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Die Eifel atmet: Neue Entdeckungen, die unser Bild vom schlafenden Vulkan verändern

Das Titelbild zeigt eine malerische Landschaft mit einem ruhigen, kreisförmigen See, umgeben von grünen Wiesen und Hügeln unter einem leicht bewölkten Himmel. Im unteren Teil des Bildes ist ein Schnitt durch die Erde dargestellt, der ein glühendes, verzweigtes Magmasystem tief unter der Oberfläche des Sees und der Landschaft offenbart. Der obere, friedliche Teil der Szenerie kontrastiert stark mit dem tiefroten, intensiven Glühen des Magmas, das die verborgene geologische Aktivität unter der idyllischen Oberfläche symbolisiert.

Stell dir vor, du stehst auf saftig grünen Wiesen, blickst auf kristallklare Seen, umgeben von sanften Hügeln. Eine Idylle, die zum Träumen einlädt, oder? Was wäre, wenn ich dir sage, dass unter deinen Füßen nicht nur Erde und Stein liegen, sondern ein schlafender Riese, der jederzeit erwachen könnte? Ein Vulkan, der nicht erloschen ist, sondern nur eine sehr lange Pause macht. Faszinierend, oder? Wir sprechen von der Eifel, Deutschlands geheimem Feuerherd, einer Landschaft, die uns immer wieder aufs Neue daran erinnert, wie lebendig unser Planet wirklich ist. Begleite mich auf eine Entdeckungsreise in die Tiefen unter uns, wo Magma brodelt und die Erde atmet – und erfahre, was die Wissenschaft über diesen ruhenden Giganten weiß.


Die Eifel – ein Name, der bei vielen Naturfreunden sofort Bilder von Maaren und Kraterseen hervorruft. Doch wusstest du, dass die wissenschaftliche Einschätzung dieser Region einen echten Paradigmenwechsel durchgemacht hat? Lange Zeit, bis in die 1970er Jahre hinein, galt das Vulkansystem der Eifel als erloschen. Man dachte, die glühenden Zeiten wären endgültig vorbei. Doch dann kam die Forschung – unermüdlich, neugierig, mit immer besseren Instrumenten – und bewies das Gegenteil! Heute klassifizieren wir den Eifel-Vulkanismus als „langzeitschlafend“ oder „ruhend“. Das ist ein riesiger Unterschied! Es bedeutet: keine Sorge, es gibt keine Anzeichen für eine unmittelbar bevorstehende Eruption. Aber es heißt auch, dass wir es mit einem dynamischen System zu tun haben, das weiterhin aktiv ist und nur auf seine Zeit wartet. Diese Erkenntnis ist kein Grund zur Panik, sondern ein Triumph der Geowissenschaften und ein Ansporn, genauer hinzuhören.


Bevor wir tiefer in die faszinierende Welt der Eifel eintauchen, lass uns kurz klären, worüber wir eigentlich reden. Die Eifel ist kein einzelner Vulkan wie der Ätna oder der Fuji, sondern ein riesiges Vulkanfeld. Denk an eine Landschaft, in der über Jahrmillionen hinweg hunderte kleinere und größere Ausbrüche stattfanden. Man unterscheidet hier das Westeifeler und das Osteifeler Vulkanfeld. Und die „Produkte“ dieser Eruptionen sind so vielfältig wie beeindruckend: Da gibt es die Maare, diese wunderschönen runden Seen, die durch explosive Begegnungen von aufsteigendem Magma mit Grundwasser entstanden sind. Oder die Schlackenkegel, die durch weniger heftige Ausbrüche geformt wurden. Und dann ist da noch der Laacher See, der keine einfache Maar-Struktur ist, sondern eine Caldera – ein riesiger Krater, der entstand, als der Untergrund nach einer gigantischen Eruption einstürzte. Ist das nicht schon aufregend?


Der Herzschlag unter der Erde: Geologisches Fundament der Eifel


Um zu verstehen, warum die Eifel so ein besonderer Ort ist, müssen wir einen Blick in die tiefsten Schichten unseres Planeten werfen. Der Eifel-Vulkanismus ist keine Laune der Natur, sondern das Ergebnis gigantischer Prozesse, die tief im Erdmantel ihren Ursprung haben und über Millionen von Jahren andauern.


