Rätselhafte Resonanzen: Eine akustische Entdeckungsreise ins Innere der Erde
- Benjamin Metzig
- vor 24 Stunden
- 11 Min. Lesezeit

Unser Planet, diese riesige Kugel aus Gestein, Metall und Wasser, auf der wir täglich wandeln, ist nicht stumm. Die Erde singt, brummt, knistert und flüstert – eine unaufhörliche, subtile Symphonie, die von tiefen Geheimnissen und gewaltigen Kräften in ihrem Inneren erzählt. Auf den ersten Blick mag sie uns oft als ein Ort relativer Ruhe erscheinen, dessen geologische Dramen sich nur in gelegentlichen Erdbeben oder Vulkanausbrüchen zeigen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Wenn wir lernen, genauer hinzuhören, eröffnet sich uns eine Klangwelt, die unser Verständnis von unserem Heimatplaneten revolutioniert. Es ist, als würden wir beginnen, einer Sprache zu lauschen, die schon immer da war, deren Vokabeln wir aber erst jetzt zu entziffern lernen. Komm mit auf eine Entdeckungsreise in das klingende Herz der Erde, eine Reise, die dich staunen lassen wird, welche Melodien sich jenseits der für uns hörbaren Stille verbergen!
Die wissenschaftliche Neugier hat uns gelehrt, dass die Erde permanent in Resonanz schwingt. Früher konzentrierte man sich vor allem auf die lauten, energiereichen "Ausrufe" unseres Planeten, wie eben Erdbeben. Doch dank immer feinerer Messinstrumente – hochempfindliche Seismometer und globale Beobachtungsnetzwerke – hat sich unser Horizont erweitert. Wir können nun auch das unaufhörliche, leise "Murmeln" der Erde wahrnehmen, das uns so viel über ihre innere Struktur, ihre Zusammensetzung und die unermüdlichen Prozesse verrät, die sie formen und verändern. Ich finde es unglaublich spannend, wie diese technologischen Fortschritte uns völlig neue Fenster zu Phänomenen öffnen, die lange Zeit im Verborgenen lagen. Manchmal fühlt es sich an, als würden wir gerade erst die Spitze eines riesigen Eisbergs entdecken. Möchtest du noch tiefer in solche faszinierenden Themen eintauchen? Dann melde dich doch für unseren monatlichen Newsletter an – das Formular findest du ganz einfach oben auf jeder Seite. Es warten noch so viele Entdeckungen auf uns!
Zu den subtilsten, aber unglaublich beständigen Signalen, die unser Planet aussendet, gehören das sogenannte Erdbrummen und die Mikroseismen. Beide sind wie ein leises, aber stetiges Echo der gewaltigen Energieübertragung, die zwischen den fluiden Hüllen der Erde – also der Atmosphäre und vor allem den Ozeanen – und der festen Erde stattfindet. Das Erdbrummen, wissenschaftlich oft als "seismisches Brummen" bezeichnet, ist ein globales, kontinuierliches Signal im extrem niedrigen Frequenzbereich, typischerweise zwischen 3 und 33 Millihertz. Das sind Schwingungen mit Perioden von 30 bis 300 Sekunden! Davon abzugrenzen sind die kontinuierlichen freien Schwingungen der Erde, die oft Frequenzen zwischen 2 und 7 Millihertz aufweisen. Stell dir vor, das liegt so weit unter unserer Hörschwelle, dass wir spezielle Seismometer und Gravimeter brauchen, um es überhaupt wahrzunehmen. Es ist ein bisschen so, als hätte die Erde eine Basslinie, die so tief ist, dass wir sie eher fühlen als hören könnten – wenn wir denn riesige Sensoren wären. Die Erkenntnis, dass diese Schwingungen permanent da sind und nicht nur nach großen Erdbeben abklingen, war ein echter wissenschaftlicher Durchbruch und hat unseren Blick auf die dynamischen Prozesse unseres Planeten für immer verändert.
