Blogverzeichnis Bloggerei.de
top of page

Schattenarbeit im Rechtsstaat: Deutschlands Nachrichtendienste im Fokus

Das Bild zeigt die silhouettierte Figur eines Mannes mit Hut, der eine Art Mantel trägt, im Vordergrund. Dahinter erhebt sich stilisierte Darstellung eines Adlers, des deutschen Bundesadlers, vor einem Hintergrund aus digitalen Binärcodes und stilisierten Schlössern. Die Farbgebung ist dunkel und atmosphärisch, mit einem Übergang von Schwarz zu tiefem Türkis, was eine geheimnisvolle und ernste Stimmung erzeugt.

Die deutsche Sicherheitsarchitektur im Bereich der Nachrichtendienste ist ein faszinierendes Geflecht aus föderalen Strukturen, klaren Mandaten und einem ausgeklügelten System der Kontrolle. Im Kern stehen drei Bundesdienste: der Bundesnachrichtendienst (BND) für die Auslandsaufklärung, das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) für den Schutz der inneren Ordnung und der Militärische Abschirmdienst (MAD) für die Sicherheit der Streitkräfte. Doch hinter dieser scheinbar klaren Aufteilung verbirgt sich eine komplexe Realität, die von historischen Bürden, juristischen Auseinandersetzungen und der ständigen Notwendigkeit, sich an neue Bedrohungen anzupassen, geprägt ist.

Die Fundamente: Wehrhafte Demokratie und das Trennungsgebot

Zwei Grundprinzipien prägen die deutschen Nachrichtendienste maßgeblich.


Erstens das Konzept der „wehrhaften Demokratie“ – die Idee, dass der Rechtsstaat sich aktiv gegen seine Feinde verteidigen muss. Das BfV leitet daraus seine Existenzberechtigung ab, indem es Bestrebungen im In- und Ausland beobachtet, die die freiheitliche demokratische Grundordnung bedrohen.


Zweitens das historisch gewachsene und bis heute gültige Trennungsgebot zwischen Nachrichtendiensten und Polizei. Dies ist eine Lehre aus der NS-Zeit, in der die Geheime Staatspolizei (Gestapo) exekutive und nachrichtendienstliche Befugnisse vereinigte. Um eine solche Machtkonzentration zu verhindern, dürfen deutsche Nachrichtendienste keine polizeilichen Zwangsbefugnisse wie Verhaftungen oder Durchsuchungen ausüben. Sie operieren nach dem Opportunitätsprinzip, während die Polizei dem Legalitätsprinzip unterliegt. Diese Trennung wird jedoch durch die Realität moderner Bedrohungen, die oft eine enge Zusammenarbeit erfordern, immer wieder auf die Probe gestellt.


Die komplizierte Geschichte der Nachrichtendienste in Deutschland hat zu einem tiefsitzenden öffentlichen Misstrauen geführt. Dies erklärt das besondere Augenmerk auf detaillierte Kontrollmechanismen, die sicherstellen sollen, dass die Dienste im Rahmen der Gesetze und Grundrechte agieren.

Die drei Säulen der Aufklärung: Ein Überblick

Dienst

Primäraufgaben

Hauptsitz

Haushalt (ca.)

Bundesnachrichtendienst (BND)

Auslandsaufklärung (politisch, wirtschaftlich, militärisch, technisch)

Berlin

945,4 Mio. Euro (2023)

Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV)

Inlandsnachrichtendienst (Extremismus-, Spionage- und Sabotageabwehr)

Köln

Teil des BMI-Haushalts

Militärischer Abschirmdienst (MAD)

Militärische Spionage- und Extremismusabwehr, Schutz der Bundeswehr

Köln

Teil des BMVg-Haushalts


Die Architektur der deutschen Nachrichtendienste


Verfassungsrechtliche und gesetzliche Grundlagen


Die Arbeit der deutschen Nachrichtendienste ist tief in der deutschen Verfassungsordnung verankert und durch eine Vielzahl von Gesetzen geregelt. Das Grundgesetz (GG) bildet dabei die oberste Richtlinie. Artikel 10 GG schützt das Kommunikationsgeheimnis, erlaubt aber Eingriffe auf gesetzlicher Grundlage, wie sie das Artikel 10-Gesetz (G10-Gesetz) vorsieht. Dieses Gesetz ist entscheidend für die Überwachung von Telekommunikation und bedarf der Zustimmung der G10-Kommission.


