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WTF-Fragen
 

Warum kannst du aus deiner eigenen Perspektive niemals sterben?

 

Kategorie:

​

Philosophie

Der kurze TEASER:

Weil laut einer Theorie der Quantenphysik dein Bewusstsein bei jedem potenziell tödlichen Ereignis immer dem Pfad des Überlebens folgt. In unzähligen anderen Universen bist du tot, aber das wirst du niemals erleben.

Die ausführliche Antwort:

Diese Idee, bekannt als „Quanten-Unsterblichkeit“, ist wohl eines der bizarrsten und verstörendsten Konzepte, die am Rande der theoretischen Physik und Philosophie lauern. Sie basiert auf der „Viele-Welten-Interpretation“ der Quantenmechanik, die in den 1950er Jahren von Hugh Everett III. vorgeschlagen wurde. Vereinfacht gesagt, besagt diese Interpretation, dass sich das Universum bei jedem Quantenereignis – also bei jeder Entscheidung auf der kleinsten Ebene der Realität – in alle möglichen Ausgänge aufspaltet. Es gibt nicht nur ein Ergebnis, sondern alle Ergebnisse finden in separaten, parallelen Universen statt. Stell dir vor, du spielst Russisch Roulette, aber mit einer „Quanten-Pistole“. Statt einer Kugel im Revolver hängt der Abzug von einem einzelnen radioaktiven Atom ab. Wenn das Atom innerhalb einer Minute zerfällt (eine 50/50-Chance), drückt die Pistole ab. Wenn es nicht zerfällt, klickt es nur. Du setzt die Pistole an deine Schläfe und wartest. Nach einer Minute passiert … nichts. Nur ein Klicken. Du hast überlebt. Glück gehabt, denkst du. Also versuchst du es noch einmal. Wieder nur ein Klicken. Und wieder. Und wieder. Du könntest das eine Million Mal tun und würdest nach dieser Theorie immer nur das Klicken hören. Du würdest dich für den glücklichsten Menschen im Universum halten, ein Wunder der Statistik. Aber was wirklich passiert, ist Folgendes: Jedes Mal, wenn du den „Abzug“ betätigst, spaltet sich die Realität in zwei Zweige. Zweig A: Das Atom zerfällt, die Pistole feuert, und du stirbst sofort. Dein Bewusstsein erlischt in diesem Universum. Zweig B: Das Atom zerfällt nicht, die Pistole klickt, und du lebst weiter. Der entscheidende Punkt ist: Du kannst per Definition nur den Zweig erleben, in dem du überlebst. Dein Bewusstsein, dein subjektiver Erlebensstrom, kann seinen eigenen Endpunkt nicht erfahren. Es gibt also ein Universum, in dem deine Freunde und Familie um deine Leiche trauern, aber du bist nicht dort, um es zu erleben. Dein Bewusstsein hat den Pfad gewechselt und existiert nur noch in Zweig B, wo du verblüfft feststellst, dass du schon wieder Glück hattest. Wenn diese Theorie stimmt, ist dein subjektives Erleben eine ununterbrochene Kette des Überlebens gegen alle Wahrscheinlichkeit. Du würdest jeden potenziell tödlichen Autounfall durch einen absurden Zufall überleben. Du würdest jede schwere Krankheit wie durch ein Wunder besiegen. Aus der Sicht der Außenwelt wärst du ein medizinisches und statistisches Phänomen. Aus deiner Sicht wäre das Leben einfach … normal. Du würdest altern, denn das Altern ist kein probabilistischer Tod, sondern ein langsamer Verfall, dem man nicht durch einen „Sprung“ in ein anderes Universum entgehen kann. Dein Ende käme erst, wenn es absolut keine mögliche Realität mehr gibt, in der dein Gehirn weiterhin Bewusstsein aufrechterhalten kann – der unaufhaltsame Tod durch Altersschwäche. Dieses Gedankenexperiment testet die Grenzen unseres Verständnisses von Identität, Tod und Realität. Es bedeutet nicht, dass du kugelsicher bist oder von einer Klippe springen solltest. Denn in fast allen denkbaren Realitäten würdest du sterben und unendliches Leid für deine Liebsten verursachen. Aber die eine Version von dir, die durch einen unglaublichen Zufall in einem Baum landet und überlebt, wäre die Einzige, die die Geschichte weitererzählen könnte. Die Frage ist also nicht, ob du stirbst – das tust du in unzähligen Welten –, sondern ob du jemals die Erfahrung deines eigenen Todes machen kannst. Laut dieser Theorie lautet die Antwort: Nein. Du bist dazu verdammt, für immer der letzte Überlebende deiner eigenen Geschichte zu sein.
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