Der Eifel-Plume: Ein heißer Fingerabdruck der Erde


Vergiss für einen Moment das Bild des feuerspeienden Berges. Unter der Eifel gibt es keinen einzelnen Schlund, sondern eine „thermische Anomalie“ im Erdmantel: den Eifel-Plume. Stell dir eine riesige, pilzförmige Säule aus heißem, leichtem Gesteinsmaterial vor, das aus den Tiefen unseres Planeten langsam aufsteigt. Das ist der Motor, der diesen Vulkanismus antreibt! Im Gegensatz zu den Vulkanen, die wir vom "Feuerring" kennen und die an Plattengrenzen entstehen, befindet sich die Eifel mitten auf der Eurasischen Platte. Daher der Begriff "Intraplatten-Vulkanismus".


Geophysikalische Messungen, zum Beispiel durch die seismische Tomographie – eine Art „Röntgenblick“ in die Erde – haben die Existenz dieser Struktur bestätigt. Sie zeigt sich als eine Zone, in der seismische Wellen langsamer wandern, was auf höhere Temperaturen und einen geringen Anteil an Gesteinsschmelze hindeutet. Wahnsinn, oder? Wissenschaftler schätzen, dass dieser Plume einen Durchmesser von etwa 100 Kilometern hat und von 45 Kilometern bis zu mindestens 400 Kilometern tief in die Erde reicht. Auch wenn er kleiner ist als berühmte Hotspots wie Hawaii oder Yellowstone, reicht er völlig aus, um die Erdkruste über ihm zu erhitzen und Magma zu erzeugen.


Die Eruptionsgeschichte: Episoden einer feurigen Vergangenheit


Der Vulkanismus in der Eifel war kein Dauerfeuer, sondern verlief in faszinierenden Phasen, getrennt durch lange Perioden der Ruhe.


  • Die Tertiär-Phase: Vor etwa 45 bis 35 Millionen Jahren gab es eine erste große Aktivitätswelle, die hauptsächlich im Hocheifel-Vulkanfeld stattfand. Die über 400 Vulkane aus dieser Zeit sind heute stark erodiert, aber ihre Spuren sind noch erkennbar.

  • Die Quartär-Phase: Diese jüngere Phase, die unsere heutige Landschaft prägt, begann vor etwa einer Million Jahren und endete vor rund 11.000 Jahren. In dieser Zeit entstanden die über 340 einzelnen Vulkane der West- und Osteifel. Die Aktivität begann in der Westeifel vor ca. 700.000 Jahren, in der Osteifel vor etwa 500.000 Jahren.


Und hier kommt der Knackpunkt, warum die Eifel als aktiv gilt: Der letzte Ausbruch in der Osteifel war die monumentale Eruption des Laacher-See-Vulkans vor rund 13.000 Jahren. Aber der allerletzte Ausbruch im gesamten Vulkanfeld und damit in ganz Mitteleuropa war noch jünger: die Geburt des Ulmener Maars in der Westeifel vor nur etwa 11.000 Jahren! Diese geologisch extrem kurze Zeitspanne ist der Hauptgrund, warum das System nicht als erloschen, sondern als schlafend gilt.


Der Laacher See: Eine explosive Geschichtsstunde


Die Eruption des Laacher-See-Vulkans vor etwa 12.900 Jahren ist unser Referenzereignis. Das ist keine Theorie, sondern eine belegte historische Katastrophe, die uns eine Ahnung davon gibt, welche Kräfte hier schlummern.


  • Gigantisches Ausmaß: Es wurden schätzungsweise 6,5 Kubikkilometer Magma gefördert, das sind sage und schreibe 20 Kubikkilometer Asche und Bimsstein! Die Eruptionssäule schoss bis zu 40 Kilometer hoch in die Atmosphäre. Zum Vergleich: Das war vergleichbar mit dem Pinatubo-Ausbruch auf den Philippinen 1991, einem der größten des 20. Jahrhunderts.