Darüber hinaus etablierte Artikel 45d GG die parlamentarische Kontrolle durch das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr), das die Aufsicht der Regierung über die Dienste überwacht. Artikel 73 GG wiederum verankert die ausschließliche Gesetzgebungskompetenz des Bundes für Angelegenheiten des Nachrichtendienstes und der auswärtigen Angelegenheiten.


Das Trennungsgebot, das Polizei und Nachrichtendienste strikt trennt, ist ein weiteres Fundament. Obwohl sein Verfassungsrang juristisch umstritten ist, verbietet es grundsätzlich die Verschmelzung exekutiver und nachrichtendienstlicher Befugnisse. Die Praxis zeigt jedoch, dass sich dieses Prinzip durch Kooperationsplattformen wie das Gemeinsame Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) zunehmend aufweicht, um auf komplexe Bedrohungen reagieren zu können.


Die spezifischen Befugnisse und operativen Rahmenbedingungen der einzelnen Dienste sind in eigenen Gesetzen festgelegt: das BNDG für den Auslandsdienst, das BVerfSchG für den Verfassungsschutz und das MADG für den militärischen Abschirmdienst. Diese Gesetze sind eng miteinander verknüpft, wobei das BVerfSchG oft als Leitgesetz fungiert.


Die nachrichtendienstliche Gemeinschaft und ihre Koordination


Die deutsche Nachrichtendienstlandschaft ist durch eine bewusste Fragmentierung gekennzeichnet, die jedoch durch eine ausgefeilte Koordination abgemildert wird. Das Bundeskanzleramt spielt eine zentrale Rolle bei der politischen und administrativen Steuerung, insbesondere durch den Beauftragten für die Nachrichtendienste und den Koordinator der Nachrichtendienste.


Die enge Zusammenarbeit zwischen dem Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) und den Landesämtern für Verfassungsschutz (LfV) bildet den sogenannten Verfassungsschutzverbund. Das BfV fungiert hier als Zentralstelle für die bundesweite Analyse und Informationssysteme, während die Landesbehörden die operative Informationsgewinnung vor Ort übernehmen.

Um auf transnationale Bedrohungen wie Terrorismus und Cyberkriminalität effektiv reagieren zu können, wurden verschiedene Kooperationsplattformen geschaffen. Dazu zählen das GTAZ, das Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum (GETZ), das Gemeinsame Internetzentrum (GIZ) und das Nationale Cyber-Abwehrzentrum (NCAZ). Diese Zentren, in denen sowohl Nachrichtendienste als auch Polizeibehörden zusammenarbeiten, sind ein Versuch, die durch das Trennungsgebot entstehenden Informationssilos zu überwinden und eine schnellere, integrierte Reaktion zu ermöglichen. Dies führt jedoch zu einer rechtlichen und organisatorischen Grauzone, die die Kontrolle erschwert.


Die Nachrichtendienste des Bundes im Detail


Der Bundesnachrichtendienst (BND) – Deutschlands Fenster zur Welt


Der BND ist der einzige Auslandsnachrichtendienst Deutschlands und hat die Aufgabe, die Bundesregierung mit Informationen aus dem Ausland zu versorgen. Seine Geschichte ist eng mit der Organisation Gehlen verbunden, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit US-amerikanischer Unterstützung aufgebaut wurde und sich primär auf die Spionage gegen die Sowjetunion konzentrierte. Die personelle Kontinuität zum NS-Regime und die damit verbundenen moralischen und sicherheitspolitischen Risiken (z.B. der Fall Felfe) prägten die frühe Phase des Dienstes. Erst eine Unabhängige Historikerkommission brachte in den letzten Jahren Licht in diese dunklen Kapitel.


