Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche: Warum wir weniger arbeiten müssen, um mehr zu schaffen
- Benjamin Metzig
- vor 3 Minuten
- 10 Min. Lesezeit

Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche: Zwischen Wunschtraum und Wirtschaftsrealität
Du sitzt am Sonntagabend auf dem Sofa, der Kopf schon halb im Montag. To-do-Listen rasen durch dein Gehirn, während die Netflix-Folge im Hintergrund läuft. Kommt dir bekannt vor? Genau hier setzt die Debatte um das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche an: Könnte ein zusätzlicher freier Tag unser Leben entspannen, ohne die Wirtschaft gegen die Wand zu fahren?
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Die Diskussion ist jedenfalls längst keine „New-Work-Bubble“ mehr. Internationale Pilotprojekte, deutsche Feldversuche, Tarifrunden in Stahl, Handwerk und Pflege sowie hitzige Bundestagsdebatten zeigen: Die Frage, wie viel wir arbeiten, ist zu einer Frage geworden, wie wir als Gesellschaft leben wollen.
Vom 60-Stunden-Job zur Frage nach dem freien Freitag
Um zu verstehen, warum die Vier-Tage-Woche heute so brisant ist, müssen wir einmal zurückspulen. Die Geschichte der Arbeitszeit ist eine Geschichte der ständigen Verkürzung – und jedes Mal war der Aufschrei groß.
Im 19. Jahrhundert waren 60-Stunden-Wochen keine Ausnahme, sondern die Regel. Erst physische Erschöpfung, Proteste und soziale Konflikte erzwangen ein Umdenken. 1918 wurde in Deutschland der Acht-Stunden-Tag eingeführt – damals eine Revolution, heute selbstverständlich. Die Sechs-Tage-Woche blieb aber noch lange bestehen.
In den 1950er und 1960er Jahren kam dann die nächste Zäsur: Die Gewerkschaften kämpften mit der Kampagne „Samstags gehört Vati mir“ für das, was wir heute als Normalität wahrnehmen – die 40-Stunden-Woche auf fünf Tage verteilt. Die Argumente von damals klingen erstaunlich vertraut:
Arbeitgeber warnten vor Produktivitätseinbruch und Wohlstandsverlust.
Gewerkschaften und Arbeitsmediziner verwiesen auf Gesundheit, Familienzeit und langfristige Leistungsfähigkeit.
Spannend: Seit 1991 ist die durchschnittliche Wochenarbeitszeit in Deutschland weiter auf rund 35 Stunden gefallen – aber vor allem, weil immer mehr Menschen, insbesondere Frauen, in Teilzeit arbeiten. Die Vollzeitnorm liegt in vielen Tarifverträgen weiterhin bei 38 bis 40 Stunden. Die Arbeitszeitverkürzung ist also eher „durch die Hintertür“ passiert – und hat eine Teilzeit- und Rentenfalle für viele geschaffen.
Heute stehen wir erneut an einem Wendepunkt. Doch diesmal verschiebt sich der Fokus: Statt „Arbeit gerecht verteilen, weil es zu wenig Jobs gibt“ lautet die Frage: Wie gestalten wir Arbeit so, dass sie in einer alternden Gesellschaft attraktiv bleibt – bei massivem Fachkräftemangel?
Was wir wirklich meinen, wenn wir über die Vier-Tage-Woche reden
Kleine Stolperfalle: „Die Vier-Tage-Woche“ gibt es eigentlich gar nicht. Unter diesem Label verstecken sich mindestens drei sehr unterschiedliche Modelle – mit völlig verschiedenen Folgen für Gesundheit, Geldbeutel und Unternehmen.
Die drei Archetypen der Vier-Tage-Woche
Modell A – Arbeitszeitverdichtung („Belgisches Modell“): Gleiche Wochenstunden, weniger Tage, längere Arbeitstage.
Modell B – Klassische Teilzeit: Weniger Stunden, weniger Lohn.