  • Verheerende Folgen: Vulkanische Asche bedeckte weite Teile Westdeutschlands und flog bis nach Schweden und Norditalien. Glühend heiße pyroklastische Ströme rasten durch die Täler, stauten den Rhein auf und verursachten eine katastrophale Flutwelle, die bis in die heutigen Niederlande reichte. Der heutige Laacher See ist ein stummer, aber mächtiger Zeuge dieser Eruption – eine Caldera, die durch den Kollaps des Untergrunds nach der Entleerung der Magmakammer entstand.


Ich finde, diese Geschichten aus der Erdgeschichte sind einfach atemberaubend! Sie zeigen uns die immense Kraft, die unter unseren Füßen schlummert. Wenn du noch tiefer in solche faszinierenden Themen eintauchen möchtest, dann melde dich doch für unseren monatlichen Newsletter an! Dort erwarten dich noch viele weitere spannende Berichte über Wissenschaft, Forschung und die Geheimnisse unseres Planeten. Das Anmeldeformular findest du oben auf jeder Seite.


Das Brodeln unter der Oberfläche: Lebende Indizien


Die Eifel wird nicht aus Spaß als aktives Vulkangebiet eingestuft. Es gibt eine Reihe von "Lebenszeichen", die uns die Wissenschaft durch harte Arbeit und modernste Technologie zugänglich macht. Sie erzählen uns eine konsistente Geschichte von einem System, das tief unter uns in Bewegung ist.


Die Hebung der Erde: Ein sanftes Atmen


Eines der überzeugendsten Indizien sind Satellitenmessungen, die zeigen: Die Erdoberfläche in der Eifel hebt sich! Und zwar mit etwa einem Millimeter pro Jahr. Das mag winzig klingen, aber es ist ein großräumiges Phänomen, das sich über die Eifel hinaus bis nach Luxemburg, Belgien und die Niederlande erstreckt. Wissenschaftler interpretieren diese Aufwölbung als direkte Folge des heißen Mantel-Plumes, der die Erdkruste von unten nach oben drückt. Es ist, als würde die Erde hier sanft atmen.


Und es gibt sogar noch präzisere lokale Beobachtungen: In Glees, einem Dorf nahe dem Laacher See, wurde zwischen 2016 und 2019 eine anomale Hebung von fast vier Zentimetern gemessen. Das könnte auf eine kleine, flache Magma-Intrusion hindeuten. Das wird sehr ernst genommen, aber keine Sorge: Eine solche Hebung ist noch viel zu gering, um ein unmittelbares Vorzeichen für einen Ausbruch zu sein. Die großräumige Hebung zeigt, dass der "Motor" läuft, während lokalere Bewegungen uns sagen könnten, dass der "Zünder" langsam geladen wird – aber eben noch sehr langsam.


Rumoren in der Tiefe: Die Sprache der Erdbeben


Seit 2013 registrieren die hochsensiblen seismischen Messnetze in der Eifel ein besonderes Phänomen: episodische Schwärme von tiefen, niederfrequenten Erdbeben (sogenannte Deep Low-Frequency, DLF). Das sind keine normalen tektonischen Beben. Diese DLF-Beben ereignen sich in Tiefen von 10 bis 45 Kilometern und gelten weltweit als unmissverständliches Zeichen für die Bewegung magmatischer Fluide – also von Gesteinsschmelze und Gasen.

Man interpretiert diese Beben so, dass Magma aus dem oberen Erdmantel in die untere und mittlere Erdkruste aufsteigt und das dortige magmatische System "wiederauflädt". Zuerst wurden sie vor allem unter dem Laacher See dokumentiert, aber jüngste Forschungen zeigen, dass auch die Westeifel seismisch aktiver ist als lange angenommen. Das ganze Vulkanfeld ist also unterirdisch in Bewegung.


Der Atem des Vulkans: Gase an der Oberfläche


Das vielleicht sichtbarste Zeichen vulkanischer Aktivität sind die aufsteigenden Gasblasen, die sogenannten Mofetten, die du besonders gut am Ufer und auf der Oberfläche des Laacher Sees beobachten kannst. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Kohlendioxid (CO2).


Aber die entscheidende Erkenntnis kommt von der chemischen Analyse dieser Gase. Sie haben ein hohes Verhältnis des leichten Helium-Isotops Helium-3 zum schweren Helium-4. Und dieses Isotopenverhältnis ist ein chemischer „Fingerabdruck“! Es beweist, dass diese Gase direkt aus dem tiefen Erdmantel stammen. Das ist ein direkter Beweis für die Verbindung zwischen den Gasemissionen an der Oberfläche und dem aktiven Mantel-Plume in der Tiefe. Die Erde atmet sozusagen!


