:
Sie identifizierten mithilfe von Optogenetik die genauen Gehirnzellen (ein sogenanntes „Engramm“), die mit der Erinnerung an eine sichere, harmlose Umgebung verbunden waren.
Später, als die Maus in einer völlig anderen Umgebung war, aktivierten sie genau dieses „Sicherheits-Engramm“ mit einem Laser und verpassten der Maus gleichzeitig einen leichten Stromschlag.
Das Ergebnis: Als die Maus zurück in die ursprüngliche, sichere Box gesetzt wurde, erstarrte sie vor Angst. In ihrem Gehirn hatte sich eine echte, aber völlig falsche Erinnerung gebildet: Sie verband den sicheren Ort mit Schmerz, obwohl ihr dort nie etwas passiert war.
Diese Forschung beweist, dass Erinnerungen ein physischer Code sind, der manipuliert werden kann. Und hier liegt der entscheidende Punkt: Psychologische Manipulation stößt an die Grenzen der Plausibilität. Eine direkte neuronale Manipulation umgeht diese kognitive Firewall. Ein Angreifer könnte potenziell jeden Reiz – eine Person, ein Produkt, eine politische Idee – direkt im Gehirn mit einem Gefühl von Vertrauen, Angst oder Verlangen verknüpfen. Das kritische Denken wird einfach umgangen.
Die therapeutischen Werkzeuge zur Behandlung von Traumata, etwa bei PTBS-Patienten, sind hier ein zweischneidiges Schwert. Eine Technologie, die die emotionalen Wunden einer traumatischen Erinnerung heilen kann, ist auch eine Technologie, mit der man die Erinnerung eines Zeugen an ein Verbrechen auslöschen oder die Geschichte umschreiben kann.
Was denkst du darüber? Wo ziehst du die Grenze zwischen therapeutischem Heilen und gefährlicher Manipulation? Lass es mich in den Kommentaren wissen und like den Beitrag, wenn er dich zum Nachdenken anregt!
Gedanken als Ware: Die wirtschaftlichen Gefahren der Neurotechnologie
Warum sollte irgendjemand all diesen Aufwand betreiben? Die Antwort ist, wie so oft, simpel: Geld und Macht. Neuronale Daten sind die ultimative persönliche Information. Sie verraten nicht nur, was wir tun, sondern wer wir sind: unsere emotionalen Zustände, psychische Gesundheit, unbewusste Vorurteile, sogar unsere Absichten, bevor wir sie ausführen.
Die Kommerzialisierung dieser Daten ist bereits in vollem Gange:
Neuromarketing: Unternehmen nutzen EEG und Eye-Tracking, um unsere unbewussten Reaktionen auf ihre Produkte und Werbespots zu messen. Sie optimieren ihre Kampagnen nicht mehr danach, was wir sagen, dass uns gefällt, sondern danach, wie unser Gehirn darauf reagiert.
Daten-Kommodifizierung: Wie bereits erwähnt, sammeln Verbraucher-Neurotech-Firmen riesige Mengen an Gehirndaten. Ein Bericht der Neurorights Foundation aus dem Jahr 2024 kam zu dem schockierenden Ergebnis, dass die meisten der untersuchten Unternehmen sich in ihren AGBs uneingeschränkten Zugriff auf die neuronalen Daten ihrer Nutzer vorbehielten – inklusive des Rechts, sie zu teilen und zu verkaufen.
Dies schafft die perfekten Bedingungen für einen Schwarzmarkt. Doch hier wird nicht mit rohen EEG-Daten gehandelt. Der wahre Wert liegt in den Erkenntnissen, die KI aus diesen Daten zieht. Es entsteht die Grundlage für „Gedanken-Diebstahl als Dienstleistung“.