Die große Frage war natürlich: Woher kommt dieses Brummen? Heute ist sich die Wissenschaft weitgehend einig, dass die Ozeane die Hauptenergiequelle dafür sind. Früher dachte man auch an atmosphärische Turbulenzen, aber neuere Studien zeigen ziemlich klar, dass der Ozean den Ton angibt. Das bedeutet, dass es eine ständige, tiefgreifende mechanische Energieübertragung von den Meeren in die feste Erde gibt. Der "ruhige" Zustand unseres Planeten ist also untrennbar mit der Dynamik der Ozeane verbunden. Das hat auch spannende Implikationen: Langfristige Veränderungen im Ozeanklima, wie stärkere Stürme oder veränderte Wellenmuster, könnten tatsächlich die Charakteristik des Erdbrummens über Jahrzehnte hinweg subtil verändern. Könnte das Erdbrummen also eines Tages zu einem Indikator für Klimaveränderungen werden? Ein faszinierender Gedanke! Die Mechanismen sind komplex: Langperiodische Ozeanwellen, sogenannte Infragravitationswellen, interagieren mit dem Meeresboden und den Küsten und regen so seismische Oberflächenwellen an. Auch die nichtlineare Wechselwirkung von Ozeanwellen, bei der kollidierende Wellen Druckoszillationen erzeugen, spielt eine Rolle. Ob nun die flachen Kontinentalschelfe oder die tiefen Ozeanbecken den größeren Beitrag leisten, ist immer noch Gegenstand intensiver Forschung. Es ist ein bisschen so, als würde der Ozean rhythmisch atmen und diesen Atem an die Erde weitergeben.

Neben dem Erdbrummen gibt es noch die Mikroseismen, sozusagen die etwas "lautere" Stimme des Ozeans. Sie haben höhere Frequenzen und kürzere Perioden als das Brummen, typischerweise im Bereich von 50 Millihertz bis 1 Hertz (Perioden von 1 bis 30 Sekunden). Sie stellen oft den energiereichsten Teil des seismischen Hintergrundrauschens dar. Ihre Hauptquelle sind ebenfalls windgetriebene Oberflächenwellen in den Ozeanen. Wenn starke Sturmsysteme die See aufwühlen und Wellen aus verschiedenen Richtungen kollidieren lassen, entstehen Druckschwankungen mit der doppelten Frequenz der ursprünglichen Ozeanwellen – das sind die sekundären Mikroseismen. Dann gibt es noch die primären Mikroseismen, die durch die direkte Wechselwirkung von Ozeanwellen mit dem Meeresboden in flachen Küstengewässern entstehen und die gleiche Frequenz wie die erzeugenden Wellen haben. Obwohl beide Phänomene ozeanischen Ursprungs sind, erzählen sie uns unterschiedliche Geschichten über die Dynamik der Ozeanwellen. Aber beide zeigen eindrücklich, wie die relativ unorganisierte Energie der Ozeanwellen in kohärentere seismische Energie umgewandelt wird – ein fundamentaler geophysikalischer Prozess, der immer noch viele spannende Forschungsfragen aufwirft. Um dir einen besseren Überblick über diese und andere faszinierende Resonanzphänomene zu geben, schau dir mal diese Tabelle an:
Phänomen | Typische Frequenzen und Perioden | Primäre Quellen/Anregungsmechanismen | Hauptmerkmale/Detektion |