Modell C – 100-80-100-Modell: 100 % Lohn, 80 % Zeit, 100 % Leistung.
Modell A: Gleiche Stunden, längere Tage
Beim belgischen Ansatz bleibt die Wochenarbeitszeit (z.B. 38–40 Stunden) gleich, sie wird nur auf vier Tage verteilt. Ergebnis: 9,5–10-Stunden-Tage plus Pausen.
Ökonomisch ist das attraktiv: Für Arbeitgeber entstehen keine Mehrkosten, das Arbeitsvolumen bleibt identisch. Für Beschäftigte kann der freie Freitag verlockend sein – solange keine Kinder, Pflegeaufgaben oder lange Pendelwege im Spiel sind.
Arbeitsmediziner warnen allerdings: Wer 10 Stunden arbeitet, plus 45 Minuten Pause und Pendeln, ist schnell 12 Stunden außer Haus. Regeneration, Familienleben, Schlaf? Schwierig. Dieses Modell ist damit faktisch ein Angebot für relativ privilegierte Lebenslagen – nicht für die breite Masse.
Modell B: Vier Tage arbeiten, aber weniger Geld
Das vermeintlich „einfachste“ Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche in Deutschland ist klassische Teilzeit: Man reduziert auf z.B. 32 Stunden an vier Tagen und bekommt rund 80 % des Gehalts.
Für Unternehmen bedeutet das niedrigere Lohnkosten pro Kopf, für Beschäftigte aber:
weniger Netto im Monat
geringere Rentenansprüche
erhöhtes Armutsrisiko im Alter
Gerade viele Frauen kennen diese „Teilzeitfalle“ sehr gut: Sie reduzieren wegen Care-Arbeit, tragen die finanziellen Langzeitfolgen – und hören dann, sie sollen zur Lösung des Fachkräftemangels doch bitte wieder mehr arbeiten.
Modell C: Das 100-80-100-Modell – die „echte“ Vier-Tage-Woche
Im Zentrum der aktuellen Debatte steht das 100-80-100-Modell:
100 % Lohn
80 % Arbeitszeit
100 % Leistung/Output
Das ist das eigentlich radikale Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche. Hier steigen die Lohnkosten pro Stunde rechnerisch um 25 %. Das funktioniert nur, wenn Unternehmen es schaffen, durch bessere Organisation, Automatisierung und den Abbau von „Bullshit-Arbeit“ genau diese Produktivitätsgewinne zu heben.
Stichwort Parkinson’s Law: Arbeit dehnt sich in dem Maß aus, wie Zeit dafür zur Verfügung steht. Wenn wir ehrlich sind: In vielen Bürojobs sind wir eben nicht acht Stunden am Tag hochkonzentriert im Tunnel, sondern vielleicht drei bis vier. Der Rest ist Meeting-Overkill, E-Mail-Pong und stumpfes „Online-Sein“. Genau hier setzen erfolgreiche Vier-Tage-Modelle an.
Was die Daten sagen: Internationale Großexperimente im Überblick
Es klingt alles schön in der Theorie, aber funktioniert es auch in der Praxis? Seit einigen Jahren haben wir dazu erstaunlich solide Daten.
Großbritannien: Der Goldstandard
Der wohl bekannteste Feldversuch fand 2022 in Großbritannien statt: 61 Unternehmen, knapp 2.900 Mitarbeitende, begleitet von der Universität Cambridge und dem Boston College.
Die Ergebnisse lesen sich fast wie ein Werbeprospekt – wurden aber wissenschaftlich erhoben:
Umsatz: +1,4 % während des Piloten, im Vergleich zum Vorjahr sogar +35 %.
Kündigungsrate: –57 %. Das heißt: deutlich weniger Fluktuation, weniger Recruiting- und Einarbeitungskosten.
Krankenstand: –65 % Krankheitstage.
Burnout & Stress: 71 % fühlten sich weniger ausgebrannt, 39 % weniger gestresst.