Stell dir ein Unternehmen vor, das einen solchen Service anbietet. Ein Kunde – sei es ein konkurrierendes Unternehmen, eine Anwaltskanzlei oder ein politischer Gegner – reicht den Namen einer Zielperson ein. Der Dienst nutzt gehackte oder legal erworbene neuronale Daten von verschiedenen Geräten und liefert einen „kognitiven Schwachstellenbericht“ zurück. Dieser Bericht könnte die unbewussten Ängste der Zielperson, ihre emotionalen Auslöser oder ihre Anfälligkeit für bestimmte Argumentationsmuster detailliert beschreiben. Ein perfektes Werkzeug für Manipulation in Geschäftsverhandlungen, Rechtsstreitigkeiten oder Wahlkämpfen.
Die „Black-Box“-Natur der KI bietet dabei die perfekte plausible Bestreitbarkeit. Der Dienst verkauft nicht die illegalen Rohdaten, sondern nur das Ergebnis seines „proprietären Algorithmus“. Er kann jederzeit behaupten, nicht zu wissen, wie genau die KI zu dieser Schlussfolgerung kam. Es ist die Blaupause für eine saubere, nicht nachweisbare Transaktion für kognitive Spionage.
Tatort Gehirn: Wer ist schuld, wenn der Geist gehackt wird?
Diese technologischen Entwicklungen stellen unsere Rechtssysteme vor unlösbare Probleme. Schon heute nutzen Anwälte Hirnscans, um zu argumentieren, dass ein Tumor oder eine Läsion die Schuldfähigkeit eines Angeklagten mindert. Aber was passiert, wenn die Ursache kein Tumor, sondern ein unsichtbarer, digitaler Hack ist?
Wenn eine Person ein Verbrechen begeht, während ihr BCI manipuliert wird, wer ist dann schuld? Der Nutzer, der die Handlung ausgeführt hat? Der Hacker, der den Befehl gab? Oder der Hersteller des Geräts mit der Sicherheitslücke? Das Rechtssystem basiert auf der Zurechnung von Handlung und Vorsatz (mens rea) zu einer verantwortlichen Person. Dieser Grundpfeiler zerbricht.
Wir stehen vor der Möglichkeit des „perfekten Verbrechens“. Ein Akteur könnte eine gehackte Person als „menschliche Marionette“ benutzen. Der Handelnde hatte keinen Vorsatz, der Anstifter hat die Tat nicht physisch begangen, und die digitalen Beweise für den Hack sind flüchtig und kaum wiederherstellbar. Das Ergebnis ist ein Verbrechen ohne eine rechtlich verantwortliche Partei – ein Schuld-Vakuum, das die Grundlagen unserer Justiz untergräbt.
Der bewaffnete Geist: Neurokriegsführung und die neuen Waffen der Massenverwirrung
Die Dual-Use-Natur der Neurotechnologie macht sie unausweichlich zu einem Werkzeug für Militär und Geheimdienste. Wir treten ein in das Zeitalter der Neurokriegsführung, in dem nicht mehr nur die Infrastruktur, sondern die kognitive Integrität des Gegners das Ziel ist.
Die Anwendungen sind vielfältig:
Supersoldaten: Durch Neuro-Enhancement werden Soldaten geschaffen, die schneller lernen, weniger Schlaf brauchen und unter Druck ruhiger bleiben.
Gedankengesteuerte Waffensysteme: Drohnen und Jets, die direkt mit dem Gehirn eines Piloten verbunden sind, für blitzschnelle Reaktionen.
Neurowaffen: Wirkstoffe oder Geräte, die gezielt die kognitiven Fähigkeiten von Gegnern beeinträchtigen, sie verwirren oder lähmen.
Das vielleicht erschreckendste Konzept sind „Waffen der Massenverwirrung“. Das Ziel ist hier nicht, Menschen zu töten, sondern eine Gesellschaft von innen heraus zu zersetzen. Ein Gegner könnte einen subtilen Neuro-Hack oder einen chemischen Wirkstoff einsetzen, um in einer Zielbevölkerung weit verbreitete, aber unspezifische Symptome wie Angst, Paranoia und Verwirrung auszulösen. Kombiniert mit einer Desinformationskampagne in den sozialen Medien könnte dies zu Massenhysterie, Misstrauen gegenüber der Regierung und einem Kollaps der öffentlichen Ordnung führen. Das mysteriöse „Havanna-Syndrom“, von dem US-Diplomaten betroffen waren, mag ein realweltliches Vorspiel für diese Art von mehrdeutiger, nicht zuzuordnender Kriegsführung sein.