Seismisches Brummen (Ozean) | 3 – 33 mHz / 30 – 300 s | Ozeanische Infragravitationswellen (Interaktion mit Meeresboden/Küsten), nichtlineare Wellenwechselwirkungen | Kontinuierlich, global, primär Rayleigh-Wellen; Detektion durch Seismometer, insb. Ozeanboden-Seismometer (OBS) |
Mikroseismen (Primär) | ca. 0,05 – 0,1 Hz / 10 – 20 s | Direkte Kopplung von Ozeanwellen mit dem Meeresboden in Flachwassergebieten | Frequenz identisch mit Ozeanwellen, sturmabhängig; Detektion durch Seismometer |
Mikroseismen (Sekundär) | ca. 0,1 – 1 Hz / 1 – 10 s (typisch ~0,14 Hz) | Kollisionen von Ozeanwellen (Longuet-Higgins Mechanismus) | Frequenz doppelt so hoch wie Ozeanwellen, energiereich, sturmabhängig; Detektion durch Seismometer |
Freie Schwingungen (Sphäroidal) | 2 – 20 mHz (häufig 2 – 7 mHz) / 50 – 500 s | Ozeanische Infragravitationswellen, atmosphärische Turbulenz, große Erdbeben (transient) | Globale Eigenschwingungen (P-SV-Typ), kontinuierlich oder transient; Detektion durch Seismometer (vertikal) & Gravimeter |
Freie Schwingungen (Toroidal) | 2 – 20 mHz / 50 – 500 s | Ozeanische Infragravitationswellen (Scherkopplung), große Erdbeben (transient) | Globale Eigenschwingungen (SH-Typ), kontinuierlich oder transient; Detektion durch Seismometer (horizontal) |
Akustische Emissionen Kruste | Ultraschall bis hörbar (kontextabhängig) | Gesteinsdeformation (Mikrorissbildung) unter tektonischem/anthropogenem Stress | Lokalisiert, transient/quasi-kontinuierlich, druck-/tiefenabhängige Frequenzcharakteristik; Detektion durch Sensoren |
Kern-assoziierte Signale | Indirekt über Änderungen von Erdbebenwellen | Dynamik des inneren/äußeren Kerns (Rotation, Deformation, Konvektion) | Subtile zeitliche Änderungen von Wellenformen durchquerender seismischer Wellen; Detektion durch globale Netzwerke |
Über das kontinuierliche Flüstern hinaus besitzt unser Planet aber noch einen fundamentaleren "Gesang": die freien Schwingungen der Erde. Stell dir vor, die gesamte Erde verhält sich wie eine riesige Glocke, die, einmal angestoßen, bei ihren spezifischen Eigenfrequenzen erklingt. Die Entdeckung und Analyse dieser Schwingungen hat unser Verständnis der tiefen Erdstruktur und ihrer dynamischen Prozesse revolutioniert! Erstmals eindeutig beobachtet wurden sie nach dem katastrophalen Erdbeben in Chile 1960. Man dachte zunächst, sie seien nur eine Reaktion auf solch gewaltige Ereignisse. Doch Ende der 1990er Jahre kam die bahnbrechende Erkenntnis: Die Erde schwingt auch in seismisch ruhigen Perioden kontinuierlich! Unser Planet "singt" oder "summt" also beständig, angeregt durch die Ozeane und die Atmosphäre. Diese "Hintergrund-Freien-Schwingungen" liegen typischerweise zwischen 2 und 7 Millihertz. Man unterscheidet sphäroidale Moden, die radiale Bewegungen und Volumenänderungen beinhalten (wie ein Atmen des Planeten), und toroidale Moden, die reine Scherbewegungen ohne Volumenänderung sind (wie ein Verdrehen). Die Analyse dieser Moden ist wie ein Blick ins Innerste der Erde und verrät uns Details über Dichte, Elastizität und sogar richtungsabhängige Eigenschaften von der Kruste bis zum Kern.