Ein Jahr später führten 89 % der Unternehmen das Modell noch, die Hälfte sogar dauerhaft. Von einem kurzen „Neuheitskick“ kann also keine Rede sein.
Island: Wenn der Staat vorangeht
Island experimentierte schon 2015–2019 mit Arbeitszeitverkürzung im öffentlichen Dienst. Mehr als 2.500 Beschäftigte (ca. 1 % der Arbeitnehmenden) arbeiteten statt 40 nur noch 35–36 Stunden – bei weitgehend gleichen Löhnen.
Die Produktivität blieb stabil, die Servicequalität in Ämtern, Schulen und Polizeistationen ebenfalls. Das Wohlbefinden stieg deutlich. Inzwischen haben rund 86 % der isländischen Beschäftigten das Recht auf verkürzte Arbeitszeiten – ein Beispiel dafür, wie sich die Vollzeitnorm einer Volkswirtschaft verschieben lässt.
Weitere Signale aus der Welt
Spanien: Förderprogramme für KMU, die die Vier-Tage-Woche einführen, plus stadtweite Experimente wie in Valencia mit einer „simulierten“ Vier-Tage-Woche. Ergebnis: besseres Wohlbefinden, teils niedrigere Emissionen.
Japan (Microsoft): Ein einmonatiger Test ergab 2019 eine Produktivitätssteigerung von 40 % – vor allem, weil Meetings rigoros gekürzt und digital effizienter gearbeitet wurde.
Die Kurzfassung: Dort, wo Wissensarbeit dominiert und Prozesse optimiert werden können, funktioniert das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche erstaunlich gut.
Deutschland im Praxistest: Was die Intraprenör-Studie wirklich zeigt
2024 ist Deutschland mit einem eigenen Pilotprojekt nachgezogen: 45 Organisationen testeten über sechs Monate die 4-Tage-Woche nach dem 100-80-100-Prinzip, begleitet u.a. von der Universität Münster.
Überraschung Nr. 1: Der Krankenstand bleibt (noch) hoch
Anders als in Großbritannien sank die Zahl der Krankheitstage statistisch kaum. Auf den ersten Blick ein Dämpfer – auf den zweiten Blick logisch:
Der Krankenstand war in Deutschland zu Beginn bereits historisch hoch, viele litten an Langzeitfolgen von Stress und Infekten.
Sechs Monate reichen nicht, um chronische Erkrankungen einfach „wegzuerholen“.
Spannend wird es bei den objektiven Gesundheitsdaten: Haar-Cortisol-Analysen und Smartwatch-Daten zeigten deutlich weniger Stressminuten und mehr körperliche Aktivität. Kurz: Der Körper reagierte positiv, auch wenn sich das noch nicht in der offiziellen AU-Statistik spiegelte.
Überraschung Nr. 2: Ökonomisch hält das Modell
Umsatz und Gewinne blieben stabil oder stiegen leicht an, die Produktivität brach nicht ein. Trotzdem entschieden sich rund 20 % der Unternehmen nach dem Versuch gegen eine dauerhafte Fortführung, zwei stiegen sogar vorzeitig aus.
Dahinter steckt oft ein simples Geschäftsmodell-Problem:
In Handwerk und klassischer Beratung wird Zeit verkauft. 20 % weniger Zeit = 20 % weniger Umsatz, sofern man nicht schneller arbeiten oder die Preise deutlich erhöhen kann.
In Wissensarbeit wird eher das Ergebnis verkauft. Dort ist es einfacher, „unsichtbare“ Produktivitätspotenziale zu heben.
Gesundheit, Gerechtigkeit, Klima: Die versteckten Effekte der Vier-Tage-Woche
Die Debatte um das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche ist viel mehr als eine Frage des Kalenders. Sie berührt unsere körperliche Gesundheit, Geschlechterrollen und sogar den CO₂-Ausstoß.