Das Magma-Reservoir: Ein Blick ins Herz des Vulkans


Unter Wissenschaftlern herrscht Konsens: Unter der Eifel, in etwa 50 Kilometern Tiefe, befindet sich eine primäre Zone, in der sich das aufsteigende Magma sammelt. Das ist die Hauptquelle für den Vulkanismus der Region. Aber halt, es wird noch spannender!


Eine bahnbrechende Entdeckung aus den Jahren 2024/2025 hat unser Bild des magmatischen Systems entscheidend verfeinert. Durch eine Neuanalyse über 35 Jahre alter seismischer Daten mit modernsten Computermethoden wurden erstmals klare Hinweise auf flachere Magma-Ansammlungen direkt in der Erdkruste gefunden! Diese linsenförmigen Körper, genannt Sills, die flüssiges Magma oder magmatische Fluide enthalten, wurden in Tiefen zwischen 10 und 30 Kilometern unter der Westeifel, nahe dem Ulmener Maar, identifiziert. Auch wenn der Anteil an reiner Gesteinsschmelze auf etwa 10 Prozent geschätzt wird, entspricht das einem beträchtlichen Volumen – allein eine dieser Strukturen könnte rund 50 Millionen Kubikmeter Schmelze enthalten.


Das ist ein Game Changer für die Risikobewertung! Es beweist, dass Magma bereits in die Erdkruste eingedrungen ist und dort in deutlich geringeren Tiefen gespeichert wird, als bisher angenommen. Das magmatische „Leitungssystem“ ist also kein einfacher Tank in der Tiefe, sondern ein komplexes, mehrstufiges System aus Reservoiren und Aufstiegswegen, das die Erdkruste bereits durchdrungen hat.


Das Ohr am Puls des Vulkans: Wissenschaftliche Überwachung


Die Erkenntnis, dass der Eifel-Vulkanismus aktiv ist, hat zu einem der weltweit intensivsten Überwachungsprogramme für ein ruhendes Vulkangebiet geführt. Dieses umfassende, hochmoderne Netzwerk ist der absolute Schlüssel zur Früherkennung und die Grundlage dafür, dass wir den wissenschaftlichen Einschätzungen vertrauen können.


Ein Team aus Experten: Gebündelte Kompetenz


Die Überwachung der Eifel ist keine One-Man-Show. Es ist eine konzertierte Anstrengung führender nationaler und internationaler Forschungseinrichtungen. Denk an das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches GeoForschungsZentrum (GFZ), den Erdbebendienst Südwest, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und zahlreiche Universitäten. Diese enge Kooperation bündelt Expertise und Ressourcen, um wirklich lückenlos beobachten zu können.


Das "Large-N"-Experiment: Ein tiefer Röntgenblick


Ein echtes Highlight der Forschung ist das „Large-N“-Experiment. Stell dir vor, man hat in der Eifel von September 2022 bis August 2023 ein extrem dichtes, temporäres Netzwerk von rund 350 hochsensiblen Seismometern installiert! Das ist in Deutschland einzigartig. Dieses Netz funktioniert wie ein riesiges Stethoskop, das tief in die Erde „hineinhört“ und uns ein hochauflösendes „Ultraschallbild“ des Untergrunds liefert. Das Ziel: Das komplexe magmatische Leitungssystem von den tiefen Reservoiren bis in die flache Kruste detailliert kartieren und die Prozesse verstehen, die dort ablaufen. Die Auswertung der gewaltigen Datenmengen läuft noch, aber die Ergebnisse werden uns ein vollständiges „anatomisches“ Modell des Vulkansystems liefern. Und dieses Wissen ist unerlässlich, um mögliche zukünftige Warnsignale schnell und korrekt interpretieren zu können.