Doch was regt diesen permanenten Gesang an? Kleine Erdbeben allein reichen nicht aus. Die Hauptverdächtigen sind wieder unsere dynamischen Oberflächensysteme: Ozeanische Infragravitationswellen gelten als einer der Hauptantriebe, besonders im Frequenzbereich von 2 bis 20 Millihertz. Wenn diese langperiodischen Wellen über die unebene Topographie des Meeresbodens strömen, erzeugen sie Scherkräfte, die sowohl sphäroidale als auch toroidale Moden anregen. Auch Druckschwankungen in der Atmosphäre durch turbulente Strömungen können Energie auf die feste Erde übertragen und freie Schwingungen anregen, besonders sphäroidale Moden unterhalb von etwa 5 Millihertz. Die Atmosphäre besitzt eine immense Menge an kinetischer Energie, und nur ein winziger Bruchteil davon reicht aus, um die beobachteten Schwingungen aufrechtzuerhalten! Faszinierend ist auch, dass die Amplituden dieser Anregungen saisonale Variationen zeigen, abhängig davon, wo auf der Welt gerade Winter oder Sommer ist und die Stürme toben. Ein besonders spannender Aspekt ist der Nachweis einer akustischen Resonanz zwischen der festen Erde und ihrer Atmosphäre. Bestimmte sphäroidale Moden der Erde, etwa bei 3.7 mHz und 4.4 mHz, zeigen signifikant erhöhte Amplituden. Es ist, als ob Erde und Atmosphäre bei diesen Frequenzen in einen Dialog treten und Energie effizienter austauschen. Dieser "Abstimmungsmechanismus" scheint mit den jährlichen Veränderungen der akustischen Struktur der Atmosphäre zusammenzuhängen – ein wunderbares Beispiel für die Kopplung von Erdsystemen!

Die Erforschung der inneren Klänge der Erde ist aber längst nicht am Ende. Fortschritte in Messtechnik und Datenanalyse eröffnen uns ständig neue Fenster zu bisher unbekannten "Tönen". So haben jüngste Forschungen gezeigt, dass Gesteine in der Erdkruste unter mechanischer Beanspruchung eine Vielzahl von akustischen Signalen aussenden, die als "Booms" oder "Knistern" beschrieben werden. Bei niedrigem Druck, wie in oberflächennahen Bereichen, wo Gesteine spröde reagieren, sind es eher tieffrequente "Booms", die mit der Bildung von Brüchen korrespondieren. Unter hohem Druck in größeren Tiefen, wo Gesteine duktiler werden, wandeln sich die Signale zu einem höherfrequenten "Knistern", vermutlich verursacht durch das Fließen mikroskopischer Defekte im Kristallgitter. Die Frequenz dieser Emissionen scheint mit zunehmendem Druck und Tiefe anzusteigen – wie ein akustischer Fingerabdruck der Gesteinsdeformation! Diese Erkenntnisse könnten helfen, instabile Regionen mit erhöhtem Erdbebenpotenzial zu identifizieren oder bei der Erschließung geothermischer Energiequellen nützlich sein. Stell dir vor, wir könnten eines Tages in Echtzeit den "Stresslevel" der Erdkruste "abhören"!
Und selbst aus dem tiefsten Inneren, dem Erdkern, dringen neue Informationen zu uns. Studien deuten darauf hin, dass die Oberfläche des festen inneren Erdkerns – eine Eisen-Nickel-Kugel von der Größe des Mondes, umgeben von einem flüssigen äußeren Kern – weniger homogen fest ist als bisher angenommen und strukturellen Veränderungen unterliegt. Man vermutet viskose Deformationen und Formänderungen. Diese subtilen Veränderungen werden indirekt durch die akribische Analyse von seismischen Wellen (PKIKP-Wellen) detektiert, die den inneren Kern durchquert haben, insbesondere durch die Untersuchung von "Repeating Earthquakes". Diese zeitlichen Variationen deuten darauf hin, dass der innere Kern relativ zum Erdmantel rotiert, sich diese Rotation aber verändern, verlangsamen oder sogar umkehren kann! Diese komplexe Dynamik, angetrieben durch die Wechselwirkung mit dem turbulent strömenden äußeren Kern, könnte geringfügige Änderungen der Tageslänge beeinflussen und ist entscheidend für unser Verständnis des Erdmagnetfelds. Es ist, als würden wir dem Herzen unseres Planeten beim Arbeiten zuhören und feststellen, dass es viel lebendiger und interaktiver ist, als wir dachten. Wenn du von diesen tiefen Einblicken genauso begeistert bist wie ich, dann lass doch ein Like für diesen Beitrag da und teile deine Gedanken in den Kommentaren! Welche Aspekte der "klingenden Erde" findest du am faszinierendsten?