Mehr Erholung, weniger Ausbrennen
Arbeitsmedizinische Modelle wie das Effort-Recovery-Modell zeigen: Arbeit führt zwangsläufig zu psychischer und körperlicher Beanspruchung, die wir durch Erholung ausgleichen müssen.
Das klassische Zwei-Tage-Wochenende ist dafür oft zu kurz:
Samstag: Einkaufen, Haushalt, Kinderlogistik, Pflege von Angehörigen.
Sonntag: Familienbesuche, Sonntagsbraten – und die berühmten „Sunday Scaries“ vor dem Montag.
Ein dritter freier Tag fungiert als Puffer. Daten aus den deutschen und britischen Studien zeigen, dass dieser Tag nicht primär für „Rumgammeln“ draufgeht, sondern für:
Sport und Bewegung
Hobbys und Ehrenamt
soziale Kontakte und Familie
Positive Gesundheitseffekte der Vier-Tage-Woche
messbar weniger Stressminuten pro Woche
verbessere Schlafqualität
weniger kurzfristige Krankmeldungen in internationalen Studien
mehr Zeit für Prävention (Arzttermine, Sport, gesunde Ernährung)
Wichtig ist allerdings, wie die Produktivität gesteigert wird:
„Unsinn weglassen“ (überflüssige Meetings, komplizierte Prozesse) = gut.
„Alles Gleiche in weniger Zeit pressen“ = Stressfalle.
Wenn Pausen und soziale Interaktion komplett wegoptimiert werden, kann die Vier-Tage-Woche paradoxerweise das Stresserleben erhöhen – trotz längerem Wochenende.
Geschlechtergerechtigkeit: Chance und Risiko zugleich
Heute arbeiten überproportional viele Frauen in Teilzeit, um Kinder und Pflege zu stemmen. Das führt zu einem Gender Care Gap und später zum Gender Pension Gap.
Eine allgemeine Vollzeitnorm von 32 Stunden könnte das verändern: Wenn beide Partner kürzer Vollzeit arbeiten, wird eine symmetrische Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit realistischer. Daten aus Großbritannien deuten darauf hin, dass Männer ihren freien Tag oft stärker für Kinderbetreuung nutzen als Frauen – ein möglicher Hebel gegen starre Rollenbilder.
Aber: Bei verdichteten Modellen (4x10 Stunden) droht die Retraditionalisierungsfalle. Wenn der Mann vier Tage praktisch komplett „weg“ ist, bleibt die Alltagsarbeit an der Frau hängen – und der freie Freitag wird eher „Me-Time“ als Care-Time. Gleichstellung gibt es nur, wenn Arbeitszeitverkürzung mit einem Kulturwandel in Familien und Betrieben einhergeht.
Klimaeffekte: Weniger Pendeln, anderer Konsum
Weniger Arbeitstage bedeuten zunächst einmal:
20 % weniger Pendelwege
potenziell einen Tag Büro weniger heizen/kühlen
weniger Verkehrsstaus und lokale Emissionen
Studien aus Österreich und anderen Ländern zeigen: Allein durch eingespartes Pendeln könnten jährlich Hunderttausende Tonnen CO₂ wegfallen. Gleichzeitig stellt sich die Rebound-Frage: Nutzen wir das lange Wochenende für Kurzflüge – oder für Garten, Sport und Reparaturprojekte?
Die bisherige Evidenz ist vorsichtig optimistisch: Wer weniger gestresst ist, konsumiert tendenziell nachhaltiger und weniger kompensatorisch („Frustshopping“, Fertigessen, schnelle Wegwerfprodukte). Zeitwohlstand und Klimaschutz könnten sich also durchaus gegenseitig verstärken.
Wo die Vier-Tage-Woche an ihre Grenzen stößt
So überzeugend das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche in vielen Bürojobs wirkt – es gibt Bereiche, in denen die Sache komplizierter wird.
Industrie und Stahl
In der Stahlindustrie kämpft die IG Metall für 32 Wochenstunden bei vollem Lohnausgleich. Die Argumente klingen schlüssig: körperlich extrem belastende Arbeit, Schichtdienst, große gesundheitliche Belastung.