Der unregulierte Markt für Verbraucher-Neurotech wird dabei zu einem riesigen, unbeabsichtigten Geheimdienstnetzwerk. Ein ausländischer Gegner muss keine eigenen Sensoren einsetzen. Er kann einfach die schlecht gesicherten Datenbanken eines kommerziellen BCI-Unternehmens hacken und erhält so Zugriff auf die kognitiven Profile von Millionen Bürgern, einschließlich Regierungsbeamten und Militärangehörigen.
Die letzte Bastion: Brauchen wir neue Menschenrechte für unser Gehirn?
Angesichts dieser existenziellen Bedrohungen erkennen Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger, dass unsere bestehenden Gesetze nicht ausreichen. Es entsteht ein Ruf nach „Neurorechten“ – neuen Menschenrechten, die speziell zum Schutz unseres Geistes konzipiert sind. Dazu gehören:
Das Recht auf mentale Privatsphäre: Der Schutz unserer Gedanken vor unbefugtem Zugriff.
Das Recht auf persönliche Identität: Der Schutz vor externen Manipulationen, die unser Selbstverständnis verändern.
Das Recht auf freien Willen: Das Recht, unsere Entscheidungen frei von technologischer Manipulation zu treffen.
Das Recht auf fairen Zugang: Die Verhinderung einer Gesellschaft, in der es eine „neuro-privilegierte“ Klasse von kognitiv verbesserten Menschen gibt.
Das Recht auf Schutz vor Voreingenommenheit: Die Sicherstellung, dass Neuro-Algorithmen nicht diskriminieren.
Chile war das erste Land der Welt, das Neurorechte in seiner Verfassung verankert hat. Andere Länder und internationale Organisationen wie die UNESCO ziehen nach. Doch Rechte allein sind eine notwendige, aber keine ausreichende Verteidigung. Sie sind oft reaktiv und schwer durchzusetzen.
Barrikaden bauen, bevor es zu spät ist: Was jetzt getan werden muss
Die Geschichte der Technologie-Regulierung, vom Internet bis zu den sozialen Medien, hat uns eine Lektion gelehrt: Wenn wir warten, bis der Schaden eingetreten ist, ist es oft zu spät. Die Geschäftsmodelle sind etabliert, der gesellschaftliche Schaden ist tief verwurzelt. Bei der Neurotechnologie sind die Einsätze unendlich höher, denn die Plattform, die hier kolonisiert wird, ist der menschliche Geist selbst.
Wir brauchen einen mehrschichtigen Verteidigungsansatz, der jetzt beginnt:
Technische Schutzmaßnahmen: Sicherheit muss von Anfang an in die Geräte eingebaut werden (Security-by-Design). Dazu gehören eine lückenlose Ende-zu-Ende-Verschlüsselung, strikte Zugriffskontrollen und Datenminimierung nach dem „Opt-in“-Prinzip.
Unternehmerische Verantwortung: Unternehmen müssen transparente und verständliche Datenschutzrichtlinien vorlegen und unabhängige Ethikbeiräte einrichten.
Robuste Regulierung: Gesetze müssen neuronale Daten explizit als hochsensibel definieren und die Regulierungslücken im Verbrauchermarkt schließen. Die gefährlichsten Anwendungen, wie ein kommerzieller Markt für Gehirndaten, müssen verboten werden.
Der Kampf um unsere kognitive Freiheit und unsere mentale Privatsphäre hat bereits begonnen. Es ist ein proaktives Ringen, kein reaktives Warten. Es geht um nichts Geringeres als die Frage, wem unsere Gedanken in Zukunft gehören werden. Und es liegt an uns allen, die Barrikaden zu errichten, bevor dieser Kampf verloren ist.
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Verwendete Quellen:
brain.one - https://brain.one/article/exploring-the-concept-ethics-and-legalities#:~:text=Neurohacking%3A%20Neurohacking%2C%20also%20known%20as,nervous%20system%2C%20and%20sensory%20organs.