Multiparametrische Überwachung: Mehr als nur Beben


Die Wissenschaft verlässt sich nicht nur auf eine Methode. Sie verfolgt einen multiparametrischen Ansatz, bei dem verschiedene, voneinander unabhängige Messgrößen kontinuierlich erfasst und abgeglichen werden:


  • Seismische Dauerüberwachung: Ein permanentes Netz von Seismometern wird stetig erweitert, um selbst kleinste Erdbeben in Echtzeit zu erfassen. Alle Daten laufen beim Erdbebendienst Südwest zusammen und werden rund um die Uhr ausgewertet.

  • GPS-Geodäsie: Ein Netzwerk von 24 hochpräzisen GPS-Stationen, besonders um den Laacher See, misst permanent kleinste Veränderungen der Bodenhöhe. So können wir Hebungen oder Senkungen im Millimeterbereich erkennen, die auf Magmenbewegungen hindeuten.

  • Gas-Geochemie: Die Zusammensetzung und Ausströmungsrate der Gase an den Mofetten werden kontinuierlich überwacht. Änderungen hier sind wichtige Frühwarnindikatoren für aufsteigendes Magma.


Und langfristig gibt es sogar Pläne für wissenschaftliche Bohrungen im Laacher-See-Gebiet. Das würde uns ermöglichen, direkt Gesteins- und Flüssigkeitsproben aus dem Untergrund zu entnehmen und unsere Modelle noch weiter zu verfeinern.


Ist das nicht ein fantastisches Beispiel dafür, wie engagiert und präzise die Wissenschaft arbeitet, um unsere Sicherheit zu gewährleisten? Wenn du das auch so beeindruckend findest, dann lass doch einen Like für diesen Beitrag da und teile deine Gedanken und Fragen in den Kommentaren! Ich bin gespannt auf deine Meinung!


Blick in die Glaskugel: Prognose und Risikobewertung


Die wohl brennendste Frage ist die nach dem „Wann“ und „Wie“ eines zukünftigen Ausbruchs. Hier gibt uns die Wissenschaft keine festen Daten, aber fundierte Wahrscheinlichkeiten und Szenarien. Es geht darum, das Risiko realistisch einzuschätzen und zwischen wahrscheinlichen Ereignissen und spekulativen Katastrophenfilmen zu unterscheiden.


Das "Wann": Geologische Zeiträume, nicht menschliche


Der wissenschaftliche Konsens ist glasklar: Aus geologischer Sicht wird es in der Eifel zukünftig wieder zu einem Vulkanausbruch kommen. Aber der entscheidende Punkt ist der Zeitpunkt. Alle führenden Experten betonen, dass wir hier von geologischen Zeiträumen sprechen, nicht von menschlichen. Aussagen wie „ob das in 100 oder 1000 Jahren der Fall sein wird, kann keiner sagen“ oder die Einschätzung, dass in den nächsten 1000 Jahren keine akute Gefährdung zu sehen sei, spiegeln die aktuelle Datenlage wider: Es gibt keinerlei Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Ausbruch.


Wenn du aber hörst, ein Ausbruch „könnte innerhalb weniger Wochen passieren“, dann bezieht sich das nicht auf die aktuelle Wahrscheinlichkeit, sondern auf die potenzielle Dauer des finalen Magmaaufstiegs, nachdem eindeutige und starke Vorwarnzeichen (Präkursoren) eingesetzt haben. Die Vorwarnzeit ist keine feste Größe, sondern hängt von der Art des Ausbruchs und der Geschwindigkeit der Prozesse ab.


Szenario 1: Ein neues Maar oder ein kleiner Schlackenkegel (Hohe Wahrscheinlichkeit)


Das bei Weitem wahrscheinlichste Szenario für eine zukünftige Eruption in der Eifel ist ein relativ kleinräumiges, sogenanntes monogenetisches Ereignis. Das bedeutet: Es würde an einer neuen, bisher unauffälligen Stelle im Vulkanfeld ein neuer, kleiner Vulkan entstehen, der nach seiner Eruption wieder erlischt.