Arbeitgeber warnen allerdings:
höherer Stundenlohn = steigende Lohnstückkosten
internationaler Wettbewerb, etwa mit USA oder China
Investitionsdruck durch grüne Transformation
Hier prallen Gesundheitsschutz, Beschäftigungssicherung und Standortlogik frontal aufeinander. Bisher gibt es eher Kompromisse wie Wahloptionen „Zeit statt Geld“ als eine flächendeckende 32-Stunden-Norm.
Handwerk: Attraktivität vs. Zeitdruck
Im Handwerk herrscht massiver Fachkräftemangel. Viele Betriebe nutzen eine (meist verdichtete) Vier-Tage-Woche aktiv als Recruiting-Waffe – mit Erfolg.
Vorteile:
freier Freitag extrem attraktiv für Azubis und Fachkräfte
weniger Rüstzeiten (Anfahrt zur Baustelle etc.)
potenziell weniger Spritkosten und Staus
Risiken:
lange Arbeitstage mit hoher körperlicher Belastung
Terminengpässe bei hoher Nachfrage
Kund:innen müssen sich an neue Verfügbarkeiten gewöhnen
Pflege und Gesundheit
In Krankenhäusern, Pflegeheimen oder Rettungsdiensten lässt sich Arbeit nicht „liegen lassen“. Eine echte 4-Tage-Woche mit kürzerer Arbeitszeit würde schlicht mehr Personal erfordern – das aktuell nicht vorhanden ist.
Dennoch experimentieren Kliniken mit innovativen Schichtsystemen und Flexpools, um Dienstpläne verlässlicher zu machen und längere Erholungsphasen zu ermöglichen. Die Idee: Nur wenn Pflegende gesünder bleiben und nicht in Teilzeit oder ganz aus dem Beruf flüchten, lässt sich das System langfristig stabilisieren.
Typische Stolperfallen bei der Vier-Tage-Woche
Geschäftsmodell verkauft Zeit statt Ergebnis
starres Arbeitszeitgesetz mit 10-Stunden-Grenze
fehlende Mitbestimmung von Betriebsrat & Team
Arbeitsverdichtung statt Prozessoptimierung
Ökonomie vs. Lebensqualität: Wer hat in der Arbeitszeitdebatte recht?
Kaum ein Thema entzündet die Gemüter so sehr wie die Frage, ob wir uns „weniger Arbeit leisten“ können. Kritiker betonen: Eine alternde Gesellschaft mit Fachkräftemangel müsse eher mehr als weniger arbeiten, um Sozialstaat und Infrastruktur zu finanzieren.
Befürworter halten dagegen:
Produktivität statt Präsenz: Wohlstand hängt stärker an Technologie, Automatisierung und Innovationskraft als an reiner Stundenzahl.
Aktivierung stiller Reserven: Eine 32-Stunden-Vollzeit könnte Teilzeitkräfte (oft Frauen) motivieren, ihre Stunden aufzustocken.
Gesund länger arbeiten: Wer sich nicht mit 50 ausgebrannt fühlt, kann realistisch bis 67 oder länger arbeiten – volkswirtschaftlich ein riesiger Hebel.
Die Wahrheit liegt wahrscheinlich irgendwo zwischen „Milchmädchenrechnung“ und „Work-less-Wunder“. Klar ist: Das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche ist kein kostenloses Geschenk, sondern eine Investition – in Gesundheit, Bindung, Innovation und ökologische Effekte. Ob sich diese Investition rechnet, hängt stark von Branche, Geschäftsmodell und Umsetzung ab.
Wie Unternehmen das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche klug einführen können
Für Unternehmen, die ernsthaft über eine Vier-Tage-Woche nachdenken, ist die Einführung weniger ein juristischer Akt als ein Change-Projekt. Die Erfolgsrezepte aus den Pilotstudien ähneln sich erstaunlich stark.
