top of page
WTF-Fragen
Haben Tiere auch einen Glauben oder spirituelle Empfindungen?
Kategorie:
Religion
Der kurze TEASER:
Beobachtungen zeigen, dass Tiere komplexe Verhaltensweisen wie Trauer, Rituale und Empathie zeigen. Dies wirft die Frage auf, ob sie nicht auch eine Art von Spiritualität erleben, die über reinen Instinkt hinausgeht.
Die ausführliche Antwort:
Wenn wir über Religion und Spiritualität sprechen, denken wir fast immer nur an uns selbst, an den Menschen. Wir sehen uns als Krone der Schöpfung, als einzige Wesen mit einem Bewusstsein, das über den reinen Überlebenstrieb hinausgeht. Aber was, wenn wir uns irren? Was, wenn Spiritualität, Ehrfurcht oder gar eine Art von Glauben nicht exklusiv menschlich sind?
Schau dir nur Elefanten an. Sie sind bekannt für ihr komplexes Sozialverhalten, aber besonders beeindruckend ist ihre Art, mit dem Tod umzugehen. Wenn ein Elefant stirbt, versammeln sich Artgenossen oft über Tage um den Körper. Sie berühren ihn sanft mit ihren Rüsseln, reiben ihre Köpfe daran und zeigen Verhaltensweisen, die wir als Trauer bezeichnen würden. Sie besuchen sogar Jahre später die Knochen verstorbener Familienmitglieder, betasten sie und verweilen still. Ist das nur Instinkt? Oder steckt da mehr dahinter, eine Art Respekt vor dem Unbekannten, eine Form von totemistischem Ritual?
Oder denk an Wale und Delfine. Ihre Kommunikation ist unglaublich komplex, ihre Gesänge können über Hunderte von Kilometern reichen und scheinen emotionale Tiefe zu besitzen. Wir wissen noch so wenig darüber, was diese Geräusche wirklich bedeuten. Gibt es vielleicht spirituelle Erzählungen, Mythen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden, ähnlich wie unsere eigenen Legenden?
Selbst bei Primaten beobachten wir Verhaltensweisen, die an Rituale erinnern. Manchmal werden bestimmte Plätze aufgesucht, Objekte verehrt oder kollektive Lautäußerungen vollführt, deren unmittelbarer Zweck nicht offensichtlich ist. Frühe menschliche Animismus – der Glaube, dass alles in der Natur beseelt ist – könnte seinen Ursprung in der Beobachtung der Tiere und der Natur gehabt haben. Das Verständnis, dass Bäume, Flüsse und Tiere eine eigene „Seele“ oder „Geist“ besitzen, war die Grundlage vieler indigener Spiritualitäten. Dort gab es keine strikte Trennung zwischen Mensch und Natur, zwischen Geist und Materie.
Die Wissenschaft tut sich schwer mit solchen Fragen, denn „Spiritualität“ ist schwer zu messen und noch schwerer bei Wesen zu identifizieren, die keine Sprache haben, um sie uns mitzuteilen. Aber nur weil wir es nicht verstehen können, heißt das nicht, dass es nicht existiert. Vielleicht ist unsere Definition von Religion und Spiritualität einfach zu eng, zu anthropozentrisch.
Wenn wir die Welt durch die Augen eines Wolfes sehen könnten, der in einer Vollmondnacht heult, oder durch die eines Vogels, der zum Himmel aufsteigt, würden wir dann vielleicht eine ganz andere Art von Ehrfurcht, von Verbundenheit mit dem Kosmos erkennen? Viele Kulturen haben genau das getan: Sie haben die Tiere als Lehrer und spirituelle Führer angesehen, die uns etwas über die universellen Kräfte des Lebens und des Todes lehren können.
Diese Gedanken zwingen uns dazu, unsere Rolle im Ökosystem neu zu überdenken und unsere oft arrogante Haltung, wir seien die einzigen mit einem „höheren Bewusstsein“, zu hinterfragen. Es ist eine Einladung, unsere Mitgeschöpfe mit noch größerem Respekt und Neugier zu betrachten. Wer weiß, welche tiefen spirituellen Wahrheiten sich uns offenbaren, wenn wir aufhören, nur auf menschliche Stimmen zu hören, und beginnen, die Stille und die Zeichen der Tierwelt zu verstehen?
bottom of page








































































