Ein solcher Ausbruch würde höchstwahrscheinlich mit einer hochexplosiven, phreatomagmatischen Phase beginnen. Das passiert, wenn aufsteigendes Magma in geringer Tiefe auf Grundwasser trifft und eine gewaltige Dampfexplosion auslöst, die einen Trichter – ein Maar – in die Landschaft sprengt. Auf diese initiale, gefährlichste Phase könnte dann eine weniger explosive Aktivität folgen, bei der Lavafontänen einen Schlackenkegel aufbauen und vielleicht kleinere Lavaströme austreten. Die direkten Auswirkungen wären zwar lokal verheerend, aber auf einen Radius von wenigen Kilometern um den Eruptionsort beschränkt. Es wäre eine lokale bis regionale Katastrophe, aber kein Ereignis, das weite Teile Europas beeinflussen würde.


Szenario 2: Eine große Eruption vom Typ Laacher See (Geringe Wahrscheinlichkeit)


Ein Ausbruch von der gewaltigen Dimension der Laacher-See-Eruption wird von der Wissenschaft unter den gegenwärtigen Bedingungen als sehr unwahrscheinlich eingestuft. Ein solches Ereignis würde die Ansammlung einer riesigen Menge an hoch entwickeltem Magma in einer großen, flachen Kammer in der Erdkruste voraussetzen. Und für die Existenz einer solchen Kammer gibt es derzeit keinerlei Hinweise.


Obwohl die Wahrscheinlichkeit gering ist, muss dieses Szenario für eine vollständige Risikobewertung dennoch betrachtet werden, da es die maximal denkbare Gefahr darstellt. Es wäre eine plinianische Eruption mit einer kilometerhohen Aschesäule, die den Flugverkehr über Europa lahmlegen und kurzfristig das Klima beeinflussen könnte. Das kritischste und historisch belegte Teilszenario ist die Blockade des Rheins durch pyroklastische Ströme oder Lavaströme. Dies würde zu einer massiven Überflutung des flussaufwärts gelegenen Oberrheingrabens führen. Ein späterer Bruch dieses natürlichen Damms würde eine katastrophale Flutwelle auslösen, die das gesamte untere Rheintal mit unkontrollierbarer Wucht verwüsten würde. Es ist entscheidend, dieses Szenario zu kennen und seine geringe Wahrscheinlichkeit zu betonen, um eine informierte und keine alarmistische Diskussion zu führen.


Vorwarnzeiten: Wenn der Vulkan sich meldet


Das Wichtigste ist: Ein Vulkanausbruch in der Eifel würde sich nicht ohne Vorwarnung ereignen! Das dichte Überwachungsnetz ist darauf ausgelegt, eine ganze Kaskade von Vorläufersignalen zu erkennen. Dazu gehören:


  • Eine deutliche Zunahme der Häufigkeit und Stärke von Erdbeben. Besonders alarmierend wäre die Wanderung von Erdbebenschwärmen aus der Tiefe in Richtung Erdoberfläche – das wäre ein klares Zeichen für aufsteigendes Magma.

  • Eine signifikante und sich beschleunigende Anhebung des Bodens direkt über dem aufsteigenden Magma. An anderen Vulkanen weltweit wurden vor Eruptionen Hebungen von vielen Zentimetern bis hin zu Metern gemessen.

  • Messbare Veränderungen in der chemischen Zusammensetzung und der ausgestoßenen Menge der vulkanischen Gase an der Oberfläche.


Die Dauer der Vorwarnzeit wäre vom Szenario abhängig. Ein großer Ausbruch wie am Laacher See würde sich wahrscheinlich über Monate oder sogar Jahre durch unmissverständliche Signale ankündigen. Ein kleinerer, schnellerer Magmaaufstieg für eine Maar-Eruption könnte jedoch eine Vorwarnzeit von nur wenigen Wochen oder Tagen haben. Das unterstreicht die immense Bedeutung des hochempfindlichen und in Echtzeit arbeitenden Überwachungsnetzwerks.


Dein Nachbar, der Vulkan: Leben mit einem aktiven Naturphänomen


Die umfassende Analyse des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes zum Eifel-Vulkanismus führt zu einer klaren und beruhigenden Botschaft:


  • Er ist aktiv, aber nicht akut bedrohlich: Der Eifel-Vulkanismus ist nicht erloschen, das ist durch multiple, unabhängige Beweise belegt. Ein zukünftiger Ausbruch ist eine geologische Gewissheit, aber nicht unmittelbar bevorstehend. Die relevanten Zeiträume sind geologischer Natur – Hunderte bis Tausende von Jahren, nicht Jahre oder Jahrzehnte.