Nicht nur aus Kruste und Kern, auch aus dem riesigen Erdmantel, der rund 84% des Erdvolumens ausmacht, gibt es neue, aufregende Erkenntnisse. Wissenschaftliche Bohrexpeditionen, wie die IODP Expedition 402 im Tyrrhenischen Meer, haben es geschafft, Gesteinsproben direkt aus dem oberen Erdmantel zu gewinnen – eine Sensation, da solches Gestein an der Oberfläche selten und oft stark verändert ist. Die Analyse dieser relativ unveränderten Proben deutet auf einen Mantel hin, der chemisch und strukturell deutlich heterogener ist, als viele Modelle bisher annahmen. In der untersuchten Region wurde "fruchtbares" Mantelgestein gefunden, das eigentlich große Mengen Magma hätte produzieren sollen, was aber nicht im erwarteten Ausmaß geschah. Das stellt gängige Modelle der Entstehung von Ozeanbecken und der Magmenbildung in Frage! Diese direkten Einblicke sind enorm wichtig für unser Verständnis der Plattentektonik, der Mantelkonvektion und sogar für Prozesse wie die Serpentinisierung – die Wechselwirkung von Mantelgestein mit Meerwasser, die Gase wie Wasserstoff und Methan produziert, welche wiederum Energiequellen für tiefseeische Ökosysteme sind und bei der Entstehung des Lebens eine Rolle gespielt haben könnten. Die Proben zeigten auch mit Karbonat gefüllte Äderchen, was auf natürliche Mechanismen der Kohlenstoffbindung im Erdmantel hindeutet.
Das Entschlüsseln dieser rätselhaften Resonanzen ist untrennbar mit hochentwickelten Technologien verbunden. Breitbandseismometer, ob an Land oder als Ozeanboden-Seismometer (OBS), sind unsere primären "Ohren". Globale Netzwerke wie IRIS/GSN erfassen Bodenbewegungen mit unglaublicher Präzision. Hochempfindliche Gravimeter messen winzige Änderungen im Gravitationsfeld und sind ideal für die extrem langperiodischen freien Schwingungen. Aber auch Infraschall-Arrays, die mit Mikrobarometern Druckschwankungen in der Atmosphäre unterhalb unserer Hörschwelle detektieren, liefern Hinweise auf terrestrische Prozesse wie Vulkanausbrüche oder seismisch-akustische Kopplung bei Erdbeben. Innovative Methoden wie die Tomographie mit Umgebungsrauschen (ANT) nutzen das seismische Hintergrundrauschen, das früher als Störung galt, um detaillierte 3D-Geschwindigkeitskarten der Erdkruste und des oberen Mantels zu erstellen. Die Analyse der Modenaufspaltung der freien Schwingungen liefert wiederum Informationen über die 3D-Struktur von Dichte und Elastizität im gesamten Mantel und Kern. Und im Labor werden in Diamantstempelzellen die extremen Bedingungen des tiefen Erdinneren simuliert, um Materialeigenschaften zu untersuchen und die "Geräusche" von Gesteinen unter Druck zu analysieren. Es ist dieser "Multi-Messenger"-Ansatz, die Kombination all dieser Technologien und Methoden, der uns ein immer vollständigeres Bild liefert.