Neurohacking | EBSCO Research Starters - https://www.ebsco.com/research-starters/psychology/neurohacking
The Evolution of Do-It-Yourself Brain Hacking: From Fringe to Frontier - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC12228941/
Hacking the brain: brain–computer interfacing technology and the ethics of neurosecurity - https://www.researchgate.net/publication/301335762_Hacking_the_brain_brain-computer_interfacing_technology_and_the_ethics_of_neurosecurity
The brain computer interface market is growing – but what are the risks? - https://www.weforum.org/stories/2024/06/the-brain-computer-interface-market-is-growing-but-what-are-the-risks/
Ethical and Legal Challenges of Neurotech | DLA Piper - https://www.dlapiper.com/insights/publications/2025/03/ethical-and-legal-challenges-of-neurotech
UMGC Global Media Center Brain-Computer Interfaces: A New Frontier for Hackers - https://www.umgc.edu/news/archives/2021/10/brain-computer-interfaces-a-new-frontier-for-hackers
The Future of Neurotechnology: Brain Healing or Brain Hacking? | LawSci Forum - https://mjlst.lib.umn.edu/2023/03/31/the-future-of-neurotechnology-brain-healing-or-brain-hacking/
States pass privacy laws to protect brain data collected by devices - News-Medical.net - https://www.news-medical.net/news/20250723/States-pass-privacy-laws-to-protect-brain-data-collected-by-devices.aspx
Neural Data Privacy Regulation: What Laws Exist and What Is Anticipated? | Advisories - https://www.arnoldporter.com/en/perspectives/advisories/2025/07/neural-data-privacy-regulation
What Is Black Box AI and How Does It Work? - IBM - https://www.ibm.com/think/topics/black-box-ai
Hacking brains for memory manipulation and theft: the basic tech exists today and Kaspersky Lab research shows it's vulnerable - https://www.kaspersky.com/about/press-releases/press-release-memorymarket
Brains Can be Hacked. Why Should You Care? - USENIX - https://www.usenix.org/sites/default/files/conference/protected-files/enigma_slides_bonaci.pdf
The Rise of Neurotech and the Risks for Our Brain Data: Privacy and ... - https://www.newamerica.org/future-security/reports/the-rise-of-neurotech-and-the-risks-for-our-brain-data/privacy-and-security-challenges/
Influencing Human Behavior with Noninvasive Brain Stimulation ... - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC10159214/
Wired Emotions: Ethical Issues of Affective Brain–Computer Interfaces - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC6978299/
Here's how a false memory could be planted in your brain | BBC Science Focus Magazine - https://www.sciencefocus.com/the-human-body/heres-how-a-false-memory-could-be-planted-in-your-brain
How to teach this paper: 'Creating a false memory in the ... - https://www.thetransmitter.org/how-to-teach-this-paper/how-to-teach-this-paper-creating-a-false-memory-in-the-hippocampus-by-ramirez-and-liu-et-al-2013/
Meet the Two Scientists Who Implanted a False Memory Into a Mouse - https://www.smithsonianmag.com/innovation/meet-two-scientists-who-implanted-false-memory-mouse-180953045/
Brain damage linked to criminal behavior: Study reveals findings ... - https://www.9news.com/article/tech/science/researcher-link-brain-damage-criminal-behavior/73-10d56ff0-bf40-4456-a560-319c92754cb6
Weaponization of neurosciences - NATO Innovation Hub - https://innovationhub-act.org/wp-content/uploads/2023/12/WoNS.pdf
Neurowar is Here! - DTIC - https://apps.dtic.mil/sti/trecms/pdf/AD1164923.pdf
Weaponizing the Brain: Neuroscience Advancements Spark Debate - https://www.nationaldefensemagazine.org/articles/2017/5/11/weaponizing-the-brain-neuroscience-advancements-spark-debate
Cognitive liberty - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/Cognitive_liberty
On Neurorights - Frontiers - https://www.frontiersin.org/journals/human-neuroscience/articles/10.3389/fnhum.2021.701258/full
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