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Der mythische Jade-Drache aus der Inneren Mongolei

Ein sorgfältig bearbeitetes Artefakt aus gesprenkelter, grün-brauner Jade in Form eines stilisierten Drachen ist vor einem dunklen Hintergrund abgebildet. Der Körper des Drachen ist C-förmig gekrümmt, wobei der Kopf mit geöffnetem Maul zum spiralförmig eingerollten Schwanz zurückblickt und so eine geschlossene, dynamische Form bildet.

Stell dir eine Welt vor 5.000 Jahren vor. Lange bevor die ersten Pyramiden Ägyptens in den Himmel ragten, lange bevor die ersten Worte in Keilschrift in Tontafeln geritzt wurden. In dieser schriftlosen Zeit, in den Weiten der heutigen Inneren Mongolei, erschufen Menschen aus einem der härtesten Steine der Welt ein Wesen, das uns heute noch den Atem raubt. Ein Wesen, das die Essenz eines Mythos in sich trägt, lange bevor dieser Mythos überhaupt niedergeschrieben werden konnte. Wenn wir heute auf diese gekrümmten, glatt polierten Jadefiguren blicken, schauen wir nicht nur auf ein prähistorisches Artefakt. Wir blicken in das Herz einer Kultur, die versuchte, mit dem Kosmos zu verhandeln – und legten damit den Grundstein für eines der mächtigsten Symbole der Weltgeschichte. Komm mit auf eine Reise zur Hongshan-Kultur und ihrem unglaublich rätselhaften Jade-Drachen.


Die Welt der Hongshan war, um es milde auszudrücken, dramatisch. Entgegen der heutigen kargen Landschaft war ihre Heimat damals ein üppiges, grünes Paradies aus Wäldern und Seen. Sie waren sesshafte Bauern, die Hirse anbauten und in kleinen Gemeinschaften lebten. Doch dann änderte sich das Klima. Es wurde trockener, die Wüste rückte näher, und die lebenswichtigen Ernten waren in Gefahr. Was tut eine Gesellschaft, die existenziell bedroht ist und keine wissenschaftliche Erklärung für die ausbleibenden Regenwolken hat? Sie wendet sich dem Übernatürlichen zu. Sie intensiviert ihre Rituale. Und sie erschafft Symbole von ungeheurer Macht. In diesem Schmelztiegel aus Angst und Hoffnung wurde der Drache zum zentralen Hoffnungsträger – ein Wesen, das Wasser und Himmel beherrscht. Die unvorstellbare Mühe, seltene und kostbare Jade aus hunderten Kilometern Entfernung zu beschaffen und sie mit einfachsten Werkzeugen zu bearbeiten, war keine reine Kunst. Es war eine Überlebensstrategie. Eine Investition in die Diplomatie mit den Göttern.


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Archäologen haben zwei Haupttypen dieser faszinierenden Kreaturen identifiziert, die uns eine Menge über die Glaubenswelt der Hongshan verraten:


  • Der C-förmige Drache: Stell dir eine schlanke, elegante C-Form vor, die im Raum zu schweben scheint. Mit einem länglichen Kopf und einer Art Mähne strahlt er pure Dynamik aus. Diese Form ist seltener und scheint mit aktiven, himmlischen Ritualen verbunden zu sein – vielleicht wurde er bei Zeremonien hochgehalten, um den lebensspendenden Regen herbeizurufen. Er ist der Botschafter, der zwischen der Welt der Menschen und der der Himmelsgeister vermittelt.

  • Der „Schweine-Drache“ (Zhulong): Diese Form ist viel häufiger in den Gräbern der Elite zu finden, oft direkt auf der Brust des Verstorbenen platziert. Sein Körper ist gedrungen, in sich gekehrt und ringförmig geschlossen – fast wie ein Fötus. Mit seinen großen runden Augen und der faltigen Schnauze (die ihm seinen etwas seltsamen Namen gab) wirkt er erdverbunden und schützend. Er symbolisiert nicht den Akt des Herbeirufens, sondern das Ergebnis: Fruchtbarkeit, Lebenszyklus, Wiedergeburt. Er ist das persönliche Amulett, das die kosmische Kraft im Individuum verankert.


Die Hongshan-Handwerker hatten kein Metall. Sie formten Nephrit – einen Stein, der härter ist als Stahl – durch geduldiges Schleifen mit Quarzsand und Wasser. Sie bohrten Löcher, indem sie von beiden Seiten bohrten, bis sich die Löcher in der Mitte trafen. Jede dieser glatten, fließenden Kurven ist das Ergebnis von hunderten, wenn nicht tausenden Stunden unvorstellbar mühsamer Arbeit. Das ist Hingabe, die weit über bloße Dekoration hinausgeht. Das ist die Materialisierung eines Glaubens.


Und genau hier wird es richtig spannend, denn die Archäologie schläft nicht! Bis vor kurzem dachten wir, die Hongshan hätten ihre Wohn- und Ritualorte strikt getrennt, wie im berühmten Zeremonialzentrum von Niuheliang. Doch jüngste Ausgrabungen im Jahr 2024 in Yuanbaoshan in der Inneren Mongolei haben alles auf den Kopf gestellt. Dort fand man den größten Zhulong, der je entdeckt wurde – und zwar in einer einzigartigen Anlage, in der ein Grab und ein Altar zu einer einzigen, monumentalen Struktur verschmolzen sind. Das ist mehr als nur ein architektonisches Detail. Es zeigt uns, dass die Hongshan-Kultur vielfältiger und dynamischer war, als wir dachten. Vielleicht eine andere regionale Tradition? Oder eine Weiterentwicklung ihrer Rituale?