Technologie | Funktionsprinzip (Kurz) | Detektierte Signale/Phänomene | Stärken/Anwendungen |
Breitband-Seismometer (Land) | Misst Bodenbewegung über ein weites Frequenzspektrum | Erdbeben, Mikroseismen, Erdbrummen, Freie Schwingungen (sphäroidal & toroidal) | Hohe Empfindlichkeit, globale Netzwerke, Grundlage für Tomographie und Quellenstudien |
Ozeanboden-Seismometer (OBS) | Misst Bodenbewegung am Meeresgrund | Ozeanisch generiertes Brummen, Mikroseismen, Erdbeben in ozeanischen Regionen | Erfassung von Signalen in ozeanischen Gebieten, wichtig für Studien der Ozean-Lithosphären-Kopplung |
Supraleitendes Gravimeter | Misst extrem kleine Änderungen der lokalen Erdbeschleunigung | Langperiodische Freie Schwingungen, Erdgezeiten, Massenverlagerungen | Höchste Empfindlichkeit für sehr langperiodische globale Schwingungen und Gravitationsänderungen |
Infraschall-Array | Misst Druckschwankungen in der Atmosphäre mit mehreren Mikrobarometern | Atmosphärisch gekoppelte seismische Signale, Vulkanausbrüche, Stürme, Meteore, Explosionen | Fernerkundung energiereicher atmosphärischer und terrestrischer Ereignisse über große Distanzen, Unterscheidung von Quellen durch Richtung/Geschwindigkeit |
Ambient Noise Tomography | Kreuzkorrelation von Umgebungsrauschen zwischen Seismometerpaaren | Krusten- und obere Mantelstruktur (Wellengeschwindigkeiten) | Strukturabbildung auch in Regionen ohne häufige Erdbeben, Nutzung des "Rauschens" als Signal |
Modenaufspaltungs-analyse | Analyse der Frequenzverschiebungen/-aufspaltungen von Freien Schwingungen | Globale 3D-Erdstruktur (Dichte, Elastizität), Anisotropie, Kerneigenschaften | Detaillierte Informationen über die tiefste Erdstruktur, Sensitivität für globale Heterogenitäten |
Diamantstempelzelle (Labor) | Erzeugt extreme Drücke/Temperaturen an Materialproben, mit in-situ Analytik | Materialeigenschaften (Phasenübergänge, Elastizität), Akustische Emissionen unter Druck | Untersuchung von Materialverhalten unter Bedingungen des tiefen Erdinneren, Kalibrierung seismischer Beobachtungen |
Trotz all dieser Fortschritte bleiben viele Aspekte rätselhaft. Die genauen relativen Beiträge ozeanischer und atmosphärischer Quellen zu den kontinuierlichen freien Schwingungen sind immer noch Gegenstand von Debatten, ebenso wie die effizientesten Anregungsmechanismen für toroidale Moden. Auch die präzisen Mechanismen hinter der variablen Rotation des inneren Kerns und das volle Ausmaß der Mantelheterogenität sind noch nicht vollständig verstanden. Diese ungelösten Fragen treiben die Forschung an und versprechen weitere aufregende Entdeckungen. Die Zukunft des "Zuhörens" liegt in verbesserten Beobachtungsnetzwerken, noch ausgefeilteren Signalverarbeitungsalgorithmen (Stichwort Künstliche Intelligenz!), der Integration verschiedener Datensätze und der Fortsetzung direkter Probennahmen durch Tiefbohrprojekte. Es ist eine unglaublich dynamische Zeit für die Geophysik!
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Die Reise in das klingende Herz unseres Planeten hat uns gezeigt: Die Erde ist alles andere als stumm. Sie ist ein dynamischer Körper, der eine unaufhörliche Symphonie von Vibrationen erzeugt – vom globalen Brummen über die fundamentalen freien Schwingungen bis hin zu den neu entdeckten akustischen Signalen aus Kruste und Kern. Was einst als "Hintergrundrauschen" abgetan wurde, entpuppt sich als ein reiches Gewebe von Informationen, das uns hilft, die Struktur, Dynamik und Evolution unseres Heimatplaneten zu entschlüsseln. Jede neu identifizierte Resonanz fügt dem Gesamtbild eine weitere faszinierende Facette hinzu. Die Erforschung dieser inneren Klänge ist ein fortlaufender Prozess, und ich bin mir sicher, die Erde hat noch viele Geheimnisse und Melodien für uns parat. Welche "Töne" werden wir als Nächstes entdecken und was werden sie uns über unseren unglaublichen Planeten verraten? Die Symphonie der Entdeckung spielt weiter!