Das BND-Gesetz von 1990 gab dem Dienst eine klare gesetzliche Grundlage. Die Verlagerung der Zentrale nach Berlin und eine strategische Modernisierung seit 2019 sollen den Dienst agiler und effizienter machen. Sein Mandat umfasst die Sammlung und Auswertung von Informationen über das Ausland, die für die außen- und sicherheitspolitische Lage Deutschlands von Bedeutung sind. Dazu gehören unter anderem die Abwehr von Terrorismus, die Proliferation von Massenvernichtungswaffen und die Aufklärung von Cyberbedrohungen.


Die Geschichte des BND ist auch von spektakulären Operationen wie „Rubikon“ (der verdeckte Erwerb der Schweizer Verschlüsselungsfirma Crypto AG) und gravierenden Skandalen wie dem „Curveball“-Fall oder der NSA/BND-Affäre geprägt. Diese Vorfälle haben die Debatte über die Notwendigkeit und die Grenzen der nachrichtendienstlichen Arbeit immer wieder neu entfacht und das Vertrauen in den Dienst belastet. Der Verratsfall Carsten L. Ende 2022 erschütterte das Vertrauen internationaler Partner erneut.


Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) – Wächter der inneren Ordnung


Das BfV, gegründet 1950 unter alliierter Aufsicht, hat die Aufgabe, die freiheitliche demokratische Grundordnung (fdGO) zu schützen. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Abwehr von Extremismus, Spionage und Sabotage im Inland. Der Fokus lag anfangs auf der Bekämpfung des Kommunismus und des Rechtsextremismus, was zu bedeutenden Fällen wie den Verboten der SRP und der KPD führte.


Auch im BfV gab es personelle Kontinuitäten zum NS-Regime, die jedoch im Vergleich zum BND früher und konsequenter aufgearbeitet wurden. Die Bedrohungslandschaft hat sich stetig verändert, und neben der Abwehr des Terrorismus und extremistischer Bestrebungen werden heute auch die „Reichsbürger“-Szene und die Delegitimierung des Staates beobachtet.

Das BfV nutzt eine breite Palette von Informationsquellen, von offenen Quellen bis hin zum Einsatz von Vertrauensleuten und Telekommunikationsüberwachung nach Genehmigung durch die G10-Kommission. Ein zentraler Begriff in seiner Arbeit ist die „freiheitliche demokratische Grundordnung“, die sich aus der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ableitet.


Die Geschichte des BfV ist durch schwerwiegende Skandale wie den NSU-Komplex geprägt, bei dem das Versagen der Behörde bei der Aufklärung der Mordserie durch rechtsterroristische Zellen und die Vernichtung von Akten das Vertrauen tief erschütterte. Auch die Praxis des V-Leute-Einsatzes und die Beobachtung von Abgeordneten standen wiederholt in der Kritik.


Der Militärische Abschirmdienst (MAD) – Schild der Streitkräfte


Der MAD ist der kleinste der drei Nachrichtendienste und dient dem Schutz der Bundeswehr und des Verteidigungsministeriums. Seine Aufgaben umfassen die Abwehr von Extremismus, Spionage und Sabotage innerhalb der Streitkräfte. Seine Zuständigkeit ist durch eine „doppelte Klammer“ definiert: Die Bestrebung muss sich gegen die Bundeswehr richten und von Personen ausgehen, die dem Geschäftsbereich des BMVg angehören.


Der MAD operierte lange Zeit ohne spezifische gesetzliche Grundlage, bis das MAD-Gesetz 1990 in Kraft trat. Eine wichtige Reform im Jahr 2017 wandelte den MAD in eine zivile Bundesoberbehörde um, um seine Unabhängigkeit zu stärken. Neben der Abwehr von Gefahren ist der MAD auch für Sicherheitsüberprüfungen von Personal und die Beratung in Fragen des Geheimschutzes zuständig.