Genau solche Entdeckungen machen die Archäologie so lebendig! Was denkst du, könnte dieser Unterschied bedeuten? War Yuanbaoshan ein Zentrum für einen spezielleren Ahnenkult? Schreib mir deine Gedanken und Theorien unbedingt in die Kommentare – ich bin unglaublich gespannt auf den Austausch mit dir! Und wenn dir dieser Beitrag gefällt, lass gerne ein Like da, damit noch mehr Menschen auf diese Reise mitgenommen werden.


Das Vermächtnis dieser 5.000 Jahre alten Steine ist gewaltig. Die gewundene Form, die zoomorphen Züge – all das findet sich später im Schriftzeichen für „Drache“ (龍) der Shang-Dynastie wieder. Der Hongshan-Drache war nicht nur ein regionales Totemtier. Er war der Prototyp, die Blaupause für jenes Fabelwesen, das zum allgegenwärtigen Symbol der chinesischen Zivilisation werden sollte. Ein Symbol für Macht, Glück und kosmische Ordnung, dessen Wurzeln tief in der prähistorischen Erde der Steppe liegen.


Wenn wir heute den Jade-Drachen der Hongshan betrachten, sehen wir also mehr als nur ein Stück Stein. Wir sehen den Versuch einer Kultur, ihre Welt zu verstehen und zu gestalten. Wir sehen die Geburt eines Mythos in einer Zeit vor dem geschriebenen Wort, geformt aus der Hoffnung auf Regen, dem Wunsch nach Leben und der tiefen Ehrfurcht vor den Kräften der Natur. Und er stellt uns eine leise, aber eindringliche Frage: Welche Mythen und Symbole erschaffen wir heute, die in 5.000 Jahren noch von unserer eigenen Hoffnung und unseren Ängsten erzählen werden?


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Verwendete Quellen:


  1. Hongshan culture - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/Hongshan_culture

  2. Hongshan culture testifies the formation of Chinese community - english.cssn.cn - http://english.cssn.cn/skw_focus/202402/t20240219_5733402.shtml

  3. New discoveries in prehistoric culture shed light on origin of Chinese civilization - english.scio.gov.cn - http://english.scio.gov.cn/m/in-depth/2025-04/03/content_117803744.html

  4. Sites of Hongshan Culture: The Niuheliang Archaeological Site - UNESCO World Heritage Centre - https://whc.unesco.org/en/tentativelists/5804/

  5. HONGSHAN CULTURE AND OTHER NEOLITHIC CULTURES IN NORTHEAST CHINA - factsanddetails.com - https://factsanddetails.com/china/cat2/sub1/entry-5371.html

  6. Archaeological discovery of the Hongshan culture jade dragons - UNESCO Courier - https://courier.unesco.org/en/articles/archaeological-discovery-hongshan-culture-jade-dragons

  7. Symbolism of the Chinese Dragon in Myth and Culture - shamtam.com - https://shamtam.com/blogs/magazine/the-symbolism-of-the-chinese-dragon-in-myth-and-culture

  8. Hongshan culture | Neolithic, Rituals, Jade | Britannica - https://www.britannica.com/topic/Hongshan-culture

  9. Soundbites - Chinadaily.com.cn - http://epaper.chinadaily.com.cn/a/202506/16/WS684f5518a310ad6769f23f52.html

  10. Discover the Story of the Jade Pig-Dragon - Google Arts & Culture - https://artsandculture.google.com/story/discover-the-story-of-the-jade-pig-dragon/1wUhqSIHizhnkg?hl=en

  11. Over 100 Neolithic jade artifacts, including largest jade dragon, unearthed in China - Archaeology Magazine - https://archaeologymag.com/2024/09/neolithic-jade-artifacts-unearthed-in-china/

  12. Archaeologists Discover Mysterious Jade Dragon Artifact at a 5,000-Year-Old Tomb in China - Smithsonian Magazine - https://www.smithsonianmag.com/smart-news/archaeologists-discover-mysterious-jade-dragon-artifact-at-a-5000-year-old-tomb-in-china-180985288/

  13. Largest Jade Dragon Unearthed at Hongshan Culture Mound - Ancient Origins - https://www.ancient-origins.net/news-history-archaeology/hongshan-culture-jade-dragon-0021478

  14. Hongshan relics provide fresh prehistoric exchange insights - Global Times - https://www.globaltimes.cn/page/202503/1329847.shtml

  15. 5,000-year-old jade 'dragon' unearthed in tomb in China - Live Science - https://www.livescience.com/archaeology/5-000-year-old-jade-dragon-unearthed-in-tomb-in-china

  16. Jade Dragon | National Museum of China - https://en.chnmuseum.cn/collections_577/collection_highlights_608/artifacts_handed___down_from_ancient_times_612/202008/t20200831_247580.html

  17. Pig dragon - Wikipedia - https://en.wikipedia.org/wiki/Pig_dragon

  18. Where Chinese dragons first took flight - Chinadaily.com.cn - https://www.chinadaily.com.cn/a/202506/16/WS684f69a7a310a04af22c6635.html

  19. New Hongshan culture findings shed light on ancient China's brilliance - People's Daily - http://en.people.cn/n3/2025/0309/c90000-20287122.html

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