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Verwendete Quellen:
Sounding Out Earth's Hum - EARTH Magazine - https://www.earthmagazine.org/article/sounding-out-earths-hum/
Why Does the Earth Hum? - Earth How - https://earthhow.com/earth-hum/
Earth's mysterious hum recorded underwater for 1st time - CBS News - https://www.cbsnews.com/news/earth-hum-recorded-underwater/
Continuous background free oscillations of the Earth - K. Nishida, University of Tokyo - https://www.eri.u-tokyo.ac.jp/people/knishida/preprint/EA41_Nishida_rev.pdf
Earth's inner core less solid than previously thought — USC News - https://today.usc.edu/earths-inner-core-is-less-solid-than-previously-thought/
Inner core backtracking by seismic waveform change reversals - PMC - https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC11236701/
Earth’s Free Oscillations - G. Masters & M. J. Ritzwoller, Annual Review of Earth and Planetary Sciences - https://www.eoas.ubc.ca/~mjelline/453website/eosc453/E_prints/AnnRev.29.1.563.pdf
The Earth's 'hum' is driven by ocean waves over the continental ... - PubMed - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17301790/
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Big Picture Stuff: The Earth is humming. Caused by ocean waves - here's what it means. - Pacific Longboarder - https://www.pacificlongboarder.com/news/Big-Picture-Stuff-The-Earth-is-humming-Caused-by-ocean-waves-heres-what-it-means/
The Hum - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/The_Hum
Earth's free oscillations were considered ... - PubMed - https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/9516105/#:~:text=Earth's%20free%20oscillations%20were%20considered,even%20in%20seismically%20inactive%20periods.
Coasts confirmed as main source of Earth’s hum - Physics World - https://physicsworld.com/a/coasts-confirmed-as-main-source-of-earths-hum/#:~:text=In%20the%20late%201990s%2C%20studies,via%20waves%20in%20the%20ocean.
Normal modes of the Earth - J.P. Montagner, IPGP - https://www.ipgp.fr/~jpm/PUBLICATIONS/JPCS-normalmodes.pdf
(PDF) Earth's Background Free Oscillations - ResearchGate - https://www.researchgate.net/publication/234145895_Earth's_Background_Free_Oscillations
Boom, crackle, pop: Sounds of Earth's crust | MIT News ... - https://news.mit.edu/2023/boom-crackle-pop-earth-crust-sounds-1009
Inner core structure using free oscillations of the Earth and neighbourhood algorithm | ANU Research School of Earth Sciences - https://earthsciences.anu.edu.au/research/research-projects/inner-core-structure-using-free-oscillations-earth-and-neighbourhood
LSU Professors Join Historic Effort to Drill Earth's Mantle and Retrieve Rare Deep-Earth Samples - LSU Science News - https://www.lsu.edu/science/news/2025/03/iodp_402.php
Mantelkonvektion: Definition und Erklärung - StudySmarter - https://www.studysmarter.de/schule/geographie/geodynamische-prozesse/mantelkonvektion/
The sound of silence - Physics World - https://physicsworld.com/a/the-sound-of-silence/
Atmospheric Infrasound - American Institute of Physics - https://pubs.aip.org/physicstoday/article-pdf/53/3/32/8315204/32_1_online.pdf
Infrasound in Idaho's mountains come from waterfalls, thunderstorms, and earthquakes - EarthScope - https://www.earthscope.org/news/infrasound-in-idahos-mountains-come-from-waterfalls-thunderstorms-and-earthquakes/
A Deep Learning Approach for Distant Infrasound Signals Classification - MDPI - https://www.mdpi.com/1424-8220/25/7/2058
U. of Colorado researchers pioneer new technique for imaging Earth's interior - Innovations Report - https://www.innovations-report.com/agriculture-environment/earth-sciences/report-41646/
ambient noise cross-correlation: Topics by Science.gov - https://www.science.gov/topicpages/a/ambient+noise+cross-correlation
Jennifer M. Jackson: Research - CalTech GPS - https://web.gps.caltech.edu/~jackson/Research.html
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