Typische Schritte in der Einführung
Analysephase (2–3 Monate): Wo wird Zeit verschwendet? Welche Prozesse sind unnötig kompliziert? Welche Meetings könnten wegfallen oder kürzer werden?
Gemeinsames Zielbild: Klar definieren, was „100 % Leistung“ bedeutet – und wo bewusst Abstriche gemacht werden.
Pilot mit klaren Kennzahlen: Stresslevel, Produktivität, Kundenzufriedenheit, Fluktuation, Krankenstand.
Transparente Kommunikation: Intern (Team, Betriebsrat) und extern (Kund:innen, Partner).
Checkliste für Beschäftigte
Habe ich ein Mitspracherecht bei der Wahl des freien Tages?
Werden Pausen und Erholungszeiten ernst genommen – oder stillschweigend gekürzt?
Ist klar, wie Überstunden erfasst und ausgeglichen werden?
Gibt es eine echte Evaluation nach einigen Monaten?
Meeting-Diät, Fokuszeiten & Tandem-Modelle
Viele erfolgreiche Unternehmen setzen auf:
kürzere Meetings (30 statt 60 Minuten) mit klarer Agenda
feste Fokuszeiten ohne interne Störungen
asynchrone Kommunikation statt Dauer-Videocalls
Tandem-Modelle, in denen zwei Personen eine Rolle überlappend abdecken (z.B. Mo–Do und Di–Fr), um die Erreichbarkeit an fünf Tagen zu sichern
Am Ende ist die Vier-Tage-Woche auch ein Kulturprojekt: Weg von Anwesenheit als Leistungssymbol, hin zu ergebnisorientiertem Arbeiten und einem reiferen Umgang mit Zeit.
Wenn du bis hierhin gelesen hast: Wie stehst du zum Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche – Wunsch, Albtraum oder „Kommt drauf an“? Lass gern ein Like da und teile deine Sicht in den Kommentaren. Deine Erfahrungen helfen anderen, die eigenen Modelle zu durchdenken.
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Ausblick: Arbeiten wir morgen alle nur noch 32 Stunden?
Wird Deutschland in zehn oder zwanzig Jahren flächendeckend mit Vier-Tage-Woche arbeiten? Realistisch ist eher ein Flickenteppich:
In Büros, IT und kreativen Branchen könnte die 32-Stunden-Vollzeit zur neuen Norm werden.
Im Handwerk und in Teilen der Industrie werden hybride Modelle zwischen Verdichtung und echter Verkürzung entstehen.
In Pflege, Sicherheit und Logistik hängt viel davon ab, ob wir bereit sind, diese Arbeit gesellschaftlich anders zu finanzieren und aufzuwerten.
Die gute Nachricht: Arbeitszeit ist kein Naturgesetz. Unsere Großeltern haben hart für den freien Samstag gekämpft – heute wirkt die Fünf-Tage-Woche selbstverständlich.
Die eigentliche Frage lautet daher nicht: „Können wir uns die Vier-Tage-Woche leisten?“Sondern: „Können wir es uns leisten, so weiterzumachen wie bisher?“
Das Arbeitszeitmodell der Vier-Tage-Woche ist kein Allheilmittel. Aber es ist ein mächtiger Hebel, um Gesundheit, Gleichstellung, Klimaschutz und wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit neu zu justieren. Wie wir diesen Hebel nutzen, wird mitentscheiden, wie wir in Zukunft leben und arbeiten.