  • Wahrscheinlich kleines Spektakel: Das wahrscheinlichste Szenario ist ein lokal begrenzter Ausbruch in Form eines neuen Maars oder Schlackenkegels. Die Auswirkungen wären lokal schwerwiegend, aber nicht mit einer überregionalen Katastrophe vergleichbar. Ein katastrophaler Ausbruch vom Typ Laacher See wird als äußerst unwahrscheinlich eingestuft.

  • Wissenschaftliche Exzellenz: Die Eifel ist eines der am intensivsten erforschten und überwachten ruhenden Vulkangebiete der Welt. Die Kooperation führender Forschungsinstitute und modernste Technologien gewährleisten die bestmögliche Früherkennung.


Es ist wichtig zu erkennen, dass die geologischen Prozesse, die das vulkanische Risiko bedingen, auch unglaubliche Chancen bieten! Die enorme Hitzequelle in der Tiefe, der Eifel-Plume, birgt ein erhebliches Potenzial für die Gewinnung von Geothermie – einer sauberen und nachhaltigen Energiequelle. Gleichzeitig hat der Vulkanismus eine einzigartige und reizvolle Landschaft geschaffen, die eine wichtige Grundlage für den Tourismus darstellt, wie die Deutsche Vulkanstraße beweist. Und nicht zuletzt liefert das vulkanische Gestein seit der Römerzeit wertvolle Baustoffe.


Die Antwort auf die Frage „Wann explodiert der Vulkan?“ lautet zusammenfassend: Nach allem, was die Wissenschaft heute weiß, nicht in absehbarer Zeit. Die Situation erfordert daher keine Angst, aber eine informierte Wachsamkeit. Panik ist ebenso unangebracht wie Ignoranz. Ein wissenschaftlich fundiertes Verständnis der Gegebenheiten ist die beste Grundlage, um mit diesem langfristigen Naturrisiko zu leben und der wissenschaftlichen Gemeinschaft zu vertrauen, die es unablässig beobachtet. Der Eifel-Vulkanismus sollte nicht als alltägliche, lähmende Bedrohung wahrgenommen werden, sondern als ein faszinierendes und mächtiges Naturphänomen, das Respekt einflößt und kontinuierliche wissenschaftliche Neugier und Sorgfalt verlangt. Tauche ein in diese Faszination, folge uns für mehr spannende Einblicke auf unseren Social-Media-Kanälen und bleibe neugierig!




Verwendete Quellen:


  1. Vulkanismus - Landkreis Vulkaneifel - https://www.vulkaneifel.de/vulkaneifel-entdecken/kultur-freizeit/eifel-vulkanmuseum/vulkanismus.html

  2. FAQ zu geplanten Forschungsaktivitäten in der Vulkaneifel - GFZ - https://www.gfz.de/fileadmin/gfz/sec21/projects/Eifel/FAQ_eifel_public_25032022.pdf

  3. Die Vulkaneifel: Forschende entdecken Spuren aktiver Magmakammern - ingenieur.de - https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/umwelt/die-vulkaneifel-forschende-entdecken-spuren-aktiver-magmakammern/

  4. Laacher See Vulkan - Vulkane Net - https://www.vulkane.net/vulkane/eifel/laacher-see-vulkan.html

  5. Vulkanismus in der Eifel - Geo Exkursionen für die Schule - https://geo-exkursionen.de/wp-content/uploads/2021/03/9-GeoHoo-Exkursion-Vulkanismus-in-der-Eifel.pdf

  6. Vulkanismus in der Eifel: Gesteine, Gase & Erdbeben | Hintergrund - Planet Schule - https://www.planet-schule.de/schwerpunkt/geologie-geo-tour/geo-tour-vulkanismus-in-der-eifel-hintergrund-100.html

  7. Sind die quartären Vulkanfelder der Eifel ein geeigneter Standort für die Endlagerung - Deutscher Bundestag - https://dserver.bundestag.de/btd/18/CD09100/4.%20Materialien/K-MAT%2012-14.pdf

  8. The Eifel Plume—imaged with converted seismic waves - GFZpublic - https://gfzpublic.gfz-potsdam.de/rest/items/item_234597_4/component/file_2185893/content?download=true