Die Kießling-Affäre 1983 war ein tiefgreifender Skandal, der methodische und professionelle Mängel im MAD aufdeckte und zu einer umfassenden Reform führte. Aktuelle Herausforderungen sind die Bekämpfung von Rechtsextremismus in der Bundeswehr und die Aufklärung von Fällen wie Franco A. oder die Warnung von KSK-Soldaten. Die hohe Zahl von Verdachtsfällen im Bereich Rechtsextremismus bleibt eine zentrale Herausforderung.


Das Kontrollgeflecht – Aufsicht und Rechenschaftspflicht


Die deutschen Nachrichtendienste unterliegen einem der komplexesten Kontrollsysteme weltweit. Dieses System aus parlamentarischer, exekutiver, quasi-gerichtlicher und unabhängiger Aufsicht ist das Ergebnis von Skandalen und gerichtlichen Urteilen.


Parlamentarische Kontrolle: Das PKGr und seine Grenzen


Das Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) ist die zentrale Säule der parlamentarischen Aufsicht. Es überwacht die Aufsicht der Bundesregierung über die Dienste, kann Berichte anfordern, Akteneinsicht verlangen und Mitarbeiter befragen. Die Arbeit des Gremiums unterliegt strengster Geheimhaltung, was die öffentliche Rechenschaftspflicht erschwert. Die jährlichen öffentlichen Anhörungen und Berichte versuchen, hier Abhilfe zu schaffen.


Trotz seiner weitreichenden Befugnisse auf dem Papier wird die Wirksamkeit des PKGr kritisiert. Das Problem der Informationsasymmetrie, bei der die Kontrolleure auf die Informationen der Kontrollierten angewiesen sind, und begrenzte Sanktionsmöglichkeiten schwächen seine Position. Zudem besteht die Gefahr der Politisierung, bei der parteipolitische Interessen die Kontrollarbeit beeinflussen können.


Spezialisierte und quasi-gerichtliche Aufsicht


Die G10-Kommission spielt eine einzigartige Rolle, indem sie über die Zulässigkeit von Eingriffen in das Fernmeldegeheimnis entscheidet. Sie ersetzt den Richtervorbehalt in diesem Bereich, was kontrovers diskutiert wird, da die Betroffenen kein rechtliches Gehör erhalten.


Der Unabhängige Kontrollrat wurde als Reaktion auf ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung des BND geschaffen, um diese spezifischen SIGINT-Aktivitäten zu kontrollieren.

Weitere Kontrollinstanzen sind der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit (BfDI), dessen Kontrollmöglichkeiten jedoch eingeschränkt sind, und der Bundesrechnungshof, der die Haushaltsführung prüft.


Die Kontrollarchitektur in der Praxis: Ein fragmentiertes System?


Die Vielzahl der Kontrollinstanzen in Deutschland ist oft das Ergebnis reaktiver Gesetzgebung nach Skandalen. Dies führt zu einer Zersplitterung der Zuständigkeiten und der Gefahr von Kontrolllücken. Kritiker sprechen von einem „Kontroll-Theater“, das die tatsächlichen strukturellen Schwächen verdeckt. Die enorme bürokratische Belastung durch Berichtspflichten bindet Ressourcen. Die Debatte dreht sich daher zunehmend um die Integration und Professionalisierung der Kontrollmechanismen.

Kontrollorgan

Art der Kontrolle

Hauptverantwortung

Zentrale Befugnisse

Parlamentarisches Kontrollgremium (PKGr)

Politisch-Parlamentarisch

Allgemeine Aufsicht über die Regierungskontrolle der Dienste

Anforderung von Berichten, Akteneinsicht, Befragungsrecht

G10-Kommission

Quasi-Gerichtlich (Grundrechte)

Genehmigung spezifischer Telekommunikations-Überwachungen (Art. 10 GG)

Genehmigung/Ablehnung von Überwachungsanträgen

Unabhängiger Kontrollrat

Rechtlich (Technisch/SIGINT)

Kontrolle der Ausland-Ausland-Fernmeldeaufklärung des BND

Anordnung der Einstellung rechtswidriger Maßnahmen

Bundesbeauftragter für den Datenschutz (BfDI)

Rechtlich (Datenschutz)

Überwachung der Einhaltung von Datenschutzgesetzen

Inspektionen, formelle Beanstandungen

Bundesrechnungshof

Finanziell

Prüfung der Haushalts- und Wirtschaftsführung

Prüfung von Rechnungen und Ausgaben

Gerichte (insb. BVerfG)

Gerichtlich

Prüfung der Verfassungsmäßigkeit von Gesetzen und Maßnahmen

Normenkontrolle, Verfassungsbeschwerden

Teil IV: Aktuelle Herausforderungen und zukünftige Entwicklungen

Die deutschen Nachrichtendienste agieren in einem Umfeld tiefgreifender Umbrüche und neuer, komplexer Bedrohungen.


Die sich wandelnde Bedrohungslandschaft


Die sicherheitspolitische Lage hat sich dramatisch verändert. Russland wird als die primäre und akuteste Bedrohung für die deutsche und europäische Sicherheit eingestuft. Die Dienste beobachten ein bisher ungekanntes Niveau an aggressiver Spionage, Sabotageversuchen und Desinformationskampagnen. China und der Iran werden als Hauptakteure im Bereich der Spionage genannt.


Der internationale Terrorismus bleibt eine zentrale Aufgabe, ebenso wie die Bekämpfung des politischen Extremismus im Inland, insbesondere des Rechtsextremismus. Das digitale Schlachtfeld erfordert intensive Anstrengungen im Bereich der Cyberabwehr. Die exponentiell wachsende Datenmenge stellt die Dienste vor die Herausforderung, relevante Informationen zu filtern und auszuwerten, was den Einsatz von KI vorantreibt und neue rechtliche und ethische Fragen aufwirft.


Das Vertrauensdefizit und die Suche nach Legitimität


Die deutschen Nachrichtendienste leiden unter einem chronischen Vertrauensdefizit, das durch historische Belastungen und wiederkehrende Skandale genährt wird. Dies führt zu einer ständigen Forderung nach mehr Kontrolle und Transparenz. Als Reaktion darauf haben die Dienste ihre Öffentlichkeitsarbeit verstärkt, um über ihre Arbeit zu informieren und ihre Notwendigkeit zu legitimieren. Die Präsidenten der Dienste treten zunehmend als öffentliche Figuren auf, um die Bedrohungslage zu erläutern und um Verständnis für ihre Arbeit zu werben.


Schlussfolgerung: Die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit im 21. Jahrhundert


Die deutsche Sicherheitsarchitektur ist von tiefen Widersprüchen und Anpassungsdruck geprägt. Die unterschiedlichen Gründungsgeschichten, das komplexe und fragmentierte Kontrollsystem, die ständigen juristischen Auseinandersetzungen und die Aushöhlung des Trennungsgebots stellen die Dienste vor große Herausforderungen. Ihr zentrales Dilemma besteht darin, in einem Rahmen zu agieren, der staatliche Macht begrenzt, während sie gleichzeitig leistungsfähigere nachrichtendienstliche Fähigkeiten benötigen.


Für die Zukunft sind mehrere Entwicklungen entscheidend:Die Reform der Aufsicht hin zu mehr Effektivität und Integration.Die Stabilisierung der Rechtsgrundlagen, um Handlungsfähigkeit zu gewährleisten.Eine Neujustierung des Trennungsgebots, die den Schutz der Demokratie mit notwendiger Zusammenarbeit verbindet.Die Gewinnung und Erhaltung von Legitimität durch Leistung, Rechtsstaatlichkeit und Transparenz.


Die folgende Tabelle fasst die komplementären Rollen der drei Dienste zusammen:

Merkmal

Bundesnachrichtendienst (BND)

Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV)

Militärischer Abschirmdienst (MAD)

Geografischer Fokus

Ausschließlich Ausland

Primär Inland

Bundeswehr (In- und Ausland)

Primäre Zielobjekte

Ausländische Staaten, Terrornetzwerke, Proliferationsakteure, Organisierte Kriminalität

Inländische Extremisten (Rechts, Links, Islamisten), „Reichsbürger“, ausländische Spione in Deutschland

Extremisten und Spione innerhalb oder mit Zielrichtung Bundeswehr

Zentrale Methoden

SIGINT, HUMINT, OSINT, Satellitenbildauswertung

Auswertung offener Quellen, Einsatz von V-Leuten, Observation

Spionageabwehr, Sicherheitsüberprüfungen, Schutz von Auslandskontingenten

Polizeiliche Befugnisse

Keine

Keine

Keine

Öffentliche Berichterstattung

Keine regelmäßigen öffentlichen Berichte; Berichterstattung an die Bundesregierung

Jährlicher, detaillierter Verfassungsschutzbericht

Jährlicher MAD-Report

Es ist ein ständiger Balanceakt zwischen der Gewährleistung von Sicherheit und dem Schutz der Freiheit, der die Arbeit der deutschen Nachrichtendienste im 21. Jahrhundert bestimmt. Die Art und Weise, wie Deutschland diese Herausforderungen meistert, wird entscheidend dafür sein, wie wirksam und rechtsstaatlich unsere Demokratie in einer immer komplexeren Welt geschützt wird.



Abonniere unseren monatlichen Newsletter, um keine spannenden Einblicke in Wissenschaft und Gesellschaft zu verpassen!


Fühlst du dich inspiriert oder hast eigene Gedanken zu diesem komplexen Thema? Dann hinterlasse uns gerne ein Like und teile deine Meinung in den Kommentaren! Wir freuen uns auf den Austausch mit dir.


Folge uns auch auf unseren Social-Media-Kanälen für weitere Inhalte:


Verwendete Quellen:


  1. www.bundestag.de, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bundestag.de/webarchiv/Ausschuesse/ausschuesse19/weitere_gremien/parlamentarisches_kontrollgremium/nachrichtendienste-537926#:~:text=Die%20drei%20Nachrichtendienste%20des%20Bundes,Bundesamt%20f%C3%BCr%20Verfassungsschutz%20(BfV).

  2. Nachrichtendienste des Bundes - Wikipedia, Zugriff am Juli 9, 2025, https://de.wikipedia.org/wiki/Nachrichtendienste_des_Bundes

  3. Nachrichtendienste | bpb.de, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/handwoerterbuch-politisches-system/202073/nachrichtendienste/

  4. Bundesamt für Verfassungsschutz - Startseite, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.verfassungsschutz.de/

  5. Aufgaben und Befugnisse - Verfassungsschutz BW, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.verfassungsschutz-bw.de/,Lde/Startseite/Ueber+uns/Aufgaben+und+Befugnisse

  6. Bundesamt für Verfassungsschutz - Wikipedia, Zugriff am Juli 9, 2025, https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesamt_f%C3%BCr_Verfassungsschutz

  7. Unsere Geschichte - Bundesamt für Verfassungsschutz, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.verfassungsschutz.de/DE/verfassungsschutz/bundesamt-fuer-verfassungsschutz/geschichte/geschichte_node.html

  8. Die Arbeit der Nachrichtendienste - Deutscher Bundestag, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bundestag.de/webarchiv/Ausschuesse/ausschuesse19/weitere_gremien/parlamentarisches_kontrollgremium/nachrichtendienste-537926

  9. Bundesnachrichtendienst - Wikipedia, Zugriff am Juli 9, 2025, https://de.wikipedia.org/wiki/Bundesnachrichtendienst

  10. BND - Crypto Museum, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.cryptomuseum.com/intel/bnd/

  11. Unsere Behörden und Einrichtungen - Bundesamt für Verfassungsschutz - BMI, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bmi.bund.de/SharedDocs/behoerden/DE/bfv.html

  12. Militärischer Abschirmdienst - Wikipedia, Zugriff am Juli 9, 2025, https://de.wikipedia.org/wiki/Milit%C3%A4rischer_Abschirmdienst

  13. Headquarters of the Federal Intelligence Service - Wikipedia, Zugriff am Juli 9, 2025, https://en.wikipedia.org/wiki/Headquarters_of_the_Federal_Intelligence_Service

  14. Der Militärische Abschirmdienst (MAD) - Bundeswehr, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bundeswehr.de/de/organisation/mad-bundesamt-fuer-den-militaerischen-abschirmdienst

  15. Military Counterintelligence Service (Germany) - Wikipedia, Zugriff am Juli 9, 2025, https://en.wikipedia.org/wiki/Military_Counterintelligence_Service_(Germany)

  16. Parlamentarisches Kontrollgremium (PKGr) - Deutscher Bundestag, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bundestag.de/ausschuesse/weitere_gremien/parlamentarisches-kontrollgremium

  17. Die G10-Kommission - Verschlusssache - WordPress.com, Zugriff am Juli 9, 2025, https://ojihad.wordpress.com/2021/05/14/die-kommission/

  18. G 10-Kommission - Deutscher Bundestag, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bundestag.de/ausschuesse/weitere_gremien/g10-kommission

  19. Artikel 45d Parlamentarisches Kontrollgremium - Grundgesetz für jede(n), Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.grundgesetz-fuer-jeden.de/artikel-45d.html

  20. Bibliothek : Recherche in Gesetzesmaterialien - Gesetz zur weiteren Fortentwicklung der parlamentarischen Kontrolle der Nachrichtendienste des Bundes - Der Bundesgerichtshof, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bundesgerichtshof.de/DE/Bibliothek/GesMat/WP18/P/PK_Nachrichtendienst.html

  21. Trennungsgebot zwischen Polizei und Nachrichtendiensten - Wikipedia, Zugriff am Juli 9, 2025, https://de.wikipedia.org/wiki/Trennungsgebot_zwischen_Polizei_und_Nachrichtendiensten

  22. 'Trennungsgebot' für Polizei und Geheimdienst ins GG? - LTO, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.lto.de/recht/hintergruende/h/polizei-geheimdienst-nachrichtendienst-trennungsgebot-fdp-fraktion-bundestag-sicherheit

  23. Sachstand - Zum Trennungsgebot zwischen Polizei und Nachrichtendiensten - Deutscher Bundestag, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bundestag.de/resource/blob/970038/7389146a57fbd73593ea7e9af9a10b73/WD-3-071-23-pdf-data.pdf

  24. Gesetz über den Bundesnachrichtendienst (BND-Gesetz - BNDG), Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.gesetze-im-internet.de/bndg/BNDG.pdf

  25. BNDG - nichtamtliches Inhaltsverzeichnis - Gesetze im Internet, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.gesetze-im-internet.de/bndg/

  26. Gesetz über die Zusammenarbeit des Bundes und der Länder in Angelegenheiten des Verfassungsschutzes und über das Bundesamt für Verfassungsschutz (Bundesverfassungsschutzgesetz - BVerfSchG) - Gesetze im Internet, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.gesetze-im-internet.de/bverfschg/BJNR029700990.html

  27. „Verfassungswidrig“: BND muss Kommunikations-Überwachung einschränken, Zugriff am Juli 9, 2025, https://netzpolitik.org/2024/verfassungswidrig-bnd-muss-kommunikations-ueberwachung-einschraenken/

  28. WIKI: Nachrichtendienstgeschichte im frühen Kalten Krieg Bundesnachrichtendienst (BND) - Geschichte Nordamerikas - Ruhr-Universität Bochum, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.ruhr-uni-bochum.de/agnse/wiki-BND.html

  29. Liste von besonderen Vorfällen mit BND-Bezug - Wikipedia, Zugriff am Juli 9, 2025, https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_besonderen_Vorf%C3%A4llen_mit_BND-Bezug

  30. Das Problem Verfassungsschutz hat eine lange Geschichte - netzpolitik.org, Zugriff am Juli 9, 2025, https://netzpolitik.org/2019/das-problem-verfassungsschutz-hat-eine-lange-geschichte/

  31. Gemeinsam für die Sicherheit - ZNAF, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.znaf.de/startseite/gemeinsam-fuer-die-sicherheit-137690

  32. Der Verfassungsschutz und seine Skandale – DW – 16.09.2018, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.dw.com/de/der-verfassungsschutz-und-seine-skandale/a-45500690

  33. Gefährdung der Bundestagswahl durch unzulässige ausländische Einflussnahme, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/hintergruende/DE/spionage-und-proliferationsabwehr/gefaehrdung-der-bundestagswahl-2025-durch-unzulaessige-auslaendische-einflussnahme.html

  34. Das MADG - nichtamtliches Inhaltsverzeichnis - Gesetze im Internet, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.gesetze-im-internet.de/madg/

  35. Militärgeheimdienst-Chef muss gehen – DW – 24.09.2020, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.dw.com/de/milit%C3%A4rgeheimdienst-chef-christof-gramm-muss-gehen/a-55044917

  36. Die parlamentarische Kontrolle der Nachrichtendienste – ein makabrer Witz, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.humanistische-union.de/publikationen/vorgaenge/215/publikation/die-parlamentarische-kontrolle-der-nachrichtendienste-ein-makabrer-witz-1/

  37. Weniger ist mehr - Verfassungsblog, Zugriff am Juli 9, 2025, https://verfassungsblog.de/weniger-ist-mehr/

  38. Gremium verkleinert: Kontrolle der Nachrichtendienste ausgehöhlt? - ZDFheute, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.zdfheute.de/politik/deutschland/nachrichtendienst-kontrollgremium-bundestag-verkleinert-von-notz-100.html

  39. Parlamentarisches Kontrollgremium: Aufgaben, Besetzung, Arbeit - Deutschlandfunk, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.deutschlandfunk.de/parlamentarisches-kontrollgremium-pkgr-kontrolle-geheimdienste-100.html

  40. PKGG: Art. 5 Befugnisse des Kontrollgremiums - Bürgerservice - Bayern.Recht, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.gesetze-bayern.de/Content/Document/BayPKGG-5

  41. G10-Kommission - Bayerischer Landtag, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bayern.landtag.de/parlament/gremien/g10-kommission/

  42. Organisation, Geschichte, Skandale: NSA, Mossad und die verräterische Nackttänzerin – so spionieren die Geheimdienste - FOCUS online, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.focus.de/politik/ausland/organisation-geschichte-skandale-nsa-mossad-und-die-verraeterische-nackttaenzerin-so-spionieren-die-geheimdienste_id_2978929.html

  43. Nachrichtendienste warnen vor wachsender Bedrohung durch Russland, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2024/kw42-pa-pkgr-1020558

  44. BND-Präsident Kahl: Russland darf nicht unterschätzt werden - Deutschlandfunk, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.deutschlandfunk.de/bnd-praesident-kahl-russland-darf-nicht-unterschaetzt-werden-100.html

  45. Algorithmische Aufklärung: Warum Nachrichtendienste rechtliche Leitplanken für automatisierte Datenanalysen brauchen - Stiftung Neue Verantwortung, Zugriff am Juli 9, 2025, https://www.interface-eu.org/publications/automatisierte-datenanalyse-nachrichtendienste

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen
bottom of page