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Quellen:
4-Tage-Woche – Agentur Junges Herz - https://www.agentur-jungesherz.de/hr-glossar/4-tage-woche/
Vier-Tage-Woche – Aktuelle Debatte und deren Entwicklung in Deutschland - Deutscher Bundestag - https://www.bundestag.de/resource/blob/974292/611b3b3b1f636b4b1fd3233a810a6457/WD-6-051-23-pdf.pdf
HYPE UM DIE 4-TAGE-WOCHE Zahlen | Daten | Fakten - https://www.arbeitswissenschaft.net/fileadmin/Bilder/Angebote_und_Produkte/Zahlen_Daten_Fakten/Factsheet_Vier-Tage-Woche_Web.pdf
Vier-Tage-Woche – ein Zukunftsmodell? - Deutschlandfunk Kultur - https://www.deutschlandfunkkultur.de/vier-tage-woche-arbeitszeit-beruf-job-100.html
Mehr Produktivität - weniger Stress? Die 4-Tage-Woche für Unternehmen - Vattenfall - https://www.vattenfall.de/geschaeftskunden/ves/magazin/management/4-tage-woche-fuer-unternehmen
The 4 Day Week UK Pilot Programme Results - https://www.4dayweek.com/uk-pilot-results
THE RESULTS ARE IN: THE UK'S FOUR-DAY WEEK PILOT - Autonomy Institute - https://autonomy.work/wp-content/uploads/2023/02/The-results-are-in-The-UKs-four-day-week-pilot.pdf
MAKING IT STICK: THE UK FOUR-DAY WEEK PILOT ONE YEAR ON - https://autonomy.work/wp-content/uploads/2024/02/making-it-stick_-1.pdf
Die Gen Z hatte recht und Islands 4-Tage-Woche beweist es - Talentlotsen - https://talentlotsen.de/blog/arbeitswelt/die-gen-z-hatte-recht-und-islands-4-tage-woche-beweist-es/
Pilotprojekt beendet: Was bringt die Vier-Tage-Woche? - Personalwirtschaft.de - https://www.personalwirtschaft.de/news/hr-organisation/pilotprojekt-beendet-was-bringt-die-vier-tage-woche-181650/
4-TAGE-WOCHE – Universität Münster Report - https://www.wiwi.uni-muenster.de/fakultaet/sites/fakultaet/files/4dw_report_english.pdf
Vier-Tage-Woche in Deutschland: Vorteile & Nachteile - Stepstone - https://www.stepstone.de/magazin/artikel/4-tage-woche-das-arbeitszeitmodell-von-morgen
Vier-Tage-Woche: 81 Prozent der Beschäftigten sind dafür - Handwerksblatt.de - https://www.handwerksblatt.de/betriebsfuehrung/vier-tage-woche-81-prozent-der-beschaeftigten-waeren-dafuer
4-Tage-Woche in der Pflege Erfahrung: Klinikum Bielefeld im Interview - Care Rockets - https://carerockets.com/de/blog/interview-vier-tage-woche-klinikum-bielefeld
Arbeitszeitgesetz (ArbZG) - Gesetze im Internet - https://www.gesetze-im-internet.de/arbzg/BJNR117100994.html
Arbeitszeit-Debatte: Die wichtigsten Fragen und Antworten - Hans-Böckler-Stiftung - https://www.boeckler.de/de/auf-einen-blick-17945-debatte-um-die-arbeitszeit-69628.htm
„Freitags gehört Vati mir, montags Mutti“ – Heinrich-Böll-Stiftung - https://www.boell.de/de/2024/03/06/freitags-gehoert-vati-mir-montags-mutti-warum-vor-allem-frauen-von-der-vier-tage-woche-profitierten
4-Tage-Woche für das Klima | ÖGB - https://www.oegb.at/themen/arbeitsrecht/arbeitszeit/4-tage-woche-fuer-das-klima
Eine 4-Tage-Woche fühlt sich fürs Klima an wie eine Welt ohne PKWs - Kontrast.at - https://kontrast.at/4-tage-woche-klima/
4-Tage-Woche im Handwerk - Umsetzung & Erfahrungen - STREIT Software - https://www.streit-software.de/wissen/4-tage-woche-handwerk








































































































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