  9. Vulkane und Maare | Urlaub Eifel - https://www.eifel.info/natur-entdecken/vulkane-und-maare

  10. VULKAN-EIFEL Update: Neue STUDIE enthüllt Erstaunliches - Laacher See und mehr - https://www.youtube.com/watch?v=r_6buUmq0vE

  11. Flüssiges Magma unter der Eifel entdeckt? - Neuanalyse seismischer Daten zeigt Reservoire magmatischer Fluide unter dem Ulmener Maar - Scinexx - https://www.scinexx.de/news/geowissen/magmakammern-unter-der-eifel-entdeckt/

  12. Die Katastrophe - scinexx.de - https://www.scinexx.de/dossierartikel/die-katastrophe-2/

  13. Bewegte Erde: Forscher warnen vor Vulkan-Gefahr in der Eifel - DER SPIEGEL - https://www.spiegel.de/jahreschronik/a-519020.html

  14. Erde in Bewegung: Der Vulkanismus-Hotspot in der Eifel - Südwest - DIE RHEINPFALZ - https://www.rheinpfalz.de/rheinland-pfalz_artikel,-erde-in-bewegung-der-vulkanismus-hotspot-in-der-eifel-_arid,5794422.html

  15. Wie tief schläft der Eifel-Vulkanismus? - GFZ - https://www.gfz.de/presse/meldungen/detailansicht/wie-tief-schlaeft-der-eifel-vulkanismus

  16. Vulkan in der Nähe von Köln entdeckt - riesiges Magmabecken - Rundschau Online - https://www.rundschau-online.de/welt/vulkan-in-der-naehe-von-koeln-entdeckt-riesiges-magmabecken-779878

  17. Neue Studie belegt: Eifel-Vulkanismus hebt Erdboden jährlich um einen Millimeter an - RND - https://www.rnd.de/wissen/neue-studie-belegt-eifel-vulkanismus-hebt-erdboden-jahrlich-um-einen-millimeter-an-X4GAKB4EQEHWVUH7NWZTWVBVXA.html

  18. Vulkan in Deutschland: Erde hebt sich in diesem Dorf in der Eifel - T-Online - https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/ungluecke/id_89493448/vulkan-in-deutschland-erde-hebt-sich-in-diesem-dorf-in-der-eifel.html

  19. Vulkanismus in der Eifel: Forscher rätseln um magmatisches Reservoir - RND - https://www.rnd.de/wissen/vulkanismus-in-der-eifel-forscher-raetseln-um-magmatisches-reservoir-UBYKQAU33ZPBZOZVAZVEJSY34Q.html

  20. Forscher weisen nach: Unter Eifel-Vulkan steigt Magma auf - T-Online - https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/ungluecke/id_85046528/forscher-weisen-nach-unter-eifel-vulkan-steigt-magma-auf.html

  21. Tiefe Erdbeben weisen auf Aufstieg magmatischer Fluide unter dem Laacher See hin - https://www.innovations-report.de/landwirtschaft-umwelt/geowissenschaften/tiefe-erdbeben-weisen-auf-aufstieg-magmatischer-fluide-unter-dem-laacher-see-hin/

  22. Blasen mit Botschaften - Eos.org - https://eos.org/science-updates/messages-in-the-bubbles-german

  23. Eifel: Vulkan verzeichnet Magma-Anstieg – Forscher alarmiert - FOCUS online - https://www.focus.de/wissen/natur/droht-deutschland-ein-vulkan-inferno-forscher-weisen-magma-anstieg-in-eifel-vulkan-nach_id_10156724.html

  24. Monogenetischer Vulkanismus und Großstädte: Wo und wann bleibt ein Rätsel - GFZpublic - https://gfzpublic.gfz-potsdam.de/pubman/item/item_5002785_5/component/file_5004602/1-4_Monogenetischer-Vulkanismus-und-Grossstaedte.pdf

  25. Durch Überwachung das Risikopotential von Vulkan erkennen - GFZpublic - https://gfzpublic.gfz-potsdam.de/pubman/item/item_5002890_4/component/file_5004542/7-1_Durch-Ueberwachung-das-Risikopotential-erkennen.